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112 Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (Mar/ 1931.)
1929 wurde das Medium auf Veranlassung des Vr/Ies Doktor Liehtenegger in
die Privalordination zum Professor Dr. Zingerle gebracht. iNur unter polizeilicher
Bedeckung konnte sie das Jlaus unbehindert verlassen und in den Straßen-
bahnwagen einsteigen, um sich selbst zur ärztlichen l nlersuehung zu Professor
Dr. Zingerle /u hegeben. Dieser sollte das Mädchen anfangs beobachten
und der Nervenklinik überweisen, weil er meinte, es handle sich bei dem Mäd-
eben um eine Vrl Hysterie, die ihre vollkommene, natürliche Vufklärung finden
werde. Die eingehende Untersuchung des genannten Professors in der Pmat-
ordinalion ergab, daß sie /war her/- und nervenleidend ist, daß jedoch das
Krankheilsbild keinen außergewöhnlichen Befund biete. Trotzdem sollte das
Medium an die x\ervenklinik abgegeben werden. Fräulein Weißl weigerte *>ich
jedoch heftig, sich einer Beobachtung auf der >ervenklinik zu unterziehen,
und so kehrte &ie noch am sell>en Tag nach Hause zurück. Professor Dr. Zingerle
gab dem früher genannten Kassenarzt Doktor Liehtenegger einen Brief
mit. Daraufhin verlangle Doktor Liehtenegger brieflich von der Wache, daß
sie aus ihrer Wohnung mit dem Keltungsauto weggeführt werden solle. Aber
auch darauf ging das Medium vernünftigerweise nicht ein, sondern mit der
Begründung, daß ihr ja nichts fehle, daß sie nicht krank sei, verweigerte sie
den Vblransporl mit deim Rellungsaulo. Daraufhin wurde sie weiter nicht
mehr belästigt.
W a s die Leute r e d e n.
Die erste \ermulung für alle Beteiligten war naturgemäß, daß eine Ratte
oder Maus die Klopflaute hervorbringe. Daher machte man mit allerlei Instrumenten
Jagd auf das vermeintliche Tier. Dasselbe war auch der Fall, als
man sah, wie sich das Fleischbrelt bewegte. Vuch noch als bereits Steine und
Mörlelstücke geflogen kamen, glaubten die Spukhausbewohner, daß Batten und
Mäuse tfic Steine locker machen und werfen. Ms aber ziemlich große Mauerslücke
zu fliegen begannen, sah man ein, daß da keine Balte oder Maus im
Spiel sein könne. Die nächste Vermutung der Leute, welche die Dinge nur
vom Hörensagen kannten, war, daß die Weißl selbst die Dinge mache, um ihnen
Angst und Furcht einzujagen Es fehlte auch nichl an heiligen Vorwürfen
über die hysterische, übeispannte Person, die auch noch andere mit ihrer
1 festere und ihren l eberspannlheiten anstecke. Vndere wieder behaupteten,
sie verzaubere alles, die unheimliche Person gehöre hinter Schloß und Riegel.
Nieder andere wollten wissen, daß das Mädchen, obwohl sie in einer Frei-
denk»»rfamilie lebt und selbst nicht religiös isl von den Missionären in Eggenberg
Geld bekommen habe, damit sie bewirke, daß die Leute „bigotliscb" werden
, in die Kirche gehen und an Göll und an die Geister glauben. Hierzu ist
zu bemerken, daß in der Zeil vom i. bis November 19**9 in Graz und
auch in E. katholische Missionsvorträge abgehalten wurden, zu deren Besuch
große Plakate einluden. Der Spuk aber bat bereits am 2/1. Oktober io/'i),
also eine Woche vor der Mission begonnen. Dann kam auch der Verdacht auf,
daß spiritistisch eingestellte und interessierte Leute bei der ganzen Sache die
Hand im Spiele haben, und daß die Weißl die Vufgabe hätte, ebenfalls geuen
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