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einer krl Psychose der Mitbewohner und Nachbarn zu tun hat. Schon aus viel
geringeren Anlässen, als Erscheinungen, wie sie jetzt in K. vorgekommen sind,
wurden Menschen, die sonst gewiß nichl leicht zu beeinflussen sind, von
psychotischen Zuständen befallen. Durch das Unheimliche der Vorgänge werden
übrigens sensible Menschen noch leichler beeinflußt. Für diese Vnnahine
dürfte auch der Umstand sprechen, daß sich fast aller, die Augenzeugen dieser
mysteriösen Erscheinungen waren, ein an Grauen grenzendes Gefühl l)emäeh-
tigt hat.*' Diese Vermutung war schon damals, als die Erscheinungen mit überragender
Wucht und Stärke auftraten, angesichts der objektiven Wirkungen
der Spuk Vorgänge und des massenhaften Stein-, Sand- und Mörtelregens ganz
und gar unberechtigt, ihre l nmöglichkeit wurde später noch klarer erwiesen.
Selbstmordversuch des Vaters des Medium s.
Nachdem nach den ersten Tagen des Novembers eine kurze Pause in den
Spukerscheinungen eingetreten war, schien es fast, als wollten die E.-Spuk-
voigänge in Vergessenheil geraten. Die Wohnparteien des Spukhauses in der
Georgigasso fertigten die noch immer sehr zahlreich nach dem Geisterhaus
pilgernden Neugierigen mit der Mitteilung ab, die Spukvorgänge hätten aufgehört
, seitdem sich Frieda Weißl auf der Nervenklinik befinde, was nach der
früheren Darstellung gar nicht der Fall war. Da gab es am Samstag, den
9. November nj*?3, um 18 Uhr, im Gasthaus ,,Zum roten Kreuz" in WetzeK-
dorf in der Steinbergstraße, nahe bei E. einen Vuf sehen erregenden Vorfall.
Ein dort als Gast weilender älterer Mann, der 05 Jahre alte Maurer (!) Franz
Weißl, der früher in einem zum Besitz Stadler gehörigen Haus, auf dem sogenannten
Oelberg, und seit kurzer Zeit im Gasthaus Golupp in Wetzelsdorf
wohnte, saß mit allen Anzeichen des Trübsinns in dem Gasthaus ,,Zum roten
Kreu/'*. trank viel und weinte, wobei er sich sehr gekränkt darüber äußerle,
daß seine Tochter Frieda in E. durch die Vorgänge im Geisterhaus stark in da«
Gerede ihr Leute gekommen sei. Franz Weißl. ein leicht erregbarer Mensch,
zog dann plötzlich einen Lefauclvuix-Revolver und schoß sich ein Projektil in
die linke Bruslseite, in der Herzgegend. Vnscheinend schwer verletzt, stürzte
er zusammen. Der Dienstarzt der rasch herbeigerufenen Gra/er tlettungs-
ableihmg stellte fest, daß das Projektil an einer Hippe abgeprallt und gar nichl
in den Brustkorb gedrungen, sondern Herz und Lunge unverletzt geblieben
un<f nur eine tiefe Fleischwunde entstanden war. Franz Weißl wurde in das
Barmherzigenspital gebracht, wo sein Befinden sich rasch besserte. Er gab
an, er habe sich wegen der Gerüchte, die im« Zusammenhang mit der Spuk-
affärc über seine Tochter im Umlauf seien, das Leben nehmen wollen. Nach
verhältnismäßig kurzer Zeit konnte Franz Weißl das Spital geheilt verlassen.
Daß seine Tochter heute ein berühmtes Medium ist, das versteht und würdigt
er nichl.
Mein eirster Besuch im Spukhaus.
Seil ungefähr f\. oder 5. November war nach den ersten Erscheinungen
Ruhe im Spukhaus eingetreten. Es hieß. Frieda Weißl sei wieder \olktäm1is
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