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Ludwig: Um das Geheimnis des Todes. 131
ich. am af>. März nyiH nach Straubing, um die beiden Fräulein persönlich kennenzulernen
. Fräulein Ida P. traf ich, von ihrer Ireuen Dienerin sorglich heimle
!, gelähmt im Lehnstuhl sitzend, aber geistig regsam. Die beiden wiederholten
ihre dem Geistlichen gemachte Aussage, betonend, daß weder der Bauer,
noch die beiden Fräulein den verstorbenen Hausbesitzer gekannt hatten, wodurch
die sofortige Identifizierung durch die vorgelegten Photographien an Bedeutung
gewinnt, weil eine lelepathische (Jebertragung ausgeschlossen erscheint. Daß
das betreffende Bild wirklich den verstorbenen M. darstelle, bestätigten mehrere
Nachbarn, die ihn gekannt haben. Weiter sagte noch die Dienerin Maria D. (die
frühere Köchin) aus, daß nach den schweren Tritten auf der Treppe und dem
Zuschlagen der Haustüre am nächsten Morgen die Riegel innen an der Türe noch
>oigeschoben gefunden wurden. -- Auf meine Frage, ob nicht auch noch spätere
Mieter, die kammermeiers Zimmer bezogen, beunruhigt wurden, sagten beid"
aus, daß sie selbst nichts mehr hörten, aber auch keine Klage der Mieterin, einer
Witwe, laut wurde, daß es aber der Dienerin Maria D. auffiel, die Frau wiederholt
abends im Gang stehen und auf die Heimkunft ihres Sohnes warten /u
sehen. Gefragt, weshalb sie denn im Gang sich aufhalte, gab die Frau die bezeichnende
Antwort: „Gelt, Sie glauben, ich fürchte mich, allein im Zimm »r
zu bleiben?" Daraus darf man schließen, daß in der Wohnung nocjfi nicht
\öilige Hu he eingetreten war. —
Wer ernsthafte, zuverlässige Berichte über derartige spontane Kund
gehangen gelesen hat, dem muß sofort auffallen, daß auch dieser Beriefet die
typischen Merkmale echten Spuks trägl. Die spukende Potenz sucht offenlnr
eine Annäherung, eine Mitteilung. Es gehen wie gewöhnlich in solchen Fällen
akustische Phänomene voraus bis es zui visuellen Darstellung
kommt. Leider fand der Bauer nicht den Mut, eine Frage an die Erscheinung
zu richten. An sich war der Mami weder furchtsam noch leichtgläubig. Er
gehl den vermeintlichen Dieben mutig entgegen, er führt die mysteriösen Geräusche
so lange es nur immer geht auf natürliche Ursachen zurück, ei glaubt
dein Bericht seiner Frau von dem unerklärlichen und erschreckenden Stöhnen,
erst nachdem er sich selbst davon überzeugt hat und auch dann sträubt ei .sich
noch, eine übernatürliche Deutung anzuerkennen. Daß er trotz geschlossener
*Vr.£ a die Gestalt deutlich wahrnimmt, zeigt, daß es sich hier wie Öfter um
ein k direkte Biklübertragmig von Psyche zu Psyche handelt, um sogenanntes
inneres Si hauen, ein Phänomen, dem z. B. Flammarion in seinem oben
zitierten Werk (Band 11, Kap. 3) ein eigenes Kapitel widmet, das aber auch
älteren Forschern wohlbekannt war, wie ich in meiner ,,Geschichte der okktil-
li^lisrhei. Foischling'* zeigte. Die beiden Frauen in Straubing \eisieherten mir
v\ i derholl, daß dieser ehemalige Dorfbürgermeister ein durch und durch redlicher
, tief frommer Mann war. Vielleicht verhoffte sich der Jenseitige gerade
deshalb bei ihm Hilfe. Könnte aber nicht die Erscheinung animistisch al*
telepathische Einwirkung gedeutet werden? Ich glaube nicht. Wir haben bereits
gehört, daß die beiden Frauen den verstorbenen Hausbesitzer nicht kannten,
ebensowenig der Bauer hauunermeier. Dagegen, daß eine solche Einwirkung
vom Pfarrer oder einem der Nachbarn ausging, spricht doch die ganze Eni-
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