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Schneider: Das psychophy*. Energiefeld als Träger des sinnl. u. übersl Erlebens. 135

anderseits kann doch das Geslallliche der Wahrnehmung gar nicht den physischen
Foringehall der Objekte zum \usdruck bringen, da es nur an Empfin-
dungselemenlen zur Geltung kommt, sich nicht der phvsisehen Grundlage dieser
direkt zuordnet. Formen, die an Farben, Tönen, Drücken sich entfalten, können
nicht identisch sein mit Formen, die an Licht strahlen, Schallschwinguugen
und mechanischen Stößen sich entfalten, und so wachsen die im Bewußtsein
auf tretend en Formen aus einer ganz anderen Gruudlage heraus als die Formen
der Physis. Drittens sind sie al>er auch, was ganz besonders l>etont werden muß,
ganz anderer Art als diese, nämlich sinnvolle Gebilde, da sie rein für sich,
unabhängig >om Subjekt, gar nicht begriffen werden können, sondern verständ-
lieh nur werden aus ihrer teleologischen Bedeutung fürs Subjekt. Die Objekte
sind Ziele fürs Subjekt, das in seiner Tätigkeit durch sie bestimmt wird; dai
macht sie den physischen Formen ganz unvergleichbar, an denen ein teleologisches
Moment nirgends wahrnehmbar ist, sondern immer nur ein kausales,
(in periodisches Moment, wie wir kurz sagen können.

Niemand hat wohl die Selbständigkeit der im Bewußtsein auftretenden Formen
klarer durchschaut als unser verehrter Ehrenpräsident Hans Driesch,
dessen Yitalismus ja ganz auf Betonung der Form eingestellt ist. Ganz mit
Recht vergleicht Driesch den Sinngehalt unserer Wahrnehmungen mit dein
Enlelechiegehall der Entwicklungen, und er gesteht, wenn auch nicht direkt
dem sinnlichen Bewußtsein, doch der Seele, ein gestaltendes Vermögen /u,
das aus der im Bewußtsein auftretenden l'mwelt erst die Objekte schafft. Ich
habe an dieser Lehre nur zu beanstanden, daß sie Bewußtsein und Seele unterscheidet
, was sich bei Driesch aus der Festhaltung an der alten subjektiven
Psychologie erklärt. Für eine objektive Psychologie, wie ich sie vertrete, sind
die psychischen Formen, gleich den psychischen Elementen, unmittelbar gebunden
ans psM'.hophvsische Energiefeld, sind nichts anderes als der besondere
Formgeliall eben dieses Feldes, und der Begriff der Seele als formierenden
Prinzips erscheint überflüssig, weil Foiynen als etwas Geisü»es überhaupt nicht
gebildet werden, sondern durch das Bewußtsein in mehr oder weniger umfassender
Weise eine \kluierung erfahren. Das Formale, welcher Vrt auch immer,
ist die g e i s t i g e 1 d e e , mit der uns P 1 a I o bereits vor mehr als u)Oo Jahren
Jmkannl gemacht hat. Die Idee existiert an sich in unergründlicher Mannigfaltigkeit
, aber durch Energie und Bewußtsein kommt ihr gestaltlicher Reichtum
aktuell zur Entfaltung, und speziell als Objekti»eslall tritt er im sinnlichen Bewußtsein
auf, wo ihm die Empfindungselemente ein geeignetes Substrat /ur
Entfaltung bieten. So haben wir auch Piatos Lehren hier, des zweiten größten
Philosophen Vlhens, als grundlegend für die Psychologie zu erachten. Ks ist
mir ein erhebendes Gefühl, hier auf diesem klassischen Boden der größten
Denker aller Zeiten anerkennend zu gedenken und mich mit ihnen in den
wesentlichen Punkten eins fühlen zu dürfen.

Wenn wir nun aber die Ueber/eugung gewinnen, daß das psyehophysische
Energiefeld die Umwelt nicht nur mit psychischen Qualitäten, sondern auch
mit besonderen psychischen Formen ausstattet, so eröffnet sich uns ein volles
Verständnis für die Eigenart des sinnliehen Erlebens. Wir begreifen erstens


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