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das Gegegebensein der Elemente an den Objekten draußen in der Welt, denn
das psyehophysische Feld entfaltet sich jenseits des Subjekts und zielt, als sensorischer
Faktor, auf die psychische Qualifizierung der Umwelt. Wir begreifen
zweitens, daß diese Qualifizierung nur an ganz bestimmten Objekten zur Geltung
kommt, nicht an allen, denn der Formgehall des Feldes, der als Sinnbeziehung
des Subjektes zu den Objekten sich darstellt, gestattet nur die Prägung
von bestimmten Objekten. Jede Subjektart, d. h. jede Tierart — denn
was ich bis jetzt vom sinnlichen Erleben \ortrug: gilt rein nur für die Tiere,
während bei uns übergeordnete Faktoren störend eingreifen —. jede Tierart
also lebt in einem ganz bestimmten Milieu, das gegenüber unserem umfassenden
Welterlebnis weit beschränkter erscheint, diese Beschränkung aber er fließt
aus der speziellen Formanlage des Bewußtseins, die die Empfindungen bestimmten
Baum- und Zeitpunkten zuordnet. Ich erwähne, daß der bekannte Physiologe
I von Ü exküll diese Spezifität des tierischen Erlebens besonders nach-
diücklich betont hat, was ihm die größten Verdienste um die Tierpsychologie»
sichert. Und drittens begreifen wir jetzt ohne weiteres die Bedeutung der Heize
für das Subjekt, in denen, wie Aristoteles sagt, die Farbe das Subjekt affiziert,
da wir die aristotelische Lehre nur dahin zu modifizieren brauchen, daß wir
sagen: das psyehophysische Energiefeld entbindet durch seinen physischen Anteil
aus der Farbe den B<eiz, der die Sinnesorgane trifft und die motorische
Leistung auslöst. Der Beiz ruft also, wie ja auch Bergson meint, im Subjekt
kein** psychischen Phänomene her\or, sondern bedingt nur die Beaktionen des
Muskelsystems. die als Bellexe der Wahrnehmungsinhalte sich darstellen.
Nun will ich in aller Kürze Beweismalerial für die hier vertretene Beurteilung
des sinnlichen Erlebens erbringen. Zunächst verweise ich auf den experimentellen
Befund, daß Tiere im Labyrinth, wo sie sich nach einem bestimmten
Punkte hinfinden sollen, sich ganz anders verhalten, wenn ein Bedürfnis
sie diesen Punkten zutreibt, als wenn sie bloß von künstlichen Reizen,
elektrischen Schlägen etwa, angetrieben werden. Im ersteren Falle, wenn sie
also Nahrung oder Brut suchen, gelangen sie weit rascher ans Ziel als durch
Beizapplikation, d. h. aber, daß sie geführt werden durch Vorstellungen,
die die späteren Wahrnehmungen vorwegnehmen. Nicht die Beize führen das
Tier, sondern im Formgehall des Bewußtseins sich \erwurzelnde Bedürfnisse:
von^den Beizen kann man nur sagen, daß sie das Finden unterstützen, da
die Bewegungen auch in die Formen hineingehören. Ich möchte liier wiederholen
, daß die teleologische Struktur der im psychophysischen Felde gegebenen
Formen gerade beruht auf der ganz bestimmten Zuordnung des tätigen Subjekts
zu den Objekten: die Form übergreift Subjekt und Objekt und weist
beiden, nicht bloß dem Objekt, bestimmte Positionen in Baum und Zeit zu.
Beachten Sie das wohl: wenn auch die Wahrnehmung außerhalb des subjektiven
Körpers gelegen ist, so doch nicht außerhalb des Subjekts als psychophysischen
Feldes, denn selbstverständlich ist das Subjekt auch da, wo es wirkt,
und so bestimmt das Feld für jedes Einzelverhalten eine ganz bestimmte Zuordnung
des Körpers zur Umwelt, wie es ja auch die Qualitäten beider bestimmt
. Wie groß die Abhängigkeit des subjekthen Verhallens \on den Feld-
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