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Schneider: Das psychophys. f Energieeid als Träger des sinnl. u. übersl Erlebens. 139
l nglücks ebenso anschauen wie ein zufällig Gegenwärtiger. Wesentlich ist nur,
daß (He Bewegung in meinem Bewußtsein selbst auftritt, gleich den Objekten
als etwas Objektives, und demgemäß der Hcllsehakt Objekt und Subjekl zugleich
umspann!. Das ist die Quintessenz des übersinnlichen Erlebens, das damit sich
fundamental vom sinnlichen Erleben unterscheidet.
Das übersinnliche Erlebnis ist durch und durch ein Bilderlebnis. Hier wird
eine bestimmte Situation mit samt dem, der sie erlebt, /um Bild. Ich wurde»
von einem Vorslellungserlebnis reden, wenn nicht das Wort Vorstellung in
ganz verschiedenem Sinne angewendet würde; meiner Meinung nach empfiehlt
es sich am meisten. von einem Erscheinungserlebnis, kurz von einer Erscheinung
, /u reden, obgleich auch dieser \usdruck Einwendungen unterliegt.
E r s c h e i n u 11 g i & I mir also ein übersinnliches E r I e b n i s , u n d
zwar das Erlebnis einer Zweckgeslalt in ihrer objektiv -
suhj ekligen Totalität. Dabei braucht da< Zweckmoment nicht direkt
an uns selbsl als Subjekt zu haften, d. h. es braucht keine direkte zweckhafte
Verknüpfung zwischen dem Unglücksfall und dem Hellseher zu bestehen, solidem
es genügt, daß miterlebt wird, was die Verunglückten betroffen hat, daß
der Hellseher an einer bestimmten Zweckgestalt partizipiert. Die Part i -
z i p a t i o n an Z \\ e c k g e «* l a 11 e n , welcher \rt auch immer, gehört zum
Wesen der Erscheinungen und darum spielen in den Erscheinungen S y m -
hole eine so große Bolle, d. h. jede Erscheinung erweist sich als spezielle»
Prägung eines allgemeinen Sinnbildes. I ebrigens empfiehlt es sich hier, von
Sinngestalten stall von Zweckgestalten /u reden, denn Zweck ist der teleologische
Gehalt der Handlungen, die gerade vom Handelnden nicht bewußt erlebt wird,
Sinn aber der teleologische Gehalt aller Bilder, in denen Zweckgeslallen im Bewußtsein
erscheinen. Beachten S> dabei folgende interessante Wort bezieh ung.
Beim übersinnlichen Erlebnis redet man von ,,Sinn"-bildcrn, in denen ein Haud-
lungszvveck angeschaut wird, beim sinnlichen Erlebnis aber von ,,Sinnes"organen,
die, indem sie zwischen Objekt und Subjekt vermitteln, noch am ehesten eine
Andeutung vom Zweckgchalt der Handlung geben. Man kann in Berücksichtigung
dieser Tatsache auch die Handlungen definieren als Erlebnisse, die gebunden
sind an die Sinnesorgane, als Vermittler der Bewegungen, und die Hellsehakte
aL Erlebnisse, die gebunden sind an die Sinnbilder als Vermittler der
Einzelerscheinungen. In den Erscheinungen leuchtet die Fdee auf, die formale
Grundlage aller Handlungen, Entwicklungen, aller Lebensleistungen überhaupt,
die nur zumeist zum Feil unbewußt bleibt und nur in den Erscheinungen in
voller Totalität aufzutreten vermag, was die Steigerung des Bewußtseins genügend
verrät. Eine ganz andere Welt steht im übersinnlichen Bewußtsein da,
die Well der Idee, die hier als Wirklichkeit sich bekundet. Das ist der l nlerschied
des übersinnlichen zum sinnlichen Erleben!
Hier wäre nun noch unendlich viel zu sagen, wäre manchen Einwänden
zuvorzukommen, denen das Gesagte wegen seiner Kürze ausgesetzt ist; aber es
fehlt die Zeit dazu, und der Hauptpunkt, auf den mein Vortrag zielte, fand
immerhin seine Erledigung. Um kurz zu rekapitulieren, sage ich zum Schlüsse:
Das übersinnliche Erlebnis isl wie das sinnliche an das psychophysische Energic-
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