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144 Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1931.)
wäre hier noch zu erwägen. In dieser Hinsicht gibt er u. a. folgende Auseinandersetzungen
:
„Es kann sehr gut ein die einzelne organische Erscheinungsform überragendes
individuelles Wesen geben, ohne daß der Monismus darum
falsch sein muß; die individuelle Funktion des Unbewußten braucht nicht bei
jeder Geburt ihren Anfang zu nehmen; in den Atomen ist ja doch auch ein
sehr lang andauernder Pluralismus gegeben, ohne daß der Monismus sich dadurch
beirrt fühlt. Mit dem Tode geht eine Individualitätsform zugrunde,
nicht aber jede Individualität, denn der Individualitätsbegriff
ist ein relativer in der ganzen INatur. Ich stehe auf dem Standpunkt
der Relativität des Individualitätsbegriffs und leugne nur, daß die indi-
\iduelle Funktion, von woher sie immer komme und welcber Art sie sei, erst
mit dem Menschen beginnen und endigen müsse. Der Ausdruck Seelenwanderung
ist insofern nicht ganz richtig, als die Seele nicht in den Leib wandert»
sondern ihn erst macht. Daher handelt es sich weit mehr um eine organisierende
Tätigkeit, Palingenesis (Wiederverkörperung), ah um eine WanoVrung
der Seele."
An einer Stelle im „Tagebuch eines Philosophen" ist hierüber von Hellenbach
noch eine weitere Erklärung seines Standpunktes ausgeführt:
„Ich bin so vorsichtig, bescheiden und aufrichtig zu erklären, daß ich
nicht weiß, was das Letzte der Dinge sei; hingegen weiß ich, daß mir als
Menschen unmittelbar weder der bloße Chemismus der Atome,
noch Schopenhauers Wille, noch Hartmanns Unbewußtes zugrunde liegt.
— Darum nenne ich meinen Individualismus einen relativen, weil mir di<»
Prämissen fehlen, um ihn nach vor- und rückwärts für ewige Zeiten festzustellen
.
Es ist ganz unbestimmt, wann wir an die Wurzel der Individuationgelangen,
womit aber nicht gesagt sein soll, daß es nie geschieht... Das menschliche
Bewußtsein ist eine Illusion, welcher Illusion die Tätigkeit der Seele zugrunde
liegt; diese Wirklichkeit ist aber auch nur eine relative, und so gelangt
man dann allerdings früher oder später zum Monismus."
Die weittragende .Nutzanwendung der Lehre Hellenbachs
wäre in folgenden einfachen Schlußfolgerungen ausgedrückt, die er uns
selbst gibt:
,#Ver in seinem Nächsten und sich selbst nichts sieht, findet oder fühlt,
als einen Protoplasmaklumpen, den müßte ich nur bedauern, denn er wäre
ein großes Stück eines weiten und dornenvollen Weges der Entwicklung umsonst
gewandelt.. . Wer hingegen die Welt als einen großen und endlosen
Prozeß in des Wortes voller Bedeutung anerkennt, der wird in der hier gewonnenen
Anschauung die Begründung und den Trost finden, daß er ein Mitarbeiter
desselben ist, ohne die Früchte seiner Arbeiten und leiden zu verlieren
.
Um den Sieg des Optimismus ist mir gar nicht bange. Langsam
wird es gehen, aber es wird gehen; den praktischen Taten mußten von jeher
die befruchtenden Gedanken vor ausleuchten! Hat diese Ueberzeugung nur bei
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