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154 Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1931.)
außerhalb des Mediums bei spiritistischen Experimenten sogar oftmals gerade
durch die Photographie und durch die Gipsnachbüdung festgestellt haben, siehe
Aksäkow (S. 104 und 613). Da nun das Phantom eines Lebenden auch bisweilen
erscheint, während der Lebende wach- ist, so ist jene Garantie für die Anwesenheit
eines Verstorbenen, die Hellenbach fordert, nämlich daß das Medium wach
sei, nicht genügend; zudem kann es das Phantom eines Anwesenden sein.
Zweitens muß man das zugestehen, daß wofern und wenn nur es Phantome
von Verstorbenen gibt, diese von keiner größeren Wichtigkeit sind, als die Phantome
der Lebenden. Was das Phantom eines Lebenden auch sein mag, es ist nicht
der Lebende selbst, da es erscheint, wo der Lebende nicht ist und auch während
der Lebende gesund und wach ist und sich mit seinen Angelegenheiten beschäftigt
; mithin ist es klar, daß auch das Phantom des Verstorbenen nicht immer
der Verstorbene wird sein können.....Wenn die Phantome der Lebenden jene
der Toten unnötig machen, so machen sie jene aber auch möglich. Wenn ein
Lebender auch da, wo sein Körper nicht ist, erscheinen und wirken kann, so
führt das zur Hypothese, daß er erscheinen und wirken kann, auch wenn sein
Körper nicht mehr da ist; wenn die Gestalt d^s Körpers sich vom Körper trennen
kann, wird sie ihn vielleicht überleben können." S. 282: „Wrenn das Phantom,
welches man gesehen und photographiert hat, nicht dem Medium ähnlich ist, so
kann es nicht eine Erscheinung des Mediums sein. Wenn man dann zu gleicher
Zeit mehrere vom Medium verschiedene Phantome hat, so muß d3e Wirkung
vom Doppelgänger des Mediums unbedingt ausgeschlossen werden. Man könnte
noch die Wirkung entfernt Lebender vermuten, jedoch wenn man mit Sicherheit
verstorbene Personen wiedererkennt, ist auch nicht einmal diese Vermutung zulässig
." Mitgeteilt von Dr. A. Morel 1, Wiesbaden.
Zu Professor Dr. Christoph Schröders 60. Geburtstag.
Am 3. März feiert Professor Dr. Christoph Schröder (geb. in Rendsburg 1871)
seinen 60. Geburtstag. Wenn Schröders Name hier als der eines der verdienstvollsten
heute lebenden Parapsychologen lobend hervorgehoben wird, so geschieht
dies, um einer einfachen Pflicht der Gerechtigkeit einem lange verkannten Bahnbrecher
wissenschaftlicher Gestaltung der Parapsychologie gegenüber zu genügen.
Durch Erfindung der Dunkelkinematographie und ihre bereits erfolgreiche Anwendung
auf die Maria Rudioff sehe Phänomenik hat er die Forschung, die bisher
immer negativistischen Zweifeln ausgesetzt war, denen schwer bei/ukommen schien,
durch kinematographische Festlegung der teleplastischen Vorgänge, an denen heute
kein ehrlicher, das Material sachlich prüfender Forscher zweifeln kann, zu einem
Grad von Zu\ erlässigkeit und Gewißheit in der Tatsachenfeststellung geführt, der
ohne diese umwälzende Erfindung wohl unmöglich gewesen wäre. In der „Zeitschr.
f. psychische Forschung", deren Fortsetzung die „Zeitschr. f. metapsychische Forschung
" Schröders ist, findet sich das photographische Material nebst den sorgfältigen
Protokollen, die stets kritisch ausgewertet werden, die merkwürdige „Spie-
gelphänomenik",zu der weit über hundert Protokolle vorliegen, mit ihren „sanguiior-
men metagenetischen" Zeichnungen. Von großer Bedeutung für die wissenschaftliche
^ Aufhellung des Lebensproblems, zu dem Schröder als Zoologe und vitali-
stischer Biologe besonders befähigt ist, scheinen mir besonders seine Ausführungen
in der „Schlußbetrachtung", „Zeitschr. f. psych. F." März 1928, S. 85 —90 /u
sein, wo auch auf die „dermatischen Phänomene" der Frau Rudioff, die in der
filmischen Bildfolge, Sept -H. 1927, S. 262, dargestellt sind, hingewiesen wird. Eingehende
Mitteilungen über Schröders eigenste Erfindung, die Dunkelkinematographie
, bringt das 1. Heft der neu erscheinenden „Mitteilungen des Instituts für
metapsychische Forschung". Sachliche Hingabe an die Forschung, der er Opfer
an Geld und Arbeitskraft brachte, die einzig dasitehen in unserer heutigen Bewegung
, bezeichnet Schröders Wesen mit wenigen Worten. Auch vom Leser verlangt
er Sachlichkeit und Geduld, wie sein Stil, der nur auf wissenschaftliche Unangreifbarkeit
jedem, auch dem verbissensten Gegner gegenüber, gerichtet ist,
hierin Mattiesen ähnlich, zeigt.
Schröders Filme und Photographien werden vermutlich als das Zuverlässigste,
was die Paraphysik bis jetzt hervorgebracht hat, an den Universitäten des In- und
Auslands vorgeführt werden.
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