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Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1931.)
genauer über Geschichte und Wirkungen informieren will, lese die Bücher
von Rouhier (La plante qui fait los Yeux emerveilles Le Peyotl f(). Don,
G. Doin & Cie., Paris) und ßeringer (Der Meskalinrausch, Berlin 1927. Julius
Springer); anscheinend eine Teilübersetzung des ersterwähnten Buches ist im
Verlage von Max 41tmann. Leipzig 19**7, erschienen.
Der Pü \ otlrausch.
Ich hatte mich mehrere Wochen jedes Giftes enthalten und daher Alkohol.
Kaffee, Tabak, Kakao und Tee vermieden; Enthaltsamkeit wird nach alten
Regeln verlangt. Nachdem ich einen Tag gefaslet hatte, nahm ich am 24. August
1930, einem Neumonds tage — ein Vollmondstag wäre vorschriftsmäßiger gewesen
— bei Sonnenaufgang — um 5 Uhr* 7 Min. — vier sogenannte Mescal
Buttons ein, die ich — wie die Regeln der Einnahme — einem hilfsbereiten
Freunde verdankte. Ich hatte sie einen Tag vorher in einem Porzellanmörser
zerstoßen — Berührung mit Metall soll bei dem Einnehmenden Fieber erregen
—; das Pulver sammelte ich in einigen Oblaten und nahm je zwei in
Abständen von je zwanzig Minuten ein.
Kurz darauf wurde es mir übel, ich hatte etwas Bedrängnis. „Der Mensch
versuche die Götter nicht!" stand vor meinem geistigen Auge geschrieben. Aber
der Rubikon war überschritten Ich bekam etwas erhöhte Temperatur und
transpirierte stark. (Temperatur: morgens unter der Achselhöhle 37 Grad,
abends 6 Uhr: 37,5 Grad.) Schon bald nach der Einnahme konnte ich kaum
mehr gehen, da mir die Beine immer schwere! wurden, so daß ich liegen
bleiben mußte. Da* ist aber nicht ,,normal".
Ich „sah" in dieser ersten Periode nichts Besonderes, nur schien mir alles
klarer, durchsichtiger, die Gestalt meiner Frau schien mir gewaltiger, „göttlicher
"; an den WTänden sah ich gemaserten Marmor, da mir der Kcpf pehr
schwer war. hatte ich das Gefühl: man muß mit dem Kopf schlagen, das
erleichtert.
Um 1/4 vor i 1 Uhr (rank ich vor sehr iftsgomäß vier Schluck Wasser,
schleppte mich aus dem Bett auf einen Sessel des Nebenzimmers und legte die
Beine hoch. Das Mittel begann jetzt, seine Wirkung1 zu entfalten, der Ilausch
gelangte nach und nach auf seinen Höhepunkt. Zuerst sah ich ein Bild, einen
Schwanenhals und -köpf: man muß sich hüten, fühlte ich, daß er nicht zur
Schlango wird!
Wie soll ich den Zusland schildern, der nun eintrat? Mein gewöhnliches
Wachbewiißlsein blieb völlig intakt, ich konnte mir jederzeit Notizen machen;
aber daneben trat ein neues Bewußtsein, das Raiischbewußtsein. Jch werde
von nun an diese zwei Zustände unterscheiden, in die ich mich nach Belieben
versetzen konnte.
Plötzlich wurde ich in einen anderen. \iel langsameren Rhythmus gerissen;
er kam mir wie ein Irrhythmus vor. Ich atmete schwer, als sei ich in tiefer
Trance, in schwerer Narkose. Ich war in einen göttlichen Zusland geraten, in
dem ich mich gelähmt fühlte zugunsten des Edlen. In diesem Rhythmus, wußte
ich, schwangen die Gölter, in diesem langsamen Atem atmeten sie. Es war
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