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Kindborg: Ueber Grundsätze patapsychischer Forschung.
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schaft ein Gewerbe zu machen suchen oder die im Umherziehen bald hier bald
dort Sitzungen geben, nicht minder bei Sitzungen in den Räumen des Mediums
einer gewissen Vorsicht nicht entraten können. In der Regel sind aber die
Medien materiell uninteressiert, im bürgerlichen Leben höchst achtbare Privatpersonen
und in den eigenen Räumen des Untersuchenden sind meines Er-
achlcns denkbar günstigste Bedingungen gegeben, die Laboraloriumsvorrich-
tungen durchaus entbehrlich machen.
Damit will ich nicht sagen, daß man nicht Laboraloriumsmittel, wo es sich
machen läßt, zur Erforschung der Phänomene mit heranziehen soll. Man soll
nur ihre Anerkennung nicht \on der Erfüllung künstlicher Bedingungen abhängig
machen. Kann ich doch die Hoffnungen derjenigen Forscher nicht
teilen, die glauben das Studium der Parapsychologie ganz und gar zu einer
Laboratoriumswissenschaft machen zu können. Dieses Bestreben geht nach
meiner Meinung immer noch viel zu sehr von der Vorstellung aus, daß das
Medium hei den Erscheinungen irgendwie unbewußt agiere. Von dieser Vorstellung
bin ich bei meinen Untersuchungen anfänglich auch ausgegangen, gemäß
dem allgemeinen naturwissenschaftlichen Forschungsgrundsatze, vom Bekannten
allmählich erst nach Erschöpfung aller Möglichkeiten zum Unbekannten
überzugehen. Keineswegs bin ich etwa auf Grund einer angeborenen
Leichtgläubigkeit und Wundersucht mit beiden Füßen in den spiritistischen
Vorstellungskreis hineingesprungen. Vielmehr habe ich anfänglich durch meine
..animislische" Einteilung bei den Anhängern der spiritistischen Auffassung
geradeso angestoßen, wie ich es heute bei den reinen Experimental-Parapsycho-
logen Gefahr laufe. Erst die fortschreitende Erfahrung hat mich bewogen, von
meinem ursprünglichen Standpunkte abzugehen.
Selzen wir aber einmal probeweise die Richtigkeit der spiritistischen Auffassung
als erwiesen voraus; dinn haben wir es nicht mehr allein mit dem
Medium im Traneezustande zu tun, das wir unserem Willen mit mehr oder
weniger \u*daucr gefügig machen können, sondern mit Gegenspielern (den
.,Operator*/ von Crawl ord), auf $ie wir so gut wie gar keinen Einfluß haben
(„Das Teufelbpack kehr! sich an keine Regel" — GoeJhes Faustj. Die außerdem
an ganz andere Bedingungen gebunden sind, wie wii Menschen. An der
Beleuchtung, die wir anstreben, um unsere \ugen brauchen zu Können, haben
die Körperlosen, die leiblicher Vugen entbehren, naturgemäß gar kein Interesse
. En spricht vielmehr alles dafür, (laß Licht ihre Betätigung und Kommunikation
mit uns geradezu behindert. Wir erstreben möglichst günstige Bedingungen
für unsere Sinnesorgane und Apparate; der angenommene Gegenspieler
würde zunächst nur günstige Bedingungen für seine Ausdrucksmöglichkeiten
erstreben. Etwa so, wie der Verschüttete klopft und kratzt. Dio
Situation ist auch nicht so, daß das Medium eine Art Vorstellung gibt, bei
der die anderen Teilnehmer die scharfen Beobachter abzugeben haben. Vielleicht
kann eine solche Rollenverteilung bei ganz starken Medien durchgeführt
werden. Bei schwächeren Kräften dagegen sind auch die übrigen Teilnehmer
am Zustandekommen der Phänomene irgendwie passiv beteiligt. Die meisten.
Phänomene kommen überraschend. liier setzt natürlich der Skeptiker mit der
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