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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0206
176 Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1931.)

ßenkreuzung über den ganzen vor meinem Ilause gelegenen Plalz hinweg eine
forllaufende Spur von Schneeglöckchen gefunden habe. Leider sei es ihnen,
durch andere Dinge abgelenkt, erst zu Ilause eingefallen, daß zwischen dieser
Wahrnehmung und dem zuvor erlebten Apporlereignis ein Zusammenhang bestehen
könne. Infolgedessen haben sie versäumt von den Blumen einige aufzuheben
. Anderenfalls hätte ein Vergleich der Stengelendigungen über die
Frage der Identität entscheiden und eventuell die leider hier klaffende Lücke
schließen können. Auffallend ist das örtliche und zeitliche Zusammentreffen
immerhin. Vom Tage her können die Blumen an einer der \erkehrsreichsten
Stellen der Großstadt nicht liegen geblieben sein, und wer Blumen verliert,
dem fallen sie im Büschel oder in mehreren solchen herunter, sie bilden aber
kaum eine 3oo Meter lange Kette einzelner Stengel. Für die Annahme einer
Selbsttäuschung des mir als ruhige verständige Leute bekannten Ehepaares
liegt kein Grund vor. Vor allem möchte ich aber darauf hinweisen, daß das
Äledium gerade von der entgegengesetzten Seite her kommt und daß sein
Kommen an jenem Abend vom Fensler aus genau beobachtet worden ist. Wir
mußten nämlich, da die Dame als letzter Besucher einzulreffen pflegte, immer
am Fenster achtgeben, um für die Oeffnung der Haustür Sorge zu tragen.

Die theoretische Erörterung bezieht sich auf die Frage, wie der Gesang
mit Männerstimme zustande kam. Die übliche Vorstellung, daß das Medium
eine autosuggestiv übernommene Rolle im Trancedrama" schauspielerisch
durchführe, ist mir natürlich bekannt; ebenso die Lehre von der Persönlichkeitsspaltung
. Ich hatte sie mir früher auch zu eigen gemacht, bis ich durch
eine Anzahl eigener und glaubwürdig berichteter Beobachtungen davon zurückgekommen
bin, um sie gegen die Anerkennung der uralten Besessenheitslehre
einzutauschen. Den eben berichteten Fall möchte ich auch dazu rechnen, wenngleich
ihm andere eine vollgültige Beweiskraft \ielleicht nicht zusprechen
werden. Mir scheint es zweifelhaft, ob eine solche Umstellung des Stimmorgans
mit Einschluß der Altersbrüchigkeit durch unterbewußte W iJlcnseinstel-
lung möglich ist. Es sei denn bei einem besonderen Stimmkünstler. Das Medium
gab jedenfalls nachträglich an in den Momenten, wo die Stimme laut
und männlich wurde, selbst das Gefühl gehabt zu haben, daß der vorher neben
ihr befindliche Geist in sie eindrang. Von dem Gefühl des Ergriffenseins beim
Ap|)ortphänomen hatte ich bereits im vorigen Aufsatze berichtet. Auch das
Latein ist aus der Persönlichkeitsspaltung und dem Unterbewußtsein der Zirkelrunde
nicht zu erklären. Es wäre eine ganz merkwürdige Vorstellung, daß das
Medium geistig aus dem Unterbewußtsein anderer sich Sprachelemente herausholt
, um sie, selbst der Fremdsprache unkundig, sinngemäß zu verwerten.
Im vorliegenden Falle ist die Form „condendo" in ihrer kürze so ungewöhnlich
, daß ich sie mir erst zurechtlegen und mich von sachkundiger Seite beraten
lassen mußte. Als sprachliches Beispiel ist uns dann der Spruch „Patriae
inserviendo consumor" (im Dienste um das Valerland reibe ich mich auf) eingefallen
. Die spiritistische Auffassung erklärt auch hier als einzige den Vorgang
ungezwungen, da der Verstorbene ein außergewöhnlich guter Lateiner gewesen
war. In den von mir bei demselben Medium ebenfalls beobachteten


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