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Kindborg: Ueber Grundsätze parapsychischer Forschung.
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Fällen von Kundgebungen in einer Sprache, die keiner der Anwesenden kannte,
ist letztere Deutung die einzig mögliche.
Diese Fingerzeige deuten an, welch riesiges Material der Forschung hier
vor uns liegt. Schon aus diesem Grunde möchte ich allen positiv eingestellten,
das heißt von der Berechtigung und Wichtigkeit ihrer Forschungen überzeugten
Untersuchern raten, sich um die Einwände der Skeptiker, statt immer wieder
auf sie einzugehen, gar nicht mehr zu kümmern. Denn wenn wir uns
nur immer wieder mit der Frage herumschlagen, ob nicht doch am Ende
alles Schwindel sei und wo der Betrug sitzen könne, so werden wir ewige
Quartaner bleiben, denen das Aufrücken in die höheren Klassen verschlossen
ist. Mich erinnert der unberechtigt immer wiederholte Betrugseinwand an eine
Mitteilung aus einem Experimental vor trag des verstorbenen Breslauer Physiker»
Lummer über die damals neu entdeckten Radio wellen. Da hörte jemand, wie
ein ganz Kluger seine Nachbarn warnte: „Passen Sie auf, es muß doch
irgendwo eine Grammophonplatte verborgen sein." Oder an die Bauern, die
zur Zeil der ersten Eisenbahnen immer wieder behaupteten, irgendwo müsse
doch ein Pferd im Inneren versteckt sein. Es hat sich damals niemand dia
Mühe gegeben sie vom Gegenteil zu überzeugen. Die Eisenbahn ist ruhig
weitergefahren: jene Bauern aber sind ausgestorben, und das Radio haben ihre
Nachkommen längst in ihrer Wohnung. Genau so wird sich die Parapsycho-
logie, oder wie sie dann noch heißen mag, nicht in der Weise durchsetzen, daß
jeder Skeptiker einzeln überzeugt wird. Viele davon werden es nie werden,
aber ihre Anzahl wird immer mehr abnehmen, die Anzahl der Ueberzeugten
immer mehr wachsen.
Auf diesem Wege halte ich die von Walter (Giaz) befürwortete Methode
der >ergleichenden Forschung für besonders geeignet uns schnell vorwärts zu
führen. Denn was bei verschiedenen Medien unabhängig voneinander übereinstimmend
zutage kommt, birgt einen an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlich-
keilswert in sich. Wie überhaupt schon die Tatsache, daß die parapsychischen
Phänomene zu allen Zeiten und bei allen Völkern beobachtet worden sind,
dem Unvoreingenommenen ihre Echtheit glaublich erscheinen läßt. Wer aber
als Einzelner diesen Dingen unbefangen nähertreten will, für den ist es besser,
statt aneikannte Medien zu l)ekritteln. lieber solche, die noch wenig oder gar
niehl bekannt, meinetwegen auch schwächer sind, zu beobachten. Es gibt
ihrer immerhin mehr, als man glaubt. Nur ist es schwer an sie heranzukommen
und die meisten verstecken sich, wie gesagt, in spiritistischen Zirkeln.
Diese Persönlichkeiten, denen an wissenschaftlicher Anerkennung in der Regel
gar nichts gelegen ist. werden durch eine künstlich geschaffene Atmosphäre
des Mißtrauens abgestoßen und gehen der Forschung verloren. Darauf habe
ich schon in Athen hingewiesen. Wie recht ich hatte, habe ich bald nach
meiner Rückkehr erfahren. Das Maß an wissenschaftlich-kritischer Einstellung
, das manche Theoretiker an meinen Arbeiten anscheinend zu gering gefunden
haben, ist für die Praxis offenbar schon zuviel gewesen. Dies mag
dazu beigetragen haben, daß es einer kleinen, aber einflußreichen Gruppe
von Spiritisten unter Ausnützung der durch mich gemachten Bekanntschaft
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