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Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April J931.)

betätigten Beobachtungsgabe nur entgegenzuhalten, daß ich in zahlreichen
Sitzungen, zum Teil unter zwingenden Bedingungen, und in oftmaligem
privaten Beisammensein die Erscheinungen bei Frau Silbert durch zwölf Jahre
studieren konnte. Dies ist allerdings in den Augen mancher „streng Kritischen"
kein Vorteil, aber für jeden Unvoreingenommenen eben doch maßgebend.

Ich möchte hier nur kurz zu seinen naiven Erwägungen in bezug auf den
vorgeblichen Ursprung der Klopf laute einiges anmerken. Bestermann glaubt
festgestellt zu haben, daß Frau Silbcrt die Klopflaute mit den Zehen hervor-
bringt und daß dieselben je nach der Stellung der Füße auf dem Tischkreuz,
vor ihrem Sessel oder unter diesem — aus dem Tisch, dem Sessel oder vonj
der Wand zu kommen schienen. Wie schlau gedacht — aber wie fehlerhaft
beobachtet! Die Klopf laute bei Frau Silber t sind vom zartesten, kaum hörbaren
Laut (am ähnlichsten dem Geräusch eines mit dem Nagel auf den Tisch
geschlagenen Fingers) bis zu Schlägen von äußerster Stärke mit explosionsartigem
Charakter bezeugt.

Ich habe solche in Kontrollsitzungen mit Frau Silbert in engstem akademischen
Zirkel gehört, während Hände und Füße des Mediums von den Nebensitzenden
kontrolliert wurden. Es haben sich sehr viele hervorragende Forscher
unter allen möglichen Bedingungen von dem medialen Charakter dieser Klopflaute
überzeugen können. Es wurden Klopflaule auf der Sohle des aufgesetzten
Fußes, auf dem Schenkel des hochgezogenen Beines und auf eix*em ans Ohr
gehaltenen Papierblalt wahrgenommen. Univ.-Prof. Dr. Fischer, Prag, berichtet
, daß die von ihm gedachten vier Takte des Quartetts von Beethoven
geklopft wurden. Aehnliche Berichte liegen von andern, z. B. dem berühmten
österreichischen Komponisten Dr. Kienzl und Univ.-Prof. Dr. Verweyen vor.
Auch gibt es Beobachtungen über Gleichzeitigkeil von Klopflauten im Tisch
und auf der weit entfernten Ofentür.

Dies alles auf die Jonglierkünsle der Zehen des Mediums zurückzuführen,
ist unmöglich. Im Hinblick auf diese wenigen Zeugnisse aus zahllosen anderen
versinkt der Versuch Bestermanns in ein Meer von Lächerlichkeit.

Nein, Herr BestermannI Bevor die „Positiven" sich Ihre Aeußerungein
als solche eines „streng kritischen Parapsychologen und besonnenen Forschers"
aufdrängen lassen, bleiben sie lieber ohne schmückende Beiwörter eine Partei
de? gemäßigten Mitte, positiv zwar auch zur Paraphysik eingestellt, gewiß
auch kritisch besonnen, aber ohne Voreingenommenheit, mit einem Wort —
Parapsychologen.

Schließlich aber halte ich es für eine Pflicht, in Wahrnehmung der
Standesehre aller akademisch Gebildeten, noch auf eine scheinbar
unbeachtet gebliebene Stelle seiner ersten Kongreßrede (S. 122) aufmerksam
zu machen. In ihr weist Bestermann die Wissenschaftler
als Begutachtungstribunal der übernormalen Erscheinungen
zurück (dies ausgerechnet auf einem Kongreß von Wissenschaftlern
!; und überträgt dieses Amt — wem anders! — als alleinig «einer Kaste,
da9 ist also den Menschen mit geringerer Schulbildung. Dieser Theodor


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