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Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1931.)
Fachliteraiur des Auslandes.
„Psychic Research", Zeitschrift der amerikanischen S. P. R., New York, Jahrgang
1929.
(Ich gebe erst einen Ueberblick über die Aufsätze, die sich über mehrere
Hefte erstrecken und referiere dann chronologisch.) Im Januar-, Februar- und
Märzheft bringt E. E. D u d I e y (aus dem Margery-Kreis) eine äußerst lesenswerte
Reihe von Aufsätzen über das Thema „Sensitive gegen Medien", in denen
er scharf unterscheidet zwischen bloßen Sensitiven, die gewisse parapsychologische
Fähigkeiten besitzen (insbesondere Telepathie, Hellsehen, Psychometrie), aber
nicht imstande sind, eine Verbindung mit Verstorbenen herzustellen, was allein
die Medien auf Grund einer bestimmten, noch unerforschten Energie können. Ein
großer Teil des Streites zwischen Animisten und Spiritisten und der Verwirrung
im Okkultismus komme daher, daß man diese Unterscheidung nicht streng genug
durchgeführt hat. Wahre Medien seien äußerst selten, Sensitive dagegen ziemlich
häufig, die meisten sogenannten „Medien" sind nur Sensitive, die aber von
sich und anderen meistens für Medien gehalten werden. Sie sind außerstande,
eine Verbindung mit Verstorbenen herzustellen, können aber durch Berührung
mit Gegenständen, die Lebenden oder Verstorbenen gehören oder gehörten, auf
psychometrischem Wege sehr viel über diese aussagen, ebenso auch auf telepathischem
Wege alles, was sich im Bewußtsein oder Unterbev/ußtsein der
Sitzungsteilnehmer vorfindet. Dadurch erweckten sie oft den Anschein, mit Verstorbenen
in Berührung zu sein. Immer bedarf es jedoch eines physischen oder
psychischen Bindegliedes, auf Grund dessen sie ihre Aussagen machen, dieses Gesetz
hat Osty entdeckt. Auch sie haben manchmal „Kontrollgeister", die aber
nur ein Produkt ihrer Phantasie sind, allerdings auch von anderen Sensitiven auf
telepathischem Wege aufgenommen werden können, was dann als Beweis dafür
angeführt wird, daß es wirklich Verstorbene sind. Das ist aber ein Irrtum. Viele
Sensitive wissen genau, daß ihre Fähigkeiten mit den Geistern Verstorbener nichts
zu tun haben (Ostys Versuchspersonen in seinem Buch über die übernatürlichen
Fähigkeiten des Menschen, Frau Günther-Geffers u. a. m.). Daneben gibt es
Menschen, die nicht einmal Sensitive sind, sich aber einbilden, besessen zu sein.
Hier handelt es sich um Persönlichkeitsspaltung, die auch wieder zu Unrecht von
Sensitiven als Verbindung mit Verstorbenen „bestätigt" werden kann, wenn sie
auf telepathischem Wege die Vorstellungen der Kranken übernehmen. Die wirklichen
Medien dagegen verfügen über eine spezifische Energie, die allein es Verstorbenen
möglich macht, sich durch sie zu manifestieren. Diese Energie kann
sowohl für physikalische als auch für psychische Phänomene verwendet werden,
jedes echte Medium kann deshalb auch physikalische Phänomene aufweisen und
wird es auch, selbst wenn die psychischen überwiegen. (Die Verachtung der
physikalischen Phänomene ist also unbegründet und stammt meist von bloßen
Sensitiven, die als offenbarungsspiritistische „Medien" posieren, und ihren Anhängern
.) Vielleicht wird es später einmal möglich sein, diese Energie genau zu
erforschen und jeweils festzustellen, so daß man schon an ihrem Vorhandensein
ersehen kann, ob jemand wirklich Medium ist oder nicht. Vielleicht wird es später
aucfl möglich sein, Apparate zu konstruieren, durch die sich die Geister Verstorbener
mit Hilfe dieser Energie noch besser mitteilen können, als jetzt durch
die mediumistischen Phänomene. Die Kontrollgeister dieser Medien sind wirklich
Verstorbene, sie unterscheiden sich von denjenigen der Sensitiven schon äußerlich
durch ihren Mangel an Suggestibilität, ihre präzise Feststellung von Tatsachen,
bei der sie sich durch gegenteilige Meinungen nicht beirren lassen. Sie sind
imstande, ihre Mitteilungen völlig aus dem Bewußtsein der Medien auszulöschen,
so daß diese sich später nicht daran erinnern .können (wie insbesondere bei
Margery). Manche Kontrollgeister verstehen dies aber offenbar nicht recht, hier
besteht dann die Gefahr, daß sich im Unterbewußtsein des Mediums Erinnerungen
an die Kontrollgeister, ihr Gebaren und ihre Mitteilungen aufstapeln und in Zeiten,
in denen die mediale Energie zu schwach ist für echte Mitteilungen der Verstorbenen
, diese zeitweise ersetzen. Viele Medien sind zugleich Sensitive, wenn ihre
mediale Energie aussetzt, arbeiten sie mit ihren telepathischen und psychometrischen
Fähigkeiten, wodurch auch viel Verwirrung entsteht. (Mrs. Piper und
Mrs. Chenoweth scheinen derartige gemischte Typen zu sein, Margery und Mrs.
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