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Fachliteratur des Auslandes. 205
seelisch-geistige Wesenheit des Kindes aus den Keimzellen der Eitern den ihm
gemäßen Körper. Bond fährt dann fort in seiner Schlußkette und sucht zu beweisen
: daß auch Seelen ohne körperliche Vermittlung aufeinander wirken können
, zunächst die Seelen noch Lebender (Telepathie), dann aber auch die Seelen
Verstorbener und noch Lebender. Er führt auch hierfür zahlreiche Beispiele aus
seiner eigenen Erfahrung an: 1. Telepathie; einen Fall, wo ein noch lebender
Bekannter von ihm, der gerade in England von ihm sprach, sich in Amerika
durch die automatische Schrift Margerys bei Bond meldete und verschiedene
Dinge angab, die beiden gänzlich unbekannt waren (so den ursprünglich deutschen
, später anglisierten Namen des Kommunikanten, den Bond nicht kannte).
2. Ferner, für letzteres, die Qlastonbury-Scripts, Oskar Wildes berühmte Manifestation
durch Mrs. Dowden (Mrs. Travers-Smith) und andere Medien. —
Ein sehr interessanter Aufsatz von Dr. med. Geoffrey C. H. Burns
„Weitere Studien über scheinbare Besessenheit" läuft durch die Hefte von Mai
bis November 1929. Die Fälle wurden von Dr. Titus Bull im „Institut für
Besessenheit" in New York behandelt. Fall I ist eine Frau, die in der Kindheit
einen (oder mehrere) seelische Schocks erlitt, später an einer als manischdepressives
Irresein diagnostizierten seelischen Störung erkrankte. Ihr Sexualleben
war zu Zeiten abnorm gesteigert,* zu Zeiten wieder unnatürlich schwach,
außerdem war sie nicht imstande, ihren Haushalt zu führen (unnötige Ausgaben
in den manischen, unzweckmäßiges Herumarbeiten und Suicidversuche in den
depressiven Phasen). Sie begab sich in die Behandlung des Dr. Bull, der zunächst
mit gewöhnlichen Mitteln eine Besserung erzielte, bei einer neu einsetzenden
Depression aber damit nichts ausrichtete. Er hielt nun 5 Sitzungen mit einem
Medium (das über die Patientin nichts wußte) ab, danach anhaltende Besserung
während 21/2 Jahren (während sonst immer nach einem halben Jahr eine neue
Depression einsetzte, die sie meist anstaltsbedürftig machte). Am Ende dieses
Zeitpunktes starb sie an Gasvergiftung, Selbstmord ist nicht mit Sicherheit auszuschließen
, immerhin halten es die Angehörigen für einen Unglücksfall ohne
Zutun der Patientin. In den Sitzungen mit dem Medium meldeten sich 14 Intelligenzen
, die in drei Gruppen zerfielen: die ständigen (Geister-) Helfer und Berater
Dr. Bulls, der Patientin schädlich gesinnte Intelligenzen (darunter vor allem
als Hauptübeltäter ein früherer Zuhälter mit seiner Agentin und einem Mädchen
[Prostituierte?], die ihm anhängt). Drittens eine Gruppe von Wesenheiten, die
bestrebt sind, der Patientin von drüben aus zu helfen (ihre frühere Amme, ihre
Mutter). Es gelingt, den Zuhälter zu veranlassen, die Patientin zu verlassen und
sich einem der jenseitigen Helfer Dr. Bulls anzuschließen. Es wurden mehrere
Angaben gemacht, mit deren Hilfe man wahrscheinlich den Zuhälter hätte
identifizieren können, doch wurden sie nicht weiter verfolgt, da es nur auf die
Heilung der Patientin ankam. (Vgl. übrigens Z. f. P., Maiheft 1930, S.322.) —
Fall II. Junges Mädchen, erblich etwas belastet, in der Kindheit zahlreiche als
„nervös" bezeichnete Erkrankungen (Magen, Grimassieren), Veitstanz, im Alter
von 7—12 Jahren sexuelle Angriffe \on Seiten eines angeheirateten Onkels. Später
Tobsuchtsanfälle, in denen sie um sich schlug und biß — auch sich selbst —, die
Zwangsjacke zerriß, chloroformiert werden mußte, weil Injektionen nicht halfen.
Sie kam deshalb mehrmals in Irrenanstalten, der Fall wurde als schwere Hysterie
diagnostiziert. Zeitweise Selbstmordgefahr, weil sie dadurch ihren Leiden ein
Ende zu machen hoffte. Während ihrer Tobsuchtsanfälle schien sie mit übermenschlicher
Kraft gegen eine unsichtbare Gewalt zu kämpfen, brauchte dann
wieder Flüche und Kraftausdrücke, deren Kenntnis man kaum bei ihr voraussetzen
konnte. Sie hatte quälende, sich immer wiederholende Träume entweder
von Schlangen und Reptilien oder aber von einem ihr unbekannten Mann, die sie
verfolgten und quälten. Sie hatte auch katatonische Zustände, in denen sie völlig
starr war. Bei der Behandlung durch Dr. Bull meldeten sich nicht weniger als
insgesamt 28 Wesenheiten, die wieder den drei Gruppen angehörten: jenseitige
Helfer Dr. Bulls (Imperatorgruppe, der angebliche verstorbene Mitarbeiter Bulls
Prof. Hyslop usw.); Angehörige der Patientin, die es gut mit ihr meinen, dabei
aber manchmal doch schaden, weil sie frühere Leiden, die sie zu Lebzeiten hatten,
auf die Kranke übertragen; schließlich Wesenheiten, von denen sie „besessen" ist,
darunter mehr oder weniger schädliche. Unter ihnen befindet sich insbesondere
die Großmutter mütterlicherseits, die zu Lebzeiten teilweise geistesgestört gewesen
zu sein scheint und jetzt nicht nur die Patientin, sondern auch deren Mut-
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