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Buchbesprechungen

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aber weder die Namen seiner Kinder angeben noch Bichat die Titel seiner Werke.
Osty betont, daß das Medium in bewußtem Zustande dergleichen nicht hervorbringen
könne, das psychologisch Interessante des Falles liege darin, daß das
Medium improvisierend solche vergleichsweise hochstehenden Sachen schaffe.
Er habe bisher noch niemand gefunden, der dergleichen mit normalem Oberbewußtsein
habe machen können. Schriftsteller, die dergleichen ihm gegenüber
behauptet hätten, hätten sich, wenn er sie beim Wort hätte nehmen wollen,
unter Vorwänden zurückgezogen.

Es scheint hier in der Tat glaubhaft, daß das in Frage stehende Medium
bewußt dergleichen nicht leisten könnte, also eine bemerkenswerte unterbewußte
Produktion vorliegt. Die Unterschiede gegenüber anderer Produktion
sind jedoch nur gradweise.

2. Warcollier, Telepathie und Einbildungskraft. Zeigt an
Hand von zahlreichen Abbildungen, wie die Phantasie und Assoziation die
empfangene telepathische Nachricht vielfach nach irgendeiner Richtung fälscht.
Vieles in den Abbildungen mag auch in dieser Art verstanden werden, aber
Warcollier scheint mir doch in der Ausdeutung zu weit zu gehen, so z. B. wenn
bei Uebertragung eines Bildes, auf dem drei Affen sind, und der Empfänger die
Greifarme einer Beißzange aufgezeichnet hat, Warcollier darin eine Wiedergabe
des offenen Mauls des einen Affen sieht. Bei Versuchen dieser Art ist es eine
große Gefahr, überall Aehnlichkeiten sehen zu wollen.

3. Andry-Bourgeois, Das Werk von Charles Henry und
das Problem des Fortlebens. Henry war ein Psychophysiker, der auch
Leben und Seele in Formeln einfangen und auch auf diesem Gebiete alle Qualität
in Quantität verwandeln wollte. Für die uns hier angehenden Probleme kann ich
aber in dieser Betrachtungsweise zum mindesten vvorerst keinen Vorteil erblicken.

T i s c h n e r.

Buchbesprechungen.

„Die Probleme der Einheit und der Spaltung des Ich". Von Prof. T. K. Oesterreich
. („Beiträge z. Philosophie und Psychologie" Heft 1.) W. Kohlhammer
Verlag, Stuttgart 1Q28. 37 S Preis geh. M.2.10.
Dieses äußerst anregende Büchlein gibt zunächst einen kurzen Ueberblick
über die Entwicklung des Ichbegriffes in der Psychologie der letzten Zeit. Hier
hat sich mehr und mehr die Auffassung des Ich als einer Art monadologischer
Einheit durchgesetzt. Demgegenüber erhebt sich nun die Frage, was bei den
sogenannten „Persönlichkeitsspaltungen", denen Verfasser sich nunmehr zuwendet
, aus dem einheitlichen Ich wird. Verfasser lehnt die Auffassung des berühmten
amerikanischen Psychologen Prof. Mc Dougall ab, daß von vornherein
jedes Ich aus einer Vielheit von "Ichen bestehe, die nur durch eine Art übergeordnetes
Hauptich zusammengehalten werden und bei Spaltungen wieder
auseinanderfalten. Er hält demgegenüber eine Teilung des einheitlichen Ich
(analog der Zellteilung vor lebenden Organismen) für wahrscheinlicher. Eine
derartige Ichteilung dauernder oder vorübergehender Art würde dann bei allen
pathologischen (schizophrenen und hysterischen) und den nicht eigentlich pathologischen
, mediumistischen „Persönlichkeitsspaltungen" vorliegen. (Letztere werden
vom Verfasser durchwegs animistisch gedeutet.) Merkwürdig ist, daß viele
mediumistische Phänomene, vor allem die physikalischen, offenbar nur in Verbindung
mit solchen Ichteilungen auftreten. Es wäre zu untersuchen, ob bei
pathologischen Ichspaltungen auch, mindestens ansatzweise, mediumistische Phänomene
vorliegen. Wenn nicht, wäre zu untersuchen, wodurch sich diese pathologischen
von den mediumistischen Phänomenen der Spaltung unterscheiden.
Der Ichspaltung steht gegenüber eine Ichverschmelzung (in Analogie zu der Verschmelzung
von Zellen zu einer einzigen, wie sie etwa bei der Befruchtung vorliegt),
die Verbindung von Ichen oder Teilen derselben zu einer neuen Einheit. Die
Phänomene der Depersonalisation faßt Oesterreich als Verschwinden des Ich,
Ichlosigkeit auf. Er weist dann auf die wichtigen Konsequenzen hin, die sich
für Psychologie, Psychiatrie, aber auch die Biologie (haben gespaltene Iche
eine andere Drüsensekretion als vor ihrer Spaltung?), Logik, Metaphysik ergeben
. — Kritisch könnte man fragen, ob Oesterreich den Begriff des Ich nicht


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