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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0245
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Der, der den Brief geschnoben hat, isl abgereist, und zwar nach Nordwesten.
Er isl \on ehrlichen] Charakter, aber er weiß nicht recht, was er machen soll;
er lebl jetzt in ungeregelten Verhältnissen und ist daher sehr wankelmutig.
Ob die zwei noch zusammenkommen werden, kann ich jetzt noch nicht sagen.
Er i*l nach B. *) gereist und wohnt Fürstenstraße Nr. i3. Er heißt Emil.'**

Wir waren erstaunt über die Genauigkeit der Angaben, die wir aber
naturgemäß nicht überprüfen konnten, da uns Schreiber und Inhalt des Briefs
absolut unbekannt, die Adressatin nur ganz oberflächlich bekannt waren. Später
erfuhren wir, daß die Yngaben bis ins letzte Detail richtig waren. Der Briefschreiber
isl Seidenweber, heißt Emil, war nach B. abgereist, wohnte unter
der bezeichneten Anschrift. Die Adressatin heißt Margarete und wird Gretl
genannt.

Ich enthalte mich eines Kommentars zu dem Gesagten. Für den von
früher her wohlbekannten ,,Erklärungs'-Versuch gewisser nicht irre zu
führender", genau informierter" 1 eberkluger. Herr lleißig habe ,,ganz
gewiß' Kenntnis >on den \on mir geführten Rechtsfällen gehabt und einfach
seine Kenntnis verwertet, halte ich heute doch niemanden mehr für unreif
und gedankenlos genug. Wober hatte Herr Beißig in Nürnberg diese Details
erfahren, woher hätte er einen Zusammenhang zwischen diesen und mir gekannt
woher \or allein aber hätte er annehmen können, daß ich aus meinen
?\ Fächern voll Vkten gerade dies«1 zwei Briefe ihm vorlegen werde?
1 nd — was für eine Ausrede hätte er gehabt, wenn er z. B. bei der Bezeichnung
des Briefes de> jungen Mannes die Berge von II. genannt, dagegen)
aber die Gegend von B. für „recht flach'4 und „sehr eben' erklärt hatte?
Oder wenn ihm eine ähnliche Verwechslung unterlaufen wäre? Wobei ich
von den merkwürdig genauen Vngabcu über den Brief an Fräulein Gretl überhaupt
absehe. Oder wollte jemand behaupten. Herr lleißig in Nürnberg habe
Fiäulein Gretl in Wien schon früher kennen gelernt und sie ersucht, gerade
diesen Brief zu un^ zu senden, trotzdem er doch nicht ahnen konnte, daß ich
/u ihr um einen Brief schicken werde? Nein, man müßte sich schämen, derlei
pldllui l nsinn auch nur für menschenmöglich zu halten.

Nun aber drängt sieh mir als Strafrechtler und Kriminalist die Frage
auf, ob denn eine Fähigkeil, wie die des Herrn Beißig, wirklich nicht für
die Zweck*» der Sf rat recht spf lege benützt werden könnte, und ob es verständig
und giwi^enhafl Kl, m'<» nicht /u benützen. Ich kenne die einschlägige
Literatur und insbesondere das bekannte Buch Dellwigs Okkultismus und
Vi rbreehen". Mir hat es aber immer den Eindruck gemacht, daß man dort,
wo solche \ erMiche gemacht wurden, entweder überhaupt Unmögliches wünschte
oder die Sache nicht richtig anfaßte. Mir haben einschlägige Versuche oft
>taun< iiiwerle Ergebnisse geliefert 2).

1) Ich gebe hier aus begreiflichen Gründen nur den Anfangsbuchstaben der
Stadt an. Herr Reißig hat deren vollen Namen genannt.

2) Vgl. z. B. meine kleine Schrift: „Die Raubmörder Franz und Rosalia
Schneider, Ein kriminalpsychologischer Nachtrag", Wien 1929. (Verlag Bruder
Hollinek, Wien 3, Steingasse 25.)

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