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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0247
Hänig: Eine Spukgeschichte aus alter Zeit.

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Aufsehen erregten, so daß der Verfasser deshalb auch an den Hof des damaligen
sächsischen Kurfürsten gerufen wurde, um dort Bericht zu erstatten;
er brachte- wiederholt seiner vorgesetzten kirchlichen Behörde gegenüber den
Wunsch zum Ausdruck, an eine andere Pfarre versetzt zu werden, da ihm die
Spukvorgänge den Aufenthalt an seiner eigenen, mit der übrigens ein ergiebiger
landwirtschaftlicher Betrieb verbunden war, unmöglich machten. Der
Bericht geht auf ein altes Büchlein aus der Mitte des r8. Jahrhunderts zurück,
das dem Verfasser des betr. Berichtes von einem Bauer aus T. bei Hohenmölsen
übergeben wurde; die Blätter enthalten, wie R. sagt, offenbar eine Abschrift
>on Aufzeichnungen eines Pfarrers Christian Heydrich aus Schkeitbar, der
1755 beerdigt wurde, sein Grabmal (oder das seines Taters?) ist noch heute an
der Kirchenmauer dieses Dorfes zu sehen.

Der Spuk beginnt am 17. Juni 1738 zwischen 11 und 12 Uhr mittags*
wo II. ein großes Brüllen des Viehs im Stalle hört, er geht endlich in den
Stall, wo er zu seinem größten Erstaunen sieht, daß die Pferde zwei und
zwei mit den Schwänzen zusammengebunden sind. Von den Tieren zeigen
besondeis die Kälber große Unruhe, wobei II. zu seinem Erstaunen einen
Mann durch die Wand in gräßlicher Gestalt kommen sieht. Von nun an
häufen sich die Ereignisse derart (Verf. hat alles genau aufgezeichnet), daß
sie ein anschauliches Bild dieses ganzen Spukes ergeben; zu bedauern bleibt
nur, daß der Bericht vorzeitig abbricht. So hat II. am 20. Juni einen Eimer
Wein gekauft; als er auf Flaschen gezogen werden soll, ist das Faß völlig
leer, obgleich der Zapfen noch steckt und die Kellertür mit drei \erdeeklen
Schlössern versehen ist. Als II. \on seinem Beichtvater Besuch bekommt,
pocht es dreimal an die Tür, wobei sie die Worte hören: „Ich werde dich
schon noch kränken,* II. fertigt noch an demselben \bend einen Bericht
an das Domkapitel in Merseburg an. Am 23. Juni hört der Pfarrer, aN er
frühmorgens noch ein wenig schlummert, ein Geräusch, als ob jemand mit
tausend Ketten lärmte; seine Tochter behauptet, im Kuhstall derart gekniffen
worden zu sein, daß man noch die blauen Flecken sieht. Ein \ierlel Zentner
Kaffee enthält, als er gebrannt werden soll, Mäusedreck und eine Vrl Würmer.
Am J(j. Juli sind in dem Saal aile V01 hänge an den Fenslern zerrissen, während
in den Kleiderschränken alle Kleider und Wäscheslücke zerrissen sind, ohne
daß ein Schloß aufgemacht worden wäre. Im Silber schrank ist alles zusammengedrückt
und verbogen, so daß es II. bei einem Goldschmied umarbeiten
läßt, später wurden i3o Taler gefunden, die zu einem Klumpen zusammengeschmolzen
waren, wobei ganz andere Münzsorlen als sie der Pfarrer
hatte, zum Vorschein kamen. Am 16. September ist die Deichsei \er-
schwunden, der Wagen wird nebst den vier unbeschlagenen Bädern auf dem
Oberboden im Getreide gefunden.

Die folgenden Tage bringen dem Pfarrer einen Verlust an Vieh, ohne daß
der Urheber ermittelt werden konnte. Eines Abends ist die Bibel \erschwunden,
sie findet sich schließlich vor der Haustür, wobei der 6. Psalm aufgeschlagen
ist. In der Nacht des 11. Okiober wird in der Stube des Pfarrers ein brennendes
Licht gesehen.


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