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Hänig: Eine Spukgeschichte aus alter Zeit.

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Am 2. Dezember kommt ein Verwandter Heydrichs zu Besuch, der sich
in aufgeräumter Weise über den Geist äußert; plötzlich hört er eine Stimme
und bekommt eine solche Maulschelle, daß er sich eine Stunde nicht besinnen
kann; als er wieder zu sich komimt, hat er einen Kopf, daß er aus
keinem Auge sehen kann.

Die Berichte, von denen hier ein Auszug wiedergegeben ist, sind derart,
daß man an der Talsächlichkeil dieser Vorgänge nicht zweifeln kann; es
könnte sich also höchstens um die Erklärungsweisen handeln, die zur Beurteilung
dieser Fälle anzulegen sind. Bei vielen Fällen würde man mit der Annahme
von Sinnestäuschung auskommen können bzw. mit der einer absichtlichen
Irreführung durch Böswillige, wie ja auch mehrere Diebe von IT. erwähnt
werden, die gerade zu dieser Zeit einen Erpressungsversuch in der Pfarre
unternommen haben. Dagegen weist doch eine ganze Anzahl dieser Berichte
auf übersinnlichen Ursprung hin: so das Zusammenbinden von Tierschwänzen,
das auch in neuester Zeit berichtet wird, die Beschädigung des Wäscheschrankes,
der verschlossen ist, das merkwürdige Verschwinden der Kutsche, das Herankommen
der Salzmeste, das an den bekannten Fall des Ilofrates Hahn in
Kerners Seherin von Prevorst erinnert, das Steinewerfen, die Erscheinung glänzender
Gestalten, der merkwürdige Inhalt von Tiermägen, die Gewichts Veränderungen
und die unsichtbare Züchtigung des Verwandten — alles Angaben,
die auch sonst in gut bezeugten Spukgeschichten vorkommen, und z. T. von
einer ganzen Reihe von Zeugen festgestellt worden sind.

Die Frage erhebt sich auch hier, ob etwa eine im Hause anwesende Person
die Ursache dieser spukhaften Vorgänge gewesen ist oder ob tückische, boshafte
Wesen dafür verantwortlich gemacht werden müssen, die sich dabei
vielleicht der Kräfte der Hausbewohner bedient haben. Auf die erste und
dritte Möglichkeit wird in dem Bericht direkt (S. 1^7^ hingewiesen: mehrere
Hamburger Kaufleute übernachteten bei II. und haben einen Mann bei sich,
der dem Pfarrer sagen sollte, ob der Teufel selbst sein Spiel im Hause treibe
oder oh er es durch eine Person lue. Diesei verweist den Pfarrer auf eine
ganz bestimmte Person im Hause, die sogar zu ihm im verwandtschaftlichen
Verhältnis steht. Sie vermag sich nur mit Kopfschütteln zu verteidigen, und
?s sieht auch nicht so aus, daß sie absichtlich den Spuk hervorgerufen hätte;
immerhin liegt die Möglichkeit vor, daß sie dabei im Spiele gewesen ist, d. h.
daß sie unbewußt diese Erscheinungen hervorgebracht hat. oder daß dämonische
Wesen, was vielleicht näher liegt, mit Hilfe ihrer Kräfte diesen Spuk
in Szene gesetzt haben. Merkwürdig ist auch hier, daß sich zu den hier geschilderten
Phänomenen manche Parallelen in Sagenbüchern finden (die unsichtbare
Ohrfeige usw.). auch das ein Hinweis darauf, daß sich hier manche
Angaben finden, die auf tatsächliche transzendentale Vorgänge zurückgehen,
wie ich das bereits in meiner Arbeit über den okkulten Gehalt der Volkssage
ausgeführt habe.


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