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Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1931.)
sehen. Mit Jugend und Jugendsinn war es seitdem vorbei. Ich scheine aber?
nach jenem Erlebnis, dem ich weder physisch noch psychisch völlig gewachsen
war und über das ich nicht sprach, keine eigentliche Furcht mehr gehabt
zu haben, es könne sich wiederholen. (Man vergleiche mit meinem Bericht
den wesentlich verschiedenen Robert llamerlings über seine Heilung von
allgemeiner Gespensterfurcht. Dort scheint es sich um angehäufte
Affekte gehandelt zu haben, die sich — ähnlich wie bei der tragischen
Katharsis — autopsychisch in einem Paroxysmus entluden.)
Daß mich alles, was ich — in späteren Jahren — über Geisterbeschwörungen
hörte, teils kindisch, teils frivol anmutete, brauche ich kaum zu sagen.
Auch trieb und berechtigt mich nichts, Schlüsse auf „ewige Dauer" und Tod-
überdauerung ,,aller" aus dieser einen singulären Erfahrung zu ziehen.
Zagreb 1928—iü3o. Camilla Lucerna.
Weltanschauliches und Theoretisches.
Transkausale Physik und Parapsychologie.
Von Dr. E r n s< t Mannheimer, Wien.
Gib! es Gesetze des menschlichen Denkens schlechthin? Gibt es Normen,
die man als absolute bezeichnen kann? Sind die Anschauungsformen nicht
allein unseres philosophischen, sondern auch die unseres physikalischen
Weltbildes mehr als bloß zufälliges Ergebnis alter Tradition, deren Art und
Richtung wir als fundamentale, also vorausset/ung^loMe Formen, als Demk-
formen sui ^meris anzusprechen gewohnt sind? Sind Logik und Kausalität,
trtatsachen menschlichen Geistes oder sind e& S\steine, bloße Grenzfälle des
Denkens. \ erreichbar den Grenz fällen physikalischer Theorien, neben denen
andersartige mögliche sind?
leb glaube, nichlh berechtigt uns, die Singularität menschlicher Denkformen
voraussetzungslos anzunehmen. Selzen wir den Fall, daß unsere Sinne zur
Erfassung de* absoluleu Weltgeschehens vollständig ausreichen, so muß doch
gleich die Frage gestellt werden, ob es denn tatsächlich nur einheitliche, geistige
Zusammenhänge zwischen „Ich" und „Lmwell" gibt. Wie uns z. B. die
Malerei durch die Perspektive eine nur uns verständliche Tiefendimension
auf der Fläche vorzutäuschen vermag, die etwa den mit unserer Art zu sehen
nicht vertrauten Tölkern nicht als sinnvolles Hintereinander, sondern als ein
sinnlos-unmotiviertes und unbegreifliches l ebereinander erscheint, so wissen
wir auch, daß os Primitive gibt, deren Art zu denken nach >öllig andern
Gesetzen und Gewohnheiten abläuft, als das unsrige, ohne daß wir darum
berechtigt waren, ihre Denkformen als „falsch" gerichtet anzusprechen, l'nser
Denken vollzieht sich im Sinne der Kausalität, streng nach Ursache und Wirkung
gegliedert, in einer Form, die wir als Logik bezeichnen. Diese Denkform
hat uns zu Herren der Erde gemacht und die Natur weilgehend unserm
Willen unterworfen. Daß aber auch andere Denkgesetze, etwa die prä-logi^chen
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