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Mannheimer: Transkausale Physik und Parapsychologie. 237

denkbar und ihnen in nah© Distanz gerückt. Die Kausalität hat somit aufgehört
, eine conditio sine qua non für die Parapsychologie zu bilden, da sie es
ja für die Physik selber aufgehört hat zu sein.

Die Phänomene der Parapsychologie nun zeigen fast durchaus einen transkausalen
Geschehnisablauf, und das war ja auch der Grund, weshalb sie vom
exakten Standpunkt so lange indiskutabel erschien. Vielleicht aber beginnt gerade
jetzt eine tiefere Vorstellung der Wirklichkeit, die nichts mit dem Objekt
gemein hat. Wir kennen den Mechanismus parapsychischer Phänomene nicht;
aber der Einwand, daß sie unter gleichen "Versuchsbedingungen oft mich nicht
eintreten, hat mit Rücksicht auf die neue Physik keine Bedeutung mehr.
Ueberali, wo wir Vorgänge nicht begreifen, werden Theorien aufgestellt. Wir
haben den Aspekt unseres Daseins gleichsam rückläufig verschoben. Wir sahen
Ereignisse sich mit andern verbinden; daraus haben wir ein Prinzip gemacht:
es wäre sinnlos, an einer Kausalität überhaupt zu zweifeln; bloß ihr Geltungsbereich
ist nicht umfassend. Es versagt stets vor allen Tatsachen des lebendigen
Geistes; das geistige Leben und alle seine Phänomene sind durchaus
autonom.

So begreifen wir wohl, daß es besonders sensible Menschen gibt, denen
die Kenntnis von Tatsachen auf einem uns unverständlichen Wege gelingt.
Die neue Physik hat auch von der Parapsychologie diie Kette der Kausalität
genommen. Es gibt eine Art des Erkennens, die für unsern Bewußtseinsablauf
transkausal erscheint. Wir fühlen nichts von den elektrischen Veränderungen
der Luft, die sich so grandios im Gewitter entladen; wir ahnen nichts
von den zahllosen unsichtbaren Strahlen, die auf uns wirken, oder auch durch
uns hindurchgehen, und hätten wir nicht das Mikroskop, wir wüßten nichts
von den so völlig andern Daseinsbedingungen der Mikroorganismen.

Als transzendent gilt schließlich alles, was mit unsern Erkenntnismitteln
unerklärlich bleibt. Das Unverständliche erscheint stets auch unwahrscheinlich.
Die Unmöglichkeil, alle Daten eines JZustandes zu messen, verhindert die Vorherbestimmung
des genauen Tatsachenablaufes. Wohl lassen sich die meisten
Experimente der Kausalphysik mit dem stets gleich sichern Ergebnis wieder holen
; nicht aber die der transkausalen; sie sind Wahrscheinlichkeitsgrößen.
Die Parapsychologie aber ist, als Geisteswissenschaft, durchaus transkausal.

Die Parapsychologie hat, da sie in Anlehnung an die Physik entstand,
keine eigene ßegriffssprache entwickelt. Damit waren ihre Erklärungsversuche
schon von Anbeginn analogisch in eine bestimmte Richtung gedrängt.
Wir sprechen von Strahlung, von Energie, von Kraftübertragung ganz wie in
der Physik, trotzdem es sich hier vielleicht um ein Wissengebaet handelt, für
das eine brauchbare Terminologie überhaupt noch nicht existiert. Die Kausalphysik
mußte im Gegensatz zur Parapsychologie stehen. Die TransJcausale aber
kann es nicht mehr.

Vielleicht ist hierdurch der Vereinigung zweier bisher getrennter Wissensgebiete
ein neuer gemeinsamer Weg gewiesen. Vielleicht wird die Parapsychologie
nun erst die eigentliche Physik der geistigen Phänomene.


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