Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0273
Jahn: Das Geistersehen

239

außen einfallendes Licht getäuscht werden. So sieht er eines Nachts auf seinem
Bettrand ein junges Mädchen sitzen, das mit den Beinen schaukelt, und als
er hinfassen will, ist die Erscheinung plötzlich verschwunden. Noch sonderbarer
ist- der Fall, wo eine rätselhafte Erscheinung am hellichten Tage von mehreren
Personen in einer nachweislich leerstehenden und verlassenen Wohnung
beobachtet worden ist. Sie sehen ein Bett, in dem zwei kleine Mädchen sich
tummeln und mit Kissen werfen und dann — ist plötzlich nichts mehr zu
sehen!

Ganz eigenartig ist folgendes Erlebnis, vielmehr Doppelereignis! Eines
Nachts wird er durch ein Geräusch wach; er hört deutlich wie es dreimal
an der Stelle klopft, wo der Ofen steht; es ist so, als wenn jemand mit einem
harten Gegenstand — wie Schlüssel — an den Ofen schlägt. Darauf fallen
mitten im Zimmer drei Schüsse, wie von einer Pistole geschossen, und nach
einer Weile erfolgt noch ein lauter Schlag auf die Platte des Nachttisches
neben dem Bett. „Ich war vollständig wach", versicherte Herr Schwab. Diese
Erscheinungen wiederholten sich nach einigen Tagen noch zweimal. Da es
aber nicht bei diesen Erscheinungen blieb, sondern noch allerhand andere unerträgliche
Eindrücke, ja selbst Belästigungen spukhafter Art sich einstellten
— ein unsichtbarer Körper versuchte ihn des öfteren nachts aus dem Bett
zu drängen —, zog Herr Schwab aus der Spukwohnung aus.

Ich habe noch einzuschalten, daß Herr Schwab öfters auf der Treppe einem
Herrn begegnete, der eine große Aehnlichkeit mit Bismarck in jungen Jahren
hatte. Als er gelegentlich mit seiner Wirtin darüber sprach, sagte diese:
„Er sieht Bismarck nicht nur ähnlich, sondern er heißt auch Bismarck, ohne
das Wörtchen „von". Ueber diese belanglose Sache sprach Herr Schwab mit
niemandem.

Einige Tage später wurde die Wohnung von einem Kollegen, Herrn Schauspieler
Aßmann, damals in Wiesbaden, jetzt in Köln, bezogen, der nach Ansicht
des Herrn Schwab ein nüchterner, materieller Mensch war. Um seine
Wirtin nicht zu schädigen, hatte Herr Schwab nichts von den spukhaften Vorgängen
in seiner alten Wohnung gesagt, erfuhr aber durch vorsichtiges Fragen,
daß der neue Mieter sich in der Wohnung sehr wohl fühle. Das war ungefähr
acht Tage nach dem Einzug. Einige Wochen später fiel Herrn Schwab das
veränderte Wesen des Kollegen auf. Was war geschehen? Er berichtete:
„Es war nachts. Ich lag lesend im Bett, als es mich plötzlich drängte, najch
dem Fußende des Bettes zu.sehen. Merkwürdiges sah ich da! Es sah aus, als
wenn sich dort Wolken bildeten, und dann gewahrte ich ein Gesicht, ein deutliches
Gesicht, das über den Wolken zu schweben schien. Dieses Gesicht schien
zu leben, denn ich sah deutlich, wie es abwechselnd Augen und Mund weit
aufriß. Ich erschrak und dennoch konnte ich mich nicht von dem Anblick
losreißen. Ja, je länger ich hinstarrte, desto deutlicher erschienen mir die
Züge des Gesichtes, ja mir war's, als wenn das Gesicht eine gewisse Aehnlichkeit
mit Bismarck hatte, und zwar mit Bismarck in jungen Jahren!"

Herrn Schwab stieg eine Ahnung auf von einem ursächlichen Zusammenhang
der akustischen und optischen Erscheinungen, und erfuhr auf Umwegen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0273