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untersuchen, was auch im Anfang gelang, da die Spiritisten sich in der London
Spiritualist Alliance abgesondert hatten. In den ersten 15 Jahren ihres Bestehens
arbeitete die S. P. R. nach Dingwall wirklich wissenschaftlich, um aber mehr
und mehr von diesem hohen Niveau herabzusinken. Es scheine, daß die Gelehrten
, je länger sie sich mit okkulten Dingen befassen, um so leichtgläubiger und
unkritischer werden, sie wollen lieber Detrügerische als gar keine Phänomene
sehen (! man \ ergleiche hierzu Klinckowstroems „okkulten Komplex" G. W.),
wenn nichts kommt, werden die Kontrollen immer mehr vermindert, letzten Endes
leiten die Medien, ihre Freunde und „Kontrollgeister" die Versuchsbedingungen,
sie verlangen die Berücksichtigung angeblicher „okkulter Gesetze", die sie aber
selbst außer acht lassen, wenn es ihnen näßt. So werden die Versuche immer
mehr /u bloßen Demonstrationen und Schaustellungen, immer weniger sind sie
wissenschaftliche Experimente. In den Veröffentlichungen der S. P. R. wird immer
weniger auf wissenschaftliche Versuchsbedingungen Gewicht gelegt, die Gutgläubigkeit
des Mediums, und daß es einer kleinen Clique im Vorstand der S. P. R.
bekannt ist, genügt immer mehr für die Anerkennung seiner Phänomene. Ein
bekannter Gelehrter, der früher Präsident der S. P. R. war, habe sich nicht entblödet
anzunehmen, daß die Geister Verstorbener sich an seinen Versuchen beteiligen
, wenn die Bedingungen dafür vorhanden sind. (Wie schrecklich! G.W.)
Dadurch werde auch die S. P. R. von der offiziellen Wissenschaft immer weniger
ernst genommen und es sei an der Zeit, daß diese Phänomene von einer
unabhängigen akademischen Körperschaft, am besten auf anthropologischer Basis
, untersucht werden. Man würde dabei am besten von dem Studium der
Zaubermänner, Medizinmänner usw. primitiver Völker und der Untersuchung
anormaler Bewußtseinszustände und den darin hervorgebrachten Leistungen ausgehen
. — In seinem Kommentar hier/u gibt B i r d zu, daß Dingwall gev/isse
Idiosynkrasien, vor allem gegen die physikalischen Phänomene, habe. Er hätte
es erlebt, daß Dingwall am Morgen in Ekstase war über irgendwelche Phänomene
Margerys, am selben Abend von der tiefsten Depression erfüllt an allein
zweifelte. Er habe bei Sclirenck ein Dokument unterzeichnet, in dem er die
Phänomene Willy Schneiders anerkannte und glaube jetzt ehrlich, daß er nie
etwas Derartiges unterschrieben habe. Als ihm Bird 1927 bei seiner Rückkehr
aus Braunau erzählte, daß er mit den dortigen Versuchsbedingungen nicht zufrieden
gewesen sei, habe ihm Ding wall immer wieder geradezu freudig erregt
gesagt: „Ich sage Ihnen Bird, die physikalischen Medien sind alle Betrüger,
jedes einzelne von ihnen. Es gibt keine echte physikalische Medialität" Es
gibt Leute, sagt Bird, denen die Hypothese des Betrugs und das Aufweisen demselben
den denkbar größten intellektuellen Stoß versetzt, während die Begegnung
mit echten Phänomenen ihnen offenbar gar keinen Stoß versetzt, /u ihnen
gehöre Dingwall. (Hier haben wir dann den „antiokkultistischen Komplex"!
(i. W.) Trotzdem aber hält er Diugwalls Ausführungen für beachtenswert. Es
bestehe allerdings oft genug die Tendenz, die Versuchsbedingungen zu verschlechtern
, um nur ja Phänomene zu sehen (Abdunkeln des Lichtes usw.) unter
der meist nicht eingehaltenen Bemerkung, wenn die Phänomene richtig in Gang
seien, wurde man die Bedingungen wieder verschärfen. Dagegen habe er offenbar
keinerlei Verständnis dafür, daß viele Phänomene eben die spiritistische Deutung
als die entsprechendste nahelegen, er stemple sie einfach als „Aberglaube",
was ebenso willkürlich ist wie die Behauptung, es gebe eben keine physikalischen
Phänomene. Das ist vielleicht nur der Ausfluß eines entgegengesetzten — nega-
tivistischen — Aberglaubens. Damit bestreitet Bird natürlich nicht die Berechtigung
\on Dingwalls Warnungen gewissen allzu leichtgläubigen, unkritischen,
spiritistischen Kreisen gegenüber. Es sei auch berechtigt, wenn Dingwall fordert,
daß man nicht nur die Phänomene schildere und demonstriere, sondern sich mehr
ihren psychologischen Hintergründen und Ursachen zuwende Was die Voi-
würfe gegenüber der S. P. R. betrifft, so sei es klar, daß diese nach eingehender,
befriedigender Prüfung gewisser Medien deren Phänomenen eher traue als denjenigen
eines Mediums, das sie noch nicht in dieser Weise geprüft hätte, eine
ständige abermalige Infragestellung jedes einzelnen Phänomens, nachdem die
Glaubwürdigkeit eines Mediums befriedigend festgestellt sei, sei absurd. Ebenso
die Annahme, daß es leichter sei, die okkulten Phänomene zu erforschen und Betrug
auszuschließen, wenn man sie bei primitiven Völkern (deren Sprache man
doch meist nicht beherrscht!), als wenn man sie bei e**nheimischen Medien stu-


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