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einem weiteren Aufsatze bricht Oftt auch eine Lanze für den Spiritismus. Er
meint, daß bei der heutigen materialistischen Einstellung der Wissenschaft
von den am äußersten linken Flügel stehenden Parapsychologen 100 Prozent
aller Berichtsfälle animistisch gedeutet würden. Die Mittelgruppe der Parapsychologen
lasse 1 —2 Prozent als ungeklärten Rest spiritistisch durchrutschen,
während nach seiner Meinung 20 Prozent sicheren spiritistischen Ursprung hätten
, 60 Prozent zweifelhaft seien und nur 20 Prozent animistisch erklärt zu
werden brauchten. Wäre die spiritualistische Geistigkeit die herrschende, dann
würden die 60 Prozent ungeklärter Falle der spiritistischen Deutung zugezählt
werden, wodurch die bezuglichen Verhältniszahlen ein ganz anderes Aussehen
gewännen.
Van G u 1 i k berichtet über chinesische Wundererzählun^en Pu Sung Lings
aus dem Jahre 1650. .Er erfüllt damit einen Wunsch Schopenhauers, der mit
der Forderung nach einer vergleichenden Betrachtung solcher Erzählungen
seiner Zeit soweit vorauseilte, daß heute noch selbst Sachkenner das Wesent-
liclie einer solchen Vergleichung verkennen.
Dr. Bieg! führt das Herabsinken der Astrologie zum Aberglauben und ihren
Untergang als Wissenschaft auf zwei Ursachen zurück. Zunächst habe das aufkommende
kopernikanische System alles Interesse auf sich gelenkt, so daß
die Bewegung der Himmelskörper als solche und nicht mehr ihre beziehungsvolle
Deutung im Mittelpunkt des Interesses stand und zweitens habe das geozentrische
Weltbild der Astrologie ihr allen Glauben geraubt. Heute stehe man
vor Erneuerungsbestrebungen. Im Zusammenhang damit wird aer Vo.schlag
de Jongs in Erinnerung gebracht, von einer großen Anzahl von Kindern (mindestens
tausend) Horoskope aufzustellen und deren späteren Lebenslauf damit
zu \ ergleichen.
Dr. Tenhaeff fuhrt die Empfindung des „Schon-einmal-Erlebten" auf den
psychologischen Begriff der positiven Erinnerungsstörung zurück. Einige Paradefälle
, die vornehmlich psychiatrischen Beobachtungen entstammen, zeigen diese
Frscheinung in krankhaft gesteigerter Form; doch sei auch hier ein Restwesen
anzutreffen, das auf eine andere Quelle, nämlich auf Hellsehen in Raum und
Zeit hindeute. Dei Verfasser deckt hierbei den innigen Zusammenhang jener
eigenartigen Empfindung des „Schon-einmal-Eriebten" mit der Lehre von der
Reincarnation auf, wofür ein schönes Beispiel der Dichterphilosoph Nietzsche
sei, der sich in Sils-Maria plötzlich an die Wiederkehr aller Dinge gemahnt fühlt.
Im weiteren Verfolge kommt Tenhaeff auch auf die bekannten Versuche de
Rochas zu sprechen, deren Beweiskraft vom volkstümlichen Okkultismus, aber
\ielfach uberschätzt werde, denn de Rochas selbst, schrieb im Mai 1913 in der
italienischen Zeitschrift Reincsrnazione: „Die Schilderungen der aufeinanderfolgenden
Leben, wie sie von mesmerisierten Versuchspersonen gemacht werden,
weisen allzu \iele, sicher festgestellte Irftümer auf, als daß sie als direkter
Beweis für ihr wirkliches Bestehen angesehen werden könnten." D. Walter.
Revue mgtapsychique. 1930, Nr. 6.
1. Vtsme, Die Stigmatisierten. Wird nach Erscheinen des Schlusses
referiert. 2. Die Frage des Hypnotismus, Polemik zwischen Pascal
und Osty (\gi. den Bericht in Nr. 5).
T3. Desoille, Ueber den Hypnotismus. Verfasser hat Versuche
über die Beeinflussung des Stoffwechsels in der Hypnose gemacht und hat durch
Messung des Grundumsatzes in der Hypnose, dessen Herabsetzung um etwa 15°/o
gefunden.
4. Dtlevski, Die Suggestion beim wissenschaftlichen
Schaffen. Beschäftigt sich mit der Frage, ob bei gleichzeitigem Finden einer
neuen Theorie durch zwei Gelehrte nicht die Telepathie eine Rolle spielen könnte.
Er erwähnt einige Fälle, wie die gleichzeitige Entdeckung der Differentialrechnung
durch Newton und Leibniz, die gleichzeitige Errechnung des Neptun durch Adams
und Le Verner und dergleichen. Doch kommt er hier zu dem Ergebnis, daß die
Problemlage eine derartige war, daß es leicht möglich war, daß zwei Gelehrte
auf Grund der vorliegenden Tatsachen und Fragen auf denselben Gedanken kommen
konnten.
In manchen Fällen zweifelt er jedoch, ob diese Lösung der Frage richtig sei,
insbesondere bei der Entdeckung der nicht euklidischen Geometrie durch Gauß,
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