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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0311
Stinner: Beitrag zur Frage d. Zusammenhangs zwischen Hysterie u. Mediumismus. 267

Etappen dieser Krise führen zu heftigen Gemütsbewegungen, innerlichen
Spannungen, welche sich telekinetisch entladen.

Nun sende ich aber beiliegend doch etwas Physisches. Vor meiner Hinreise
hatte sie einen qualvollen Traum, in welchem in Verbindung mit ihrer Krise,
die Zahl 6 eine Rolle spielt. Tags darauf machte sie aus Fadenstückchen Kügel-
chen und siehe, es waren ihrer 6. Tags darauf saß sie bei ihrer Nähmasdhine.
Sie will aufstehen, da fühlt sie eine Nötigung, auf die Maschine zurückzublicken
und siehe, da liegt eine 6, aus weißem Zwirn geformt. Das Wunderbare
, das ich nicht verstehe, ist, daß diese 6 aus weißtem Faden erstarrt
ist, so daß sie ihre Form nicht verliert. Ich sende nun den Sechser mit der
Bitte, ihn einem Sachverständigen (chemische Technologie) zur Prüfung zu
übergeben, ob darin vielleicht etwa Gummiarabikum steckt?

Nun aber noch etwas Wichtiges: nach Angabe des Mannes verschlimmert
sich ihr Nervenzustand von Tag zu Tag. Da er trotz seines Materialismus
von den paranormalen Fähigkeiten seiner Frau durch den Augenschein überzeugt
wurde, wünscht er jetzt, seine Frau möge von einem Psychiater -
untersucht werden, welcher die Parapsychologie nicht ablehnt. Er läßt sehr
verehrten Herrn Doktor bitten, ihm in dieser Hinsicht Rat zu erteilen. Am
liebsten würde sie nach Wien reisen, und er bittet zugleich, ihm pekuniäre
Begünstigung zu erwirken, da sie materiell in sehr knappen Verhältnissen
leben.

Ihrem geschätzten Antwortschreiben entgegensehend, grüße ich Sie herzlichst
und in wahrer Hochachtung Prof. Hugo Szanto.

Bratislava-Preßburg, 2. 12. 1928.
Sehr geehrter Herr Doktor!

In Ergänzung und teilweiser Berichtigung meines vorigen Briefes muß
ich Ihnen mitteilen, daß ich einer eventuellen technischen Untersuchung des
kleinen rätselhaften Sechsers doch nicht die Bedeutung zuschreibe, wie ich
es in der Aufwallung eines momentanen Zweifels darstellte. Es ist psychologisch
begreiflich, daß die Wunder des okkulten Gebietes einen auch nach
jahrelanger Beschäftigung manchmal plötzlich mit dem Stachel des Zweifels
übermannen. Eine technisch-chemische Untersuchung kann hier zwar interessant
, aber keinesfalls maßgebend sein, denn die okkulten Kräfte können sich
ja normaler Mittel in paranormaler Weise bedienen. Es kann aber auch aus
dem Körper des Mediums eine, einem Klebemittel ähnliche Substanz ausgeschieden
werden usw. Ich bleibe bei der psychologisch-moralischen
Gewißheit, daß ich nicht betrogen wurde.

Was das Medium anbetrifft, so hätte ich es zu mir nach Bratislava eingeladen
, um mit ihm besser experimentieren zu können, wenn ich nicht
selber pathologische Momente an ihm wahrgenommen hätte, und zwar: Depres-
sionszustände, Zwangsvorstellungen, aber verknüpft mit hohem Ernst, Feingefühl
— so fühle ich mich zu seiner Untersuchung nicht kompetenty
und riet daher selber, einen mit der Parapsychologie vertrauten Arzt aufzusuchen
.

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