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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1931.)
Ich bin im Besitze einiger Briefe und eines Tagebuchfragmentes des
Mediums, welche interessante Selbstbeobachtungen enthalten. Außerdem befragte
ich es gründlich über seine Vergangenheit, über das erste Auftauchen
medialer Erscheinungen usw. — Unabhängig vom Medium besprach ich diese
Dingo auch mit dem Manne.
Soviel ich weiß, haben sich die beiden bereits an Prag gewandt.
Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener
Prof. H. Szanto.
Bratislava-Preßburg, 3o. 4- 1929.
Sehr geehrter Herr Doktor!
Ich beeile mich, Ihre lieben Zeilen zu beantworten. Vor allem muß ich
Sie um Nachsicht bitten, denn eigentlich hätte ich Ihnen schon längst schreiben
sollen. Ich berichte nun, daß der Gatte des Mediums» in Prag bei Dr. Simsa
vorsprach, der sich aber nicht sonderlich für die Sache interessierte. Ich
erhielt von Dr. Simsa ein Schreiben, wonach er die Sache für psychologisch
recht interessant hält, aber der Meinung ist, daß die physikalischen Phänomene
bloß vorübergehend seien und mit der seelischen Krise zusammenhängen.
Der Geschichte mit dem kleinen Fadensechser wollte er überhaupt keinen Glauben
schenken. Mein Standpunkt ist ein ganz anderer. Ich bedauere auch
die Schwäche der Phänomene, aber mich packt gerade der „Zusammenhang
mit der seelischen Krise", indem es mir scheint, daß sich
hier gerade der seelische Mechanismus des Zustandekommens
der phys. Phänomene hätte studieren lassen können. Uebrigens
scheint mir Dr. Simsa auch anders nicht das Richtige getroffen zu haben.
Denn die Frau erzählte mir, daß sie schon als Kimi die Fähigkeit gehabt
hätte, durch Ilandauflegen Schmerzen zu stillen unid daß auch andere (ihre
Mutter, Schwestern) gesehen hätten, daß aus ihren Fingern ein weißliches
Effluvium stiömt. Natürlich wäre es nötig, diesen Dingen nachzugehen und
Zeugenaussagen einzuholen. Was den kleinen Sechser anbetrifft, halte ich
ein zufälliges Zustandekommen für ausgeschlossen, und zwar aus zwei Gründen:
1. Der Faden war il seiner Form erstarrt; 2. seine Form war die
eines regelmäßig gedruckten Sechsers, was durch Zufall nicht erklärt
ist. ^Llso: entweder artifiziell oder echt. (Besitzen Herr Doktor noch den
Sechser? Wenn ja, so wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir ihn bei
Gelegenheit retournieren würden1). Seit dem Besuch bei Dr. Simsa höre
ich nichts mehr von den Eheleuten. Nun werde ich aber vielleicht Gelegeinheit
haben, sie noch einmal zu sprechen Ich wurde nämlich nach L. eingeladen
, dort einen Vortrag über Okkultismus zu halten. Ich stellte meine •
Bedingungen (allerdings bescheiden), weiß aber noch nicht, ob sie akzeptiert
werden. (Der Ort liegt an der ungarischen Grenze. Von Preßburg etwa
*) Die Form dieses Sechsers aus weißem Zwirn ist in natürlicher Größe: ^>
Diese Gestalt hat sich noch bis heute, also über 2 Jahre, unverändert er- r\
halten. Auch mit dem Vergrößerungsglas ist keine Spur irgendwelcher Kleb-V/
masse erkennbar. Näheres über die Bedeutung der „6" siehe unter Teil II. S.
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