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Fitz: Bericht über Sitzungen mit einem chines. Medium.
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mit deutlich chinesischem Akzent sprach. Der Bildungsgrad des Mediums
schien sehr beschränkt zu sein.
Das Medium selbst gab an To A Sam zu heißen und in Shanghai geboren
zu sein. Wegen strenger Behandlung von seiten eines chinesischen Schullehrers
sei er, ungefähr sieben Jahre alt, von seinen Eltern weggelaufen. Er sei dann
einem in China geborenen Franzosen begegnet. Dieser, ebenfalls Medium (und
Löwenbändiger), habe in ihm die mcdiumalen Fähigkeiten entwickelt. Mit ihm
scheint To A Sam bis nach Arabien gekommen zu sein, wo sein Lehrmeister
in Djeddah dem Biß eines Löwen erlegen sei. Mit Hilfe eines deutschen oder
niederländischen Arztes sei To A Sam vor nunmehr zehn Jahren nach Java
gekommen und habe sich seitdem in Batavia aufgehalten, wo er eine auf Java,
geborene Chinesin (kein Medium) geheiratet habe. In den letzten Monaten
reise er über Ja\a, um sich durch seine Mediumschaft Geld zu verdienen. So
weit To A Sam über sich selbst; seine Aussagen klingen nicht unglaubhaft,
wurden jedoch nicht nachgeprüft.
Befragt über seine Fähigkeilen, teilte To A Sam mit, daß er Menschen,
die vor nicht länger als zehn Jahren gestorben und in Java geboren und begraben
seien, aufrufen könne, wenn ein Blutsverwandter in der direkten Linie
(Kind, Onkel, Vater, Mutter oder Großeltern, Bruder oder Schwester) oder der
(die) überlebenae Ehemann (-frau) die Aufrutung wünsche. Er könne jedoch
für das Gelingen des Experimentes niemals einstehen. Man könnte die Toten
nur sprechen hören. Materialisationen könne er nicht bewerkstelligen. Auf
die Frage, warum er niemanden aufrufen könne, der außerhalb Javas geboren
oder begraben sei, gab To A Sam zur Antwort, daß er in diesen Fällen, ,,auf
der See von Geistern überfallen werde". Personen, die nur auf Java begraben,
aber über See geboren seien, also Europäer und Chinesen, kehrten nach ihrem
Tode gewöhnlich nach ihrem Geburtsland zurück.
Die Sitzungen wurden in einem gewöhnlichen Zimmer, das durch schwarze
Tuchvorhänge nur wenig abgedunkelt war, abgehalten. Das Fenster blieb offrn,
so daß man, wie ich mich überzeugte, auch von außen alles, was im Zimmer
gesprochen wurde — auch die Stimme des „Toten" — deutlich hören konnte.
Das Zimmer hatte nur eine Türe und ein Fenster. Im Zimmer standen ein
einfacher Tisch mit einer etwas über den Rand herabhängenden Decke aus
Wachsleinwand und einige Stühle. Auf Befragen, ob es dem Medium auch
möglich sei, b^i voller Beleuchtung zu arbeiten, antwortete To A Sam, dies
sei wohl möglich, bereite ihm jedoch sehr große Anstrengung.
Das Medium gestattet eine beliebige Anzahl von Zuhörern; während der
Sitzung ist Rauchen und Sprechen erlaubt. Für Sitzungen, in denen kein Verstorbener
zum Sprechen gebracht wird, berechnet To A Sam keine Kosten.
Bei Beginn einer Sitzung entzündet To A Sarn etwas Weihrauch, legt
Iländo und Unterarme auf den Tisch und beginnt ein Gebet aufzusagen. Es
scheint nicht stets dasselbe Gebet zu sein. Außerhalb der Sitzungen sprach
das Medium dem Berichterstatter auf dessen Bitte ein Gebet langsam vor. Das
Gebet wurde in chinesischer Sprache gesprochen und schien Anrufungen des
Himmels, Beteuerungen der llerzensreinheit des Mediums und dergleichen zu
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