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Fitz: Bericht über Sitzungen mit einem chines. Medium.
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von ihnen konnten wohl kein Holländisch sprechen, waren aber des Lesens
und Schreibens kundig. Sie hatten also ungefähr Volksschulbildung. Von ungefähr
der gleichen, oder lieber noch geringeren Bildung waren die durch die
obengenannten aufgerufenen, verstorbenen Familienmitglieder.
Wenn ein Versuch zu glücken beginnt, hört man erst aus dem in tiefem
Trance befindlichen Medium eine Art Seufzen, schon nicht mehr in der gewöhnlichen
Stimmlage des Mediums. Man hat den Eindruck, als ob da ein
anderes Wesen aus tiefem Schlafe erwache. Oft ist dieses Seufzen mit Räuspern
und Husten verbunden. Nach Aussage der Familienmitglieder war dieses Husten
und Räuspern dem Toten in seiner letzten Krankheit eigentümlich.
Darnach beginnt der „Tote" zu sprechen. Die Stimme scheint aus dem
Munde des Mediums zu kommen. Mundbewegungen konnten jedoch nicht
festgestellt werden. Das Medium sitzt im weiteren Verfolge ruhig auf seinem
Stuhl und hat den Kopf über den Tisch gebeugt, die Unterarme liegen auf
dem Tische auf.
Oft konnten Bewegungen der Finger der rechten Hand festgestellt werden,
und zwar stets im Zusammenhange mit den Worten des Toten, als wolle dieser
im lebhaften Gespräche etwas verdeutlichen.
Stimme, Tonfall, richtige Aussprache des Javanischen vermitteln den Eindruck
, daß hier wirklich der aufgerufene Tote am Worte ist. Die anwesenden
Eingeborenen sprachen ihre feste Ueberzeugung aus, wirklich mit ihren verstorbenen
Angehörigen gesprochen zu haben. Eine der aufgerufenen Frauen
kannte Berichterstatter persönlich, und auch da war der Eindruck derselbe.
Der „Tote" beginnt gewöhnlich sofort nach den verschiedenen Verwandten
zu fragen, die mit Namen bezeichnet werden. Ferner fragt der Tote sehr eifrig
nach seiner Hinterlassenschaft, nach Geld, Armbändern, Kleidungsstücken, Vieh,
Haus usw. Zwischen dem Aufrufer und dem Toten entspinnt sich ein sehr
lebhaftes Gespräch von verblüffender Lebenstreue und [Natürlichkeit. Im Verlaufe
des Gespräches scheint der Tote auch die übrigen Anwesenden zu erkennen
, ja fragt spontan nach Anwesenden, auch nach Europäern, die sich
bisher nicht in das Gespräch gemengt haben. Oft läßt der Tote Ermahnungen
hören, die ganz seiner Stellung im Leben zu den hinterbliebenen Familienmitgliedern
entsprechen. Manchmal fragten die Toten nach Personen oder
Gegenständen, die die Anwesenden aus d^r Erinnerung verloren hatten. Die
Toten wurden darum ungehalten und halfen auf verschiedene Weise der Erinnerung
nach. So fragte mich jene bereits oben genannte Frau nach zwei
Bedienion, die sie mil Namen nannte. Ich konnte nicht gleich auf diese
Namen kommen, erinnerte mich aber, als die Tote diese Bedienten nochmals
genauer andeutete, daß sie zur Zeit des Todes jener Frau bei mir im Dienst©
waren.
War so die Identität der „Toten" festgestellt, fragte Berichterstatter regelmäßig
nach Art und Weise des jenseitigen Lebens. Verschiedene Antworten
wurden gegeben. Eine Frau sagte, sie wohne in einem kleinen Häuschen wie
früher und sei auch jetzt noch arm: eine alte Frau erzählte, sie wohne auf
einem Berge, wo sie Askese verrichte; ein Kind gab an, in einem Blumengarten
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