http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0332
288 Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1931.)
unter Aufsicht einer Pflegerin Blumen zu pflücken. Auf die Frage, ob auch
Europäer dort seien, wurde stets verneinend geantwortet. Alle Aussagen über
das jenseitige Leben kamen überein mit dem Bildungsgrad und den religiösen
Vorstellungen dieser Leute. Man hatte den Eindruck, daß das jenseitige Leben
nur ein Abklatsch des diesseitigen wäre. Ein Mann z. B., der während seines
Lebens eine Aufseherstelle bekleidete, sagte, er sei dort auch Aufseher.
Es fiel jedoch auf, daß die Toten über das jenseitige Leben nicht gerade
mitteilsam waren. Die Antworten mußten förmlich aus ihnen herausgeholt
werden. Man hatte den Eindruck, als wüßten sie darüber selbst nicht allzuviel
. Manche wurden über solche, wie sie sagten, zwecklose Fragen ungehalten,
weil diese ihnen die kostbare Zeit wegnähmen, um nach ihren irdischen Angelegenheiten
zu fragen.
Wie aus obigem erhellt, wußten die Toten nichts von dem Geschehen auf
der Erde seit ihrem Tode. Nur eine Frau wußte, daß ihr Kind nach ihr gestorben
sei und gab vor, zu wissen, daß eine andere eingeborene Frau aus
höherem Stande schon jetzt mit diesem Kinde schwanger sei. Leider konnte
sie weder Ort noch Namen angeben.
Eine der aufgerufenen Verstorbenen konnte nach Angabe der Verwandten
im Leben holländisch sprechen. Als diese Person jedoch vom Berichterstalter
aufgefordert wurde, sich in dieser Sprache zu äußern, weigerte sie dies und
erklärte, daß sie diese Sprache im Jenseits verlernt hätte. Sie sprach bei dieser
Gelegenheit nur wenige undeutliche holländische Worte, schien jedoch etwas
Holländisch zu verstehen.
Die Sitzungen wurden weder stenographisch, noch mit dem Diktaphon
aufgenommen. Das erste unterblieb, weil niemand einen javanischen Text
stenographisch aufnehmen konnte, das zweite, weil wir über kein Diktaphon
verfügten.
Ich schließe diesen Bericht und überlasse es Beengteren, ihn kritisch auszuwerten
und die darin niedergelegten Angaben mit anderen parapsychologi-
schen Tatsachen in Zusammenhang zu bringen.
Um einem naheliegenden Mißverständnis vorzubeugen, möchte ich nicht
vergessen zu bemerken, daß ich mich mit den oftmals gebrauchten Wörtern
„Tote", „Aufgerufene" nicht auf die Seite der spiritistischen Theorie stelle.
Diese Bezeichnungen wurden nur der Einfachheil halber mangels besserer Ausdrucke
gebraucht. Wie schon eingangs bemerkt, wünsche ich in keine Erklärung
der beobachteten Erscheinungen einzutreten.
Berichte über Spontanphänomene.
Ein Fememord und seine Folgen.
Von Geh.-Rat Prof. Dr. Ludwig, Freising.
In dem politisch sehr bewegten Jahr 1923 war in München in der Nacht
des 19. Februar ein junger norddeutscher Lehrer, der in seiner patriotischen
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0332