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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1931.)

Herrn Gubischs „Entlarvung" der sogenannten „physikalischen" Phänomene
zu. Was er als übliche Versuchsanordmung bei solchen Experimenten
nachahmt — und zwar recht primitiv — ist eine Versuchsanordnung, die unter
mehreren anderen in den Jahren 1922 und 1923 von Dr. v. Schrenck-Notzing mit
dem Medium Willy Schneider angewendet und in seinem Buch „Experimente der
Fernbewegung" geschildert wurde. Hierbei setzte man das Medium in einen
Käfig (Gazewände und Holzgestell), und es bewegten sich dann verschiedene
Gegenstände auf einem etwa 1 Meter entfernten Tisch, «ine Spieldose spielte auf
Kommando, hörte auf Kommando wieder auf, materialisierte, handartige Gebilde
zeigten sich usw. (Manchmal kamen auch die Gegenstände in den Käfig, während
das Medium in derselben Entfernung außerhalb desselben saß, auch unter
diesen Bedingungen kamen Phänomene zustande.) Was macht nun Herr Gubisch
hieraus?

Er hat einen Raum aus drei Wänden, eigenem Boden und eigener Decke
überall mit schwarzem Stoff bespannt auf der Bühne aufgebaut, dessen hinterer
Teil durch einen schwarzen Vorhang abgetrennt ist, das soll das Sitzungszimmer
mit dem herkömmlichen Kabinett darstellen. (Das »Kabinett besteht sonst gewöhnlich
nur aus einem quer über eine Zimmerecke gespannten, schwarzen
Vorhang.) Darüber hängt — wenigstens in München — eine grelle elektrische
Birne ohne Schirm, während es innen nur durch eine Stehlampe mit rotem Licht
erhellt wird, dadurch macht es Herr Gubisch den Augen der Zuschauer unmöglich
, sich an die Beleuchtung im „Sitzungszimmer" anzupassen, was seine Tricks
natürlich sehr erleichtert. Links steht ein Tischchen mit einer Stehlampe. Nun
darf ein Teilnehmer aus dem Publikum vor Beginn der eigentlichen Veranstaltung
dieses „Sitzungszimmer" nach Drähten, Fäden und sonstigen Apparaten
durchsuchen — natürlich ohne etwas zu finden. Dann wird ein Käfig auf der
dem Tisch gegenüberliegenden Seite aufgestellt (der übrigens in sehr vielem von
dem Schrenck'schen abweicht, so befindet sich z. B. die Oeffnung, aus der das
„Medium" seine Arme streckt, ganz nahe am Boden, während sie sich bei
Schrenck-Notzing 85 Zentimeter über demselben befand). In diesem Käfig nimmt
nun der als Medium verkleidete, mit einer Maske versehene (warum? ist darin
etwas versteckt?) Sekretär Gubischs Platz und streckt die Hände heraus, die
von einem Herrn aus dem Publikum gehalten werden. Dagegen streckt er nicht
auch den Kopf heraus, wie das bei Schrenck-Notzing der Fall war,
wahrscheinlich um die Phänomene mit dem Mund machen zu können. Nun
geht Herr Gubisch mit dem auf dem Tisch liegenden Taschentuch nochmals
zum „Kontrolleur", um es ihm zu zeigen — wahrscheinlich befestigt er hierbei
eine (schwarze) Schnur am Käfig (oder einen Draht oder dgl.), die er nun beim
Zurückgehen zum Tisch mitnimmt (das kann aber auch später geschehen,
denn er geht mehrmals zwischen Käfig und Tisch hin und her) und am Tisch
befestigt, gleichzeitig befestigt er wohl das Taschentuch an einer anderen mit
dem „Medium" in Verbindung stehenden Schnur, so daß dieses das Taschentuch
(mit dem Mund, eventuell auch den Füßen) vom Tisch ziehen und /u Boden
fallen lassen kann. Dann holt Herr Gubisch eine Glocke von einem auf der
selben Seite, wie der Käfig, stehenden Tisch und legt sie auf den Tisch im
„Sitzungszimmer" unter die Lampe, wobei er sie wohl ebenfalls an einer Gleitschnur
und einer Zugschnur befestigt, denn sie gleitet nun in Tischhöhe genau
ii%einer geraden Linie horizontal über dem Boden zum Käfig. (Bei echten Phänomenen
bewegen sich die Gegenstände nie in einer solchen geraden Linie, sondern
sie fliegen mit elementarer Wucht bald hierhin, bald dorthin, auf eines
Zirkelteilnehmers Kopf und zurück, über den Zirkel hinweg, im Zickzack oder
in Kreisen hin und her usw.) Aehnliches wiederholt sich mit einem ringförmigen
Gegenstand und einem Papierkorb, nur daß dieser vom Boden in
schräger Linie auf das eine Eck des Käfigs zugleitet, offenbar ist die Gleitschnur
hier zwischen» Boden und Käfig gespannt. Hierauf spielt noch eine angeblich
auf dem Tisch stehende Spieldose nach dem Kommando des Publikums
(wahrscheinlich kommen die Töne von einer zweiten, hinter der Bühne versteckten
Spieldose). Dann erscheint eine menschlich, allzu menschliche Hand,
die sich nach Form und Bewegungsart auch deutlich von den handartigen
Materialisationen unterscheidet. Vorher stellt Herr Gubisch mehrmals die Suggestivfrage
, ob jemand die Hand gesehen hätte?, noch ehe sie erscheint, es antwortet
aber in München nur eine Dame mit „ja".


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