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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0345
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Es ist also immer Herr Gubisch, der zwischen Käfig und Tisch hin und her
geht, die Gegenstände hinlegt und wegnimmt und also offenbar an den nachträglich
gespannten Fäden befestigt. Wer hätte dies aber bei wissenschaftlichen
Sitzungen in einem Laboratorium, zu dem das Medium vor den Sitzungen
keinen Zutritt hat, tun sollen? Doch höchstens der Versuchsleiter selbst (wozu
ein sachlich forschender Gelehrter doch wohl Keine Veranlassung hat!), oder aber
ein im Zirkel befindlicher Freund des Mediums. Es sind aber diese Phänomene
bekanntlich auch dann beobachtet worden, wenn das Medium in fremdem Land
sich ganz allein unter wildfremden Sitzungsteilnehmern befand, außerdem war
z. B. die elektrische Kontrolle ausgedehnt worden, um etwaige Helfershelferei
aus ihrer Mitte auszuschließen. Ebenso wurde ja die Protokollführerin, die man
verdächtigen könnte, daß sie vielleicht solche Fäden spannt usw., in London»
durch eine quer durch das Sitzungszimmer gespannte Gazewand von Zirkel, Medium
und Versuchsraum getrennt, während sie bei Schrenck-Notzing hinter einem
Schirm am entgegengesetzten Ende des Zimmers saß und sich auch hier der
ganze Zirkel (der ja bei Gubisch fehlte) zwischen ihr und dem Versuchsraum
befand. Uebrigens sitzt bei diesen Versuchen auch der Versuchsleiter im Zirkel
und muß mit den anderen Teilnehmern Kette bilden, er könnte also gar nicht
immer hin und her gehen, Fäden spannen und die Gegenstände daran befestigen,
selbst wenn er es wollte. Daß die Hand, wie bei Gubisch, von einer versteckten
Person aus dem Kabinett herausgestreckt wurde, war bei Schrenck und Price
auch nicht möglich, weil dieses nur von der Zirkelseite einen Zugang hat und bei
ersterem außerdem bekanntlich einen doppelten Boden besitzt, bei dessen Betreten
(wie in einer Telephonzelle) sofort ein Signallicht aufflammt. Bei Schrcnck-
Not/ing und aideren wissenschaftlichen Forschern auf diesem Gebiet kann man
natürlich auch nach Auftreten der Phänomene (nicht nur vorher, wie bei
Gubisch) den Versuchsraum nach Trickvorrichtungen durchsuchen. Ganz abgesehen
davon ist, wie gesagt, aber auch die Art der Bewegung der
„schwebenden" Gegenstände so verschieden von derjenigen bei mediumistischen
Phänomenen, daß man allein schon daraus erkennen kann, daß es sich hierbei
jedenfalls nicht um die von Herrn Gubisch angewendeten Tricks handeln kann.

Das Zustandekommen seiner „physikalischen" Phänomene enthüllte Herr
Gubisch dem Publikum übrigens nicht, er stellte es ihm als „Denkaufgabe", sie
sich selbst zu erklären. Wie »venig ihm gerade hier an der Aufklärung der
Oeffentlichkeit liegt, bewies ein amüsanter Zwischenfall in München. Als Herr
Gubisch bat, es möge jemand aus dem Publikum als Kontrolleur des „Mediums"
im Käfig auf die Bühne kommen, meldete sich ein Münchener Okkultist, der
schon an vielen Sitzungen mit Rudi Schneider und anderen Medien teilgenommen
hat. Dies war Herrn Gubisch bekannt und er fürchtete offfenbar die Kritik
und Sachkenntnis dieses erfahrenen Okkultisten, denn er schickte ihn unter dem
Vorwand wieder von der Bühne herunter, daß er vor dem Vortrag ein paar
Worte mit ihm gewechselt habe und man ihn deshalb für einen Helfershelfer
halten könnte (!). Vielleicht fürchtete Herr Gubisch, es würde ihm ergehen wie
Herrn Maskelyne, zu dem Harrv Price unerkannt auf die Bühne kam, um dem
Publikum Maskelynes Tricks und die Ver^uchsbedingungen bei echten Sitzungen
zu schildern, eine Gegenüberstellung, die Herr Gubisch trotz seiner angeblichen
Sachkenntnis und strengen Objektivität völlig unterließ? (Wie er übrigens auch
auf berichtigende, rein sachliche Zwischenrufe durchaus nicht einging!)

Nach dem Vortrag erzählte ich Herrn Gubisch, der auch hiervon nichts
wußte, von dem Preis von 250 Pfund Sterling (5000 Mark), den Harry Price
Mr. Maskelyne geboten hatte; wenn er in seinem Laboratorium auch nur ein
Phänomen Rudi Schneiders unter den gleichen Bedingungen wie dieser zustande
bringen könnte. Ich riet Herrn Gubisch, sich doch darum zu bewerben, doch
meinte er, er könne nicht alle Tricks durchschauen. Als ich ihm daraufhin
nahelegte, sich doch eigene Tricks auszudenken zur Umgehung dieser Versuchsbedingungen
, erwiderte er, er betrachte das nicht als seine Aufgabe, ihm komme
es nur darauf an, die Oeffentlichkeit aufzuklären. Wie Mr. Price mir schreibt,
würde er Herrn Gubisch auch noch die Reise nach London und zurück bezahlen,
wenn es ihm gelingt, Rudis Phänomene im National Laboratory unter den gleichen
Bedingungen nachzumachen! Vielleicht überlegt es sich Herr Gubisch
und nimmt dieses vorteilhafte Angebot doch noch an? Uebrigens kann ich ihm
verraten, daß Price selbst noch viel schönere „okkulte" Phänomene trickmäßig


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