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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1931.)
hervorbringen kann (Apporte, direkte Schrift, Knüpfen von Knoten in einer an
beiden Enden auf eine Karte gesiegelten Schnur usw. usw., alles bei strengster
Fesselung) und dies auch schon wiederholt in mehr als zweistündigen Vorstel-
ungen zu Wohltätigkeitszwecken getan hat. Der Unterschied zwischen Herrn
Gubisch und Mr. Price besteht nur darin, daß Price gerade auf Grund seiner
Kenntnis dessen, was trickmäßig möglich ist, seine Versuchsbedingungen so ausgebaut
hat, daß Betrug unmöglich ist und er sich beim Experimentieren mit
wirklichen Medien von der Echtheit ihrer Phänomene überzeugen konnte, während
Herr Gubisch meines Wissens sich noch nie die Zeit und Mühe genommen
hat, solche schwierigen Forschungen anzustellen, ja, wie schon erwähnt, nicht
einmal die diesbezüglichen Untersuchungen anderer genau studiert hat, was ihn
aber durchaus nicht hindert, die Oeffentlichkeit darüber „aufzuklären". Arme
Oeffentlichkeit!
Ueber das polnische Medium Stanislawa P. brachte Tischner im vorigen Maiheft
aus Nr 6 der „Revue metapsychique" 1930 das Referat über die in Paris
durch Dr. Osty geschehene Entlarvung, die mit Recht „Eine mediumistische
Komödie" überschrieben ist. Angesichts der auch dort (Seite 261) wiedergegebenen
, dreisten Beteuerung der Begleiterin, daß es gewiß das erstemal sei, daß
Stanislawa betrogen habe, und der weiteren Bitte um Schweigen gebietet es
doch unsere Pflicht, noch heute darauf hinzuweisen, daß keineswegs alle früheren
Untersucher von der Echtheit des genannten Mediums überzeugt wurden, sondern
im Gegenteil erhebliche Verdachtsgründe hatten. Die bekannte Polin weilte
im letzten Jahre auf Einladung von Dr. Schwab einige Wochen in Berlin, sie
zeigte hier ein noch größeres Repertoire wie jetzt in Paris, außer telekinetischen
Bewegungen und Leuchtfunken auch Teleplasma aus dem Munde. Die meist
auf Dr. Schwabs Wohnung in oft wechselndem Kreise stattfindenden Dunkelsitzungen
gestatteten bei dem Mangel einer Laboratoriumseinnchtung begreiflicherweise
keine wissenschaftlich exakte Prüfung, jedoch war bei einigen Vorsichtigen
ein starker Verdacht vorhanden, daß die Umschmürung der Hände und
Füße, das Durchnähen und Versiegeln der Knoten an Stuhlbeine und Fußboden
keinerlei Gewähr biete gegen die Möglichkeit der geschickten Befreiung aus
dieser Fesselung.
Es war das Verdienst Dr. von Rutkowskis, unterstützt von San.-Rat Dr.
Carl Bruck, zu zeigen, daß die Befreiung aus noch so vorsichtiger Fesselung ein
bekannter Taschenspielertrick sei. Und als ersterer in der Lage war, einen jungen
Mann vorzustellen, der im Badetrikot mit Tüllhaube über dem Kopf imstande
war, sich aus noch so sichern Fesseln zu befreien, und alle Experimente der
Stanislawa, ja in noch viel größerer Reichweite von den ausgelegten Gegenständen
, äußerst geschickt nachzuahmen, veranstaltete die „Aerztliche Gesellschaft
für Parapsychische Forschung" eines Sonntags in den Räumen des vor einigen
Tagen zum außerordentlichen Professor an der hiesigen Universität ernannten,
damaligen Privatdozenten Dr. Kronfeld, in großem Rahmen eine gesellschaftliche
Zusammenkunft, bei der allen Teilnehmern durch zahlreiche Blitzlichtaufnahmen
und nachherige Erklärungen die Methode der Stanklawa demonstriert
wurde. Zu deren Glück war diese kurz voiher abgereist. Die langen Gesichter
von einer Anzahl unentwegter Anhänger sind mir noch heute erinnerlich, unser
Standpunkt war gegeben: wir betrachteten dieses Medium keineswegs als echit,
wenn wir auch, einem alten Grundsatz getreu mangels der auf frischer Tat erfolgten
Entlarvung davon — zu unserem Bedauern — absehen mußten, unsere
Meinung in die Welt auszuposaunen. S ü n n e r.
Dr. Tanagra, der verdienstvolle Leiter der hellenischen S. P. R. teilt uns aus
Athen eine erfreuliche Anerkennung unserer jungen Wissenschaft mit: Die Universität
zu Athen, vielleicht aufmerksam geworden durch den vorjährigen
internationalen Kongreß und die seitdem veranstalteten Versuche einer Fern-
Telepathie, hat die hellenische S. P. R. eingeladen, vor den Studenten telepathische
Experimente zu demonstrieren. Unter Leitung von Dr. Tanagra haben
diese am 10. und 11. Mai mit den augenblicklich besten Medien der Gesellschaft
, Constantia und Evangelia, im Psychologischen Laboratorium der Universität
stattgefunden . Die Studenten nahmen mit stürmischem Beifall die glänzend
gelungenen Experimente auf, und Professor Voreas, der Direktor des Laboratoriums
, dankte Dr. Tanagra im Namen der Universität. Wie es in dem uns
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