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Fachliteratur des Auslandes. 305
mehrmals seine Stellung verlor, bis sich Dr. Ketkar seiner annahm.) Zeitweise
nahmen die Phänomeni fast gefährlichen Charakter an, da die Nahrung Damodars
immer wegflog, wenn er essen oder trinken wollte. Einmal soll auch der ältere
Bruder plötzlich aus einem anderen Ort in das Haus Dr. Ketkars „apportiert"
worden sein. (?) Die Phänomene hörten auch in anderen Wohnungen, in denken
sich die Ketkars aufhielten (im Sommer) nicht auf. Von Hellsehern wurde angeblich
ein verstorbener dritter Bruder, die verstorbene erste Frau von Damodan
Vater, die zweite Frau und Mutter des Knaben, sein Vater (beide ebenfalls verstorben
) usw. in Verbindung mit den Phänomenen gesehen, vor allem aber sollte
ersterer (ein neunjähriger Knabe als er starb) für die Phänomene verantwortlich
sein. Im Anschluß an die Berichte der Hellseher sah nun auch Damodar ab
und zu Geister, Price hält das für Suggestion. Es wurden auch Exorzismen versucht
, jedoch nur mit vorübergehendem Erfolg. Die Mutter der Knaben hatte
übrigens auch „Erscheinungen gehabt", war darüber geisteskrank geworden (oder
die Erscheinungen waren vielleicht die ersten Anzeichen der Geisteskrankheit
? G. W.) und hatte sich dann schließlich das Leben genommen. Price hatte
Damodar zwecks Untersuchung in sein Laboratory nach London eingeladen,
doch lohnte sich der Besuch dann wegen des Nachlassens der Phänomene nicht
mehr. —
Im Juliheft schreibt E. J. D i n g w a 11 unter dem Titel „Ein erstaunlicher
Fall" über die Phänomene Mirabellis im Anschluß an die Broschüre „O Medium
Mirabelli" (vgl. Z. f. P., August 1927). Da die Phänomene bei hellem Licht stattfinden
, kann sie sich Dingwall nicht erklären, er verlangt dringend eine Untersuchung
dieses Mediums. (Merkwürdig, daß der Skeptiker Dingwrall, der so viele
Medien, die unter den besten Bedingungen arbeiten, für Betrüger hält, sich ausgerechnet
für Mirabelli so stark interessiert! G.W.) Im Anschluß hieran berichtet
Prof. Driesch im Novemberheft in einem Brief über seine persönlichen Fr-
fahrungen mit Mirabelli anläßlich seiner Reise nach Brasilien im Sommer 1928.
Zunächst kam Mirabelli überhaupt nicht am vereinbarten Tag, tauchte aber
schließlich noch am Tag darauf auf. Ohne daß er sich ia Trance /u befinden
schien, sprach angeblich sein verstorbener Vater Italienisch durch Mirabelli. (Der
italienischer Abstammung /u sein scheint, aber behauptete, nicht Italienisch /u
können, was sich nicht nachprüfen läßt.) Dann sprach er auch einige esthnische
Sätze. (In seiner Begleitung befand sich ein esthnisches Mädchen, um deren
Vater es sich angeblich handelte, Driesch meint, Mirabelli könnte vielleicht von
ihr ein paar esthnische Brocken aufgenommen haben.) Nachdem Mirabelli ein
paar Gebete gesagt hatte, setzte sich eine Vase auf einem Tisch in Bewegung
und fiel schließlich herunter. Auch einige angebliche „Apporte" ereigneten sich,
die aber wenig überzeugend waren, weil man die Gegenstände erst sah, als sie
auf dem Boden lagen, und Mirabelli-«einen Mantel mit ungeheuren Taschen trug,
den auszuziehen er sich weigerte. In einem Fall schlössen sich plötzlich die
Flügeltüren zwischen der Veranda (deren Fenster geschlossen waren) und dem
Wohnzimmer, nachdem Mirabelli die Hl. Katharina um ein Zeichen gebeten hatte.
Dies wurde von den Personen in der Veranda (darunter Driesch und Mirabelli)
und denjenigen im Wohnzimmer gleichzeitig gesehen, irgendeine Trickvorrichtung
ließ sich nicht entdecken. (Die Versuche fanden in der Wohnung von Herrn
B. Pritze, dem Prokuristen der Deutschen Bank in Sao Paulo statt, nicht etwa
bei Mirabelli, der in Santos wohnt.) Allerdings war Mirabelli schon eine Stunde,
ehe Driesch und Sig. Prit/e kamen, allein mit Frau Prit/e, einer gläubigen
Spiritistin, in der Villa gewesen. Immerhin hält Driesch die Telekinesen teilweise
für echt, die Apporte im Hinblick auf die ungeheuren Manteltaschen für sehr
zweifelhaft. Bezüglich der Broschüre „O Medium Mirabelli" konnte Driesch absolut
nicht in Erfahrung bringen, von wem sie verfaßt war, ebensowenig gelang es
Driesch, jemand ausfindig zu machen, der auch nur eines der darin geschilderten
Phänomene gesehen hatte (auch der Aufseher der städtischen Bibliothek von
Sao Paulo, ein intimer Freund Mirabellis, konnte über keinen dieser beiden
Punkte irgendeinen Aufschluß geben). Driesch hält deshalb die Broschüre in
jeder Hinsicht für äußerst zweifelhaft, es frage sich, ob sie nicht — von Mirabelli
selbst geschrieben worden sei. Zu einer weiteren Sitzung, zu der er eingeladen
worden war, erschien er nicht. Driesch meint, es müßte von einer der großen
parapsychologischen Gesellschaften ein Forscher zur Untersuchung Mirabellis
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