http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0352
308
dürfen, um sich zu entwickeln (die direkte Stimme des Megaphons usw.). Ein
Rechtsanwalt Spr inger hat ihm mitgeteilt, daß er in eine Pappschachtel eine
ohrförmige Öffnung ausgeschnitten und diese abends über das beim Schlafen
nach oben gewendete Ohr gesteckt habe mit dem Gedankenwunsch, durch
Klopftöne aufgeweckt zu werden, was auch stets geschah. Bond fordert auf,
das Experiment zu wiederholen, um Material darüber zu sammeln. — In seinen
„internationalen Notizen" berichtet P r i c e u. a. über ein Projekt, vom Jungfraujoch
aus den Marsbewohnern ein Zeichen zu senden mittels eines von der
Fa. Gebr. Chance in Birmingham entworfenen, dreifachen Reflektors, bestehend
aus drei ungeheuer großen, prismatischen, zusammengesetzten Leuchtturmlinsen
erster Größe mit einem Durchmesser von 10 Fuß (ca. 3 m), die einen Lichtstrahl
\on 15 000 Kerzen aussenden könnten. Die Durchführung dieses Projektes würde
14 000 Pfund (280 000 M.) kosten. — Ferner berichtet er über einen Spuk im
Hause des pensionierten Bahnbeamten Harnaraindas in Lahore (Indien), bei dem
u. a. auch ein Steinregen beobachtet wurde, und zwar von einem Mitglied der
Punjab-Universität, Mr. Rai Bahadur Durgadas. (Fortsetzung folgt)
------- Dr Qerda Walther.
Buchbesprechungen.
Handbuch der Logik. Von N. O. Losskij. Leipzig-Berlin, B. G. Teubner und
Obelisk-Verlag, Berlin, 1927. (Autorisierte Uebersetzung nach der 2. Auflage
von Prof. Dr. W. Sesemann.)
Die Stimmen mehren sich, die gegen die subjektivistischen Verfälschungen
der Erkenntnistheorie und Logik in der Neuzeit einen neuen Objektivismus
•vertreten, der aus der Philosophie wieder etwas Besseres macht als eine hochmütige
Belehrung des vernünftigen allgemeinen Menschenverstandes mit untauglichen
Mitteln. Unter den Denkern, die kritisch und zugleich synthetisch gewillt
mit einleuchtendem Erfolg an dieser Entwicklung mitarbeiten, nimmt der russische
Philosoph N. O. Losskij (jetzt in Prag lebend) eine bedeutende Stelle ein. Die
Klarheit und Gediegenheit seiner Ausführungen erweckt fast den Wunsch, wir
möchten in Deutschland aaeh mehr solcher Köpfe haben, die uns nicht nur durch
eine Uebersetzung aus fremden Sprachen vermittelt werden müssen.
Losskij vertritt einen „Intuitivismus", für den die kontemplative Urspannung
zwischen Subjekt und Objekt, das „Bewußthaben des Gegenstands" alle
naturalistischen Kausalmißverständnisse in der Beurteilung des Subjekt-Objekt-
Verhältnisses von vornherein und radikal ersetzt. So wird Losskij zum entzückend
klaren Widerleger der „individualistischen Empirismen", die von Locke
über Hume, die vertiefte Modifikation des Kantschen Kritizismus bis zu Mach
und Helmholtz eine so verheerende Rolle in wissenschaftlichen Kreisen gespielt
haben. Der Russe steht hier in einer gemeinsamen Gruppe mit Bolzano, Berg-
son, Hermann Schwarz, Ernst Barthel (Vorstellung und Denken), die jeweils zwar
recht verschiedene Gedankenreihen vertreten, immer aber entgegen der subjektivistischen
Erkenntnistheorie der Philosophie, die die Sonne in unserm Kopf
produziert. Auch Goethe, von dem Jodl mit Recht gesagt hat, seine Philosophie
werde sich einmal zur Kantschen verhalten wie der helle Tag zur aufkommenden
Morgenröte, gehört dem Sinne nach zu Losskijs geistigen Vorvätern.
C)ie Weltanschauung metaphysischer Art, die mit der intuitivistischen Erkenntnis
- und Wissenslehre bei L. verbunden ist, nennt er „Ideal-Realismus".
Er bezeichnet damit eine Lehre, nach welcher die Idee der Realität .immanent
ist, wodurch sein System zum Piatonismus eine Verwandtschaft gewinnt. Die
„Gnoseologische Einleitung in die Logik" gehört zum Treffendsten, das heute
über diese Dinge gesagt werden kann. Die Logik selbst verbindet eindringende
Sonderproblematik im Anschluß an die überlieferte Schulsystemarik mit mo-.
dernem, konkret und neu durchdachtem Gehalt. Wenn man auch selbstverständlich
in manchem andere Auffassungen vertreten kann (so würde ich z. B.
sagen: für einen umfassenden Geist erscheinen die Zusammenhänge in der Welt
bei weitem mehr als analytische Ableitungen aus dem Ganzen als für einen
engeren Geist, dem das Allermeiste nur synthetisch vorkommt, während für ein
absolutes Bewußtsein überhaupt alles analytisch ist), so eignet sich das ganze
Buch durch Knappheit und Gehalt seiner Ausführungen besonders dazu, logischen
Universitätsübungen zugrundegelegt zu werden. Dr. Ernst Barthel, Köln.
♦
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0352