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Buchbesprechungen.
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dem Studium des Yoga gewidmete Zeitschrift Yoga-Mimansa, hervorgegangen ist,
die Untersuchung dieser beiden Fälle sich angelegen lassen sein werden.
Oesterreich. Ttiibngen.
Und die Toten leben doch! Von Olaf Petri. Wolfenbüttel, Verlagd. Freude,
8°. 262 S. iM.6.—.
Die umfangreiche Literatur, die bereits über Frau Maria S i 1 b e r t besteht,
ist in den letzten Monaten um ein ausgesprochenes Silbert-Buch bereichert worden
. Der Verfasser, der im Werksgetriebe der Steiermark einen ansehnlichen
Posten bekleidete, verbirgt sich, wahrscheinlich aus Gründen seiner mehr den
Lebenswirklichkeiten zugewendeten Stellung unter dem Decknamen Olaf Petri.
Der frei gewählte Vorname Olaf und der Buchtitel „... Und die Toten leben
doch!" klingen so sehr an Ohlhaver und dessen vor Jahren Aufsehen erregendes
Werk: „Die Toten leben!" an, daß man daran unschwer das Vorbild erkennt.
Auch Bradleys: „Den Sternen entgegen!" scheint dem Verfasser vorgeschwebt
zu haben. Hier, so wie dort die Lebensgeschkhte eines Mediums und seine Erscheinungswelt
, die einem Wundertätertum ähnelt, und das Ganze ausmündend
in die aneifernde Lehre einer Durchseelung des Lebens und gipfelnd in der
Frohbotschaft von einem unzerstörbaren, ewigen Leben. Die Wirkung, die von
solchen glaubensvollen Bekehrungsschriften und aufrüttelnden Werbeschriften
ausgeht, steht auf zwei verschiedenen Blattseiten. Einerseits sind sie nicht
ohne Verdienst um unsere Forschung; sie tragen sie in einer volkstümlichen Form
in die Paläste und Hütten und machen die breite Menge für die neuen Wahrheiten
aufnahmebereit, anderseits erwecken sie unserer Forschung die tödliche
Feindschaft aller politisch linksstehenden und materialistisch eingestellten Kreise,
die, von ihren Zionswächtern und Soldschreibern falsch beraten, nun glauben,
der Okkultismus sei wirklich der Wegbereiter solch ausschließlichen Spiritualismus
und müsse daher al<* gefährlicher Widersacher unschädlich gemacht werden
Olaf, der Oesterreicher, ist ein reiches Dichtergemüt, voll umfassender Menschenliebe
, Gottsuchertum und Schönheitsdurst. Dieses Dichtergemüt hat auch die
Anlage des Buches bestimmt, in seinem Wesen eine Bekenntnisschrift, wurde
für seine Form der Zeitroman gewählt, dem die Lebensgeschichte des Mediums
und die Entfaltung seiner Kräfte zum Leitfaden dient. Der überquellende Reichtum
an weltverbessernden Ideen verlockte den Verfasser dazu, nicht nur Wirtschaftsfragen
, wie die Raffgier unserer Zeit, die Landflucht, sondern auch brennende
Zeitfragen, wie Krieg und Frieden zu behandeln, so daß man manchmal
glauben könnte, den Kriegsroman eines Friedensfreundes zu lesen, der aber der
Heimat die Treue wahrt. Einen breiten Raum nehmen auch volkskundliche
Schilderungen aus dem Leben der Aelpler ein, sowie naturfreudige Landschaftsschilderungen
und farbensatte Städtebilder. Als warmfühlenden Menschen beschäftigt
ihn auch Tierliebe und Tierschutz. Allerdings litt unter diesen etwas
abseits liegenden Herzensergießungen die Einheit der Handlung des gewissermaßen
dramatisch zugespitzten Buches. So wie im „Wilhelm Teil" das Gesamtvolk
zum eigentlichen Helden der Dichtung wurde, so ist auch hier der g e -
samte Okkultismus die Zentralsonne, um die alles kreist, und zwar jene
Art des Okkultismus, die wir als den wärmenden Herz-Okkultismus der
fühlenden Brust bezeichnen können, im Gegensatze zum Kopfokkultismus
der Parapsychologie, der gehirnt wird und von dem frostige Verstandeskühle
herweht. Von dieser ethischen Seite her gelangt man zu einer Würdigung
der Schwarmgeisterei dieses Buches, die ihm gerecht wird; die parapsychologische
Wertung steht freilich auf einem anderen Blatte. Olaf Petri, der Offenbarungsspintist
glaubt das Buch der Hilfe seiner geistigen Freunde, die ihm von „Neil" geschickt wurden
, danken zu müssen. Auf vielen Seiten wird von seiner Sendung gesprochen,
den Glauben an ein Fortleben nach dem Tode aufs neue zu kräftigen. Das
Buch trägt die Widmung: „Meiner Weiserin auf dem Pfade zum Licht! Frau
Marie Silbert in Liebe und Treue zugeeignet!" Im Text selbst erscheint die
Gefeierte, der hier ein Ehrenmal gesetzt wird, als Frau Marie Gutwächter,
wie auch die Namen der Gewährsmänner wie in einem Schlüsselromane leider
unter Hehlnamen verborgen sind, allerdings leicht erkenntlich in der Heimat,
selbst wenn manchmal zwei Personen in eine zusammenfließen. Das Buch schildert
nun im poetischen Gewände den Lebenslauf des Mediums von der frühesten
Kindheit an und läßt auch die Bilder der Eitern, Geschwister und Kinder, sowie
der heimatlichen Stätten, so vor allem des kärntnerischen Dörfleins, wo der
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