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Kindborg: Der Spuk von Oppau.

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ader lief. Als sich bei dieser Gelegenheit noch herausstellte, daß die Wünschelrute
in den Händen des Kindes einen ganz besonders starken Ausschlag gab,
wurde die Frage für gelöst erachtet und die gefundene „natürliche" Erklärung
der Presse übergeben. Irgendwelche physikalischen Wasserkräfte sollten, verbunden
mit ,,magnetischen*' Kräften des Kindes die Klopf töne hervorbringen.
Zum Ueberflusse wurde noch ein Graphologe in Brünn mit der Schriftdeutung
beauftragt, und als dieser — übrigens ganz zutreffend — das Kind für still,
gutmütig und verträumt erklärte, schien die Kette der Beweisführung geschlossen
. Dem Kreisarzt müssen aber doch wohl Bedenken gekommen sein; denn
er soll R. nach dessen Angaben geraten haben, das Kind einmal versuchsweise
in die Bodenkammer zu bringen; wenn dann noch die Geräusche andauerten,
könne kaum das Wasser die Schuld tragen. Die ganze Sache würde wohl für
alle Zeiten ungeklärt bleiben.

Damit war aber dem Landwirt, der die Klopfgeräusche los sein wollte,
nicht gedient. Er ließ sich bewegen nach der Wasserader unter beinern Schlaf-
raume zu graben; ebenso wie er sich bei Beginn der zunächst noch schwachen
kratzenden Geräusche zum Aufreißen der Dielen hatte bewegen lassen, um nach
Ratten zu suchen. Die Ratten hatten sich nicht gefunden, die Wasserader fand
sich. Letzteres ist aber kein großes Wunder, da dort an der sanft abfallenden
Berglehne offenbar an vielen Stellen unterirdisches Wasser herabfließt. Wie
denn auch der Blitz auf dieser Seite des Dorfes häufiger in Bäume einschlagen
soll, als auf der anderen. — Inzwischen dauerten die Geräusche an. Viele
Ortsbewohner haben sie gehört. Sie sollen sogar eine Zeit lang so stark gewesen
sein, daß die Leute, obwohl das Haus mindestens zehn Meter zurück-
liegt, auf der Dorfstraße stehen blieben. In dieser Situation war es weiterhin
naheliegend, daß sich die fromm katholische Familie auch an den Ortspfarrer
wandte. Dieser einsichtsvolle Herr, mit dem ich während meines Aufenthaltes
eine Reihe von Stunden in interessantem Gespräche verbracht habe, hielt es für
angebracht, zunächst von kirchlichen Handlungen Abstand zu nehmen, um erst
der wissenschaftlichen Untersuchung den Vortritt zu lassen. Außer mit ihm,
habe ich noch mit dem Kantor, mit dem Lehrer der Kleinen und mit dein
Amtsvorsteher den Fall erörtert, mir zudem von der gesamten Verwandtschaft
der Faniilie über ihre Wahrnehmungen berichten lassen. Leider bin ich erst
ziemlich spät nach dem Orte der Ereignisse gekommen, zu einer Zeit, wo sie
nicht mehr die ursprünglichen Beobachtungsmöglichkeiten boten. Mein spätes
Kommen rührte daher, daß die Breslauer Neuesten Nachrichten, durch die mir
der Fall zunächst bekanntgeworden war, nur von Klopftönen in der Umgebung
des Kindes berichtet hatten und es mir nicht lohnend erschienen war, bloß
wegen Klopftönen, die ich in Breslauer Experimentalsitzungen bequemer hatte
hören können, meine ärztliche Tätigkeit zu unterbrechen und die, zumal im
Winter, etwas umständliche Reise nach Oppau zu machen.

Inzwischen war — immer das ungeeignetste, was in solchem Falle <re-
schehen kann — die Nachricht durch die Tages- und illustrierte Presse weiter
verbreitet worden. Hieraus entsprang eine neue und reichliche Quelle des
Aergemisses für die ohnehin schon geplagte Familie R. Neugierige kamen, *


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