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Kindborg: Der Spuk von Oppau.

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litt das Gemüt der Eitern obendrein dadurch, daß man immer noch nicht
wußte, was die Geräusche bedeuteten. In dieser Verfassung erhielten sie von
irgendwoher eine Zeitung zugesandt, in der über den Berliner Fall in der
Tauroggener Straße (bekanntlich von Dr. Sünner beobachtet und nj'Hj in
dieser Zeitschrift ausführlich mitgeteilt) berichtet war. In diesem Falle spielte
die sogenannte direkte Schrift auf einer ausgelegten Schiefertafel eine gewisse,
wenn auch nicht gerade große Holle. Außerdem war der Familie vom Schwager
des Mannes aus einem Nachbardorfe der vernünftige Rat gegeben worden
durch die Klopf laute eine Verständigung mit der dahintersteckenden Intelligenz
anzustreben. Und siehe da: dies gelang. Der Spuk antwortete durch ein- bzw.
dreimaliges Klopfen mit ja und nein. Auf Wunsch auch durch Klopfen
mit „ja" und durch Kratzen mit „nein". Zudem zeigte er noch Zahlen durch
Klopfen an. So gab mir Herr Dr. Reichel, den ich bei einem seiner Krankenbesuche
in Oppau traf und kennenlernte, an, daßi er gefragt habe, wieviel
Tabletten er in einer Schachtel bei sich führe. Es handelte sicli um Formamint-
Tabletten, von denen noch drei vorhanden waren. Diese Zahl war richtig geklopft
worden. Der Kollege gab an, sich der Zahl im Augenblicke der Fragestellung
nicht bewußt gewesen zu sein, hielt aber auf Befragen meinerseits
für möglich, daß er den Eindruck der Dreizabl im Unterbewußtsein aufbewahrt
haben konnte. Andere Antworten auf derartige Fragen soUen übrigens nach
seiner Angabe nicht immer gestimmt haben. Besonders dann nicht, wenn die
Zahl 7 dabei eine Rolle spielte.

Der durch den Sünnerschen Fall kennengelernte Versuch mit dem Auslegen
einer Schiefertafel wurde von der Ehefrau R. in nicht gerade sehr sachgemäßer
Weise ausgeführt. Si? legte nämlich die Tafel ohne jeden Versuch
einer Kontrolle dem Kinde unter das Bett, worauf der Geist gebeten wurde
seinen Namen zu schreiben. Das Kind will bald danach wahrgenommen haben,
wie der Schiefer weggelegt wurde. Dann fanden sich auf der Tafel die Worte:
„Ida Gläser aus Oppauund auf «weitere Frage, was man für sie tun solle,
das Wort „beten" und ob sie dann der Familie Ruhe geben wolle: „ja". Dabei
war jedoch etwas Befremdliches, was die Mutter sofort zu dem Ausrufe ver-
anlaßte: „Aber Gretchen, das ist doch deine Schrift." Insbesondere war das J
nach der Sutterlin-Metbode geschrieben, deren Handhabung durch den Geist
der vor der Gehurt des Kindes verstorbenen Ida Gläser nicht in Betracht kam. Das
Kind antwortete aber unter Tränen mit der Frage: „Mutter, habe ich euch je
belogen?" Und tatsächlich stellen Ellern, Pfarrer und Lehrer dem Kinde
hinsichtlich seines Charakters das allerbeste Zeugnis aus. Auch ist es eine
durchaus unpsychologische Vorstellung, daß sich ein fromm katholisches Kind,
das sich auf die erste heilige Kommunion vorbereitet, mit Lüge und Unfug
befassen könnte. Es müßte denn jemand etwa die Annahme aufstellen, das
Kind habe unbewußt in einer Art von somnambulem Zustande gehandelt. Dagegen
spricht aber, daß bei dem Kinde, soweit meine Ermittelungen und persönlichen
Beobachtungen reichen, niemals ein eigentlicher Trancezustand aufgetreten
ist. Außerdem spricht das folgende, allerdings auch wieder nur auf
Beobachtung der Mutter beruhende, Vorkommnis dagegen. Die Mutter hatte


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