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Kindborg: Der Spuk von Oppau. 327
Lebzeiten nicht gewesen. Besonders beweiskräftig seheint mir die mitgeteilte
Beobachtung, daß auf die Frage, ob sie sich freue, daß für sie .gebetet würde,
und ob sie an Jesus glaube, die Antwort an Stelle des gewöhnlichen Bejahungszeichens
durch ein anhaltendes Trommeln geklopft worden sein soll. Eine
ähnliche Beobachtung habe ich nämlich selbst einmal in einer Experimental-
sitzung gemacht, als ein lange nicht kundgewordener geistiger Einfluß sich
plötzlich bei einem anderen Medium bemerkbar machte. Auch in diesem Falle
wurde auf die nur eine einfache Bejahung erfordernde Frage, ob er es wirklich
sei, anhaltend getrommelt. (Anwesende natürlich in Handkette und im übrigen
ganz eigenartige zarte, mit nichts zu verwechselnde Klopf töne an einer Tür.)
Noch ein weiteres Moment möchte ich für die geistige Urheberschaft der Ida
Gläser anführen. Einige Zeit nämlich, ehe die physikalischen Phänomene einsetzten
, etwa im Anfang November, fing das Kind an sich merkwürdig für die
Ida Gläser, die es gar nicht gekannt hatte, zu interessieren. So bedauerte es
unter anderem zu Allerseelen, daß ihr Grab nicht wie die anderen Gräber geschmückt
sei und suchte dies nachzuholen. Der Vorgang erinnert an die geistige
Fühlungnahme, die auch bei dem von mir im Märzheft 1930 dieser Zeitschrift
mitgeteilten Apportphänomen dem physikalischen Ereignisse voraufging.
Auf jeden Fall hatte der Oppauer Landwirt, der erstmalig und unvorbereitet
mit parapsychischen Geschehnissen in Berührung kam, zwei Vorstellungskreise
zur Verfügung: den einen geheimnisvoller physikalischer Kräfte,
die aber niemand zu bannen vermochte, den anderen einer Einwirkungsmöglich-
keit Verstorbener. Man kann es ihm nicht verdenken, wenn ihm &ng;esichts
des sinnvollen Verhaltens der Erscheinungen die letztere Vorstellung näher lag,
als die Annahme blindwaltender x^aturvorgänge. Um aber sicher zu gehen,
wandte er sich nunmehr an die Patres eines benachbarten Klosters. Bei diesem
wurde großer Rat abgehalten: Geist oder Nicht-Geist war hier die Frage.
Schließlich nahm einer der Patres eine Ortsbesichtigung vor und kam zu der
merkwürdigen Ansicht, die unbekannte Kraft könne kein Geist sein, da sie sich
ausfragen ließe. Diese Auffassung entspricht aber weder den aus der Forschung
gewonnenen Tatsachen, noch einem Dogma der katholischen Kirche.
Sie bedarf daher keiner Berücksichtigung. Danach wußte aber die geplagte
Familie weder aus noch ein. Dies war gerade um die Zeit, wo ich hinkam.
Das mechanische Mittel, die Tochter in das benachbarte Haus der Großeltern
zu bringen, hatte immer nur vorübergehende Wirkung gehabt. Sobald sich
das Kind wieder zu Hause befand, fingen die Erscheinungen mit verdoppelter
Kraft wieder an, so daß die Kleine schließlich weinend fragte, ob sie denn nun
gar nicht mehr im Elternhause werde bleiben dürfen.
Was mich schließlich zum Hinkommen bewogen hatte, waren die Mitteilungen
des mir persönlich bekannten Gerichtsreferendars Dr. Pirwitz aus
Landeshut. Durch ihn erfuhr ich, daß es sich doch um wesentlich größere
Vorgänge gehandelt habe und zum Teil noch handle, als einfache Klopftöne.
Meinem genannten Mitarbeiter gebührt für seine Bemühungen, mit denen
er meinen Besuch vorbereitete und förderte, mein verbindlichster Dank, den
ich hierdurch zum Ausdruck bringe.
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