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Kindborg: Der Spuk von Oppau.
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durch uns völlig beruhigte Kind die als gegenwärtig angenommene Seele der
Genannter gebeten, ihm und der Familie des Nachts Ruhe zu lassen und versichert
, daß weiter für sie fleißig gebetet würde. Auf die Frage, ob ihr dies
recht sei und sie sich über das Beten freue, soll wieder das schon mehrfach
wahrgenommene trommelnde Klopfen erfolgt sein. Die weitere Frage, ob da^
Kind zu den anderen nachts ins Schlafzimmer gehen könne, und Ruhe zu erwarten
sei, wurde durch dreimaliges Klopfen (das Zeichen für Ja) beantwortet
. Und vvirklich sei dann Ruhe gewesen; nur an dem Bett des Kindes
habe es einige Male ganz leise gekratzt, als ob die unsichtbare Kraft dartun
wolle, daß sie noch da sei. Es sei gleich vorausgeschickt, daß, solange wir
da waren, auch die beiden anderen Nacht«? ruhig verlaufen sind. Und dies»
obwohl am nächsten Abend die Geräusche vor dem Schlafengehen recht stark
waren.
An diesem Vbend, dem eines Sonntags, waren der Pfarrer, die Eltern der
Frau R., dessen Vater und noch andere Verwandte zu Besuch gekommen.
Letzterer hatte auf meinen Wunsch seinen Ilund, einen wachsamen Spitz,
mitgebracht. Der Hund spitzte die Ohren, als das Klopfen im Nebenzimmer
losging, zeigte aber keinerlei Unbehagen und folgte seinem Herrn ruhig ins
andere Zimmer. Vn diesem Vbend gelang keine direkte Beobachtung, obwohl
mir einmal auf die Frage, ob ich ins Schlafzimmer dürfe, mit dem Zeichen
„Ja** geantwortet worden war. Dafür hörten wir an diesem Abende auch das
Geräusch des Händeklatschens, das viel lauter war, als einer Kinderhand entsprechen
konnte. Vuch antwortete der Spuk diesmal, indem er auf Wunsch
die Zahl und den Rhythmus ihm vorgemachter Klopf töne oder Kratzzeichen
wiederholte. Halboffene Tür wurde immer geduldet. Näherte ich mich aber
der Schwelle des Nebenraumes, so hörten die Geräusche auf; es gelang mir
zwar schließlich, auf der Schwelle Stellung zu nehmen, doch durfte ich nicht
ins Zimmer hineinsehen, sondern mußte mich umwenden, um das laute
Klopfen wieder zum Vorschein kommen zu lassen. All dies, nachdem am Abend
vorher die Klopftöne, wenn auch leiser, in meiner und meiner Frau Gegenwart
sich hatten vernehmen lassen. Dieses Verhalten scheint darauf hinzudeuten
, daß das Versagen nicht auf einem Mangel an Wollen, sondern an
Können beruht. Wie ich auch in Experimentalsitzungen erneut den Eindruck
gewonnen habe, daß konzentrierte Beobachtung geradezu gesetzmäßig das Zustandekommen
von Phänomenen verhindert.
Als da* geschilderte Ausweichen auch am vierten und letzten Abende
unseres Besuches einsetzte, tat ich, um meinen Bericht durch eine bessere
Kontrolle stützen zu können was ich sonst ungejrn tue und was auch dem
Kinde wieder einige Tränen vermeintlicher Kränkung kostete: ich ließ an ihm
eine Fesselung vornehmen. Da ich inzwischen mit der Familie näher bekannt
geworden war und sie die wohlmeinende \hsicht meines Besuches erkannte,,
wurde mir dies bereitwilligst gestaltet. Meine Frau band dem Kinde die Hände
mit einem Handtuch über dem Kopfe am Bettpfosten fest und auch um die
Füße wurde eine ebensolche Schlinge gelegt. Wie kaum anders zu erwarten
war, dauerten, nachdem wir uns bei offener Tür ins Nebenzimmer zurück-
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