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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1931.)

gezogen hatten, die Klopftöne an. Als wir dann wieder hineingingen, lag das
Kind immer noch regungslos, wie es hingelegt worden war, und nicht einmal
#das Deckbett hatte sich im geringsten verschoben. Damit hatten meine Beobachtungen
die vorangegangenen Feststellungen bestätigt.

Bleibt nur die Auswertung des Beobachteten übrig. Hatte ich zunächst
aus Zweckmäßigkeitsgründen die spiritistische Auffassung eingeselzt, so komme
ich doch hier auch auf dem Wege der Ausschließung zu derselben und trage
kein Bedenken, nachdem ich sie auf dem Athener Kongreß im vorigen Jahre
auf Grund eines umfangreichen, bisher nur zum kleinsten Teile bekanntgegebenen
Materials vertreten habe, sie auch in diesem Falle als die einfachste
und natürlichste heranzuziehen. Ich brauche absichtlich das Wort „natürlich**,
denn es liegt meines Erachtens nicht der geringste Grund vor, wie dies ge-
vvohnheits- und tendenzmäßig geschieht, das Beiwort „natürlicL" als Eigenschaft
einer andersartigen Erklärung im Gegensatze zur spiritistischen Auffassung
zu verwenden. Denn im Grunde genommen sind diese Dinge genau
so natürlich, wie die uns geläufigen Naturgesetze, nur daß die Gesetzmäßigkeit
hier auf einer anderen, noch fast unerforschten Seile des Naturgeschehens
liegt.

Die rein physikalische Erklärung des vorliegenden Falles befriedigt keineswegs
, denn sie erklärt das geistige Element darin nicht. Ich glaube sogar, daß
es mir gelungen ist, den Liebauer Kollegen, der, wie gesagt, an der Tatsäch-
lichkeit der Oppauer Phänomene nicht den geringsten Zweifel hatte, bei unserem
Zusammensein gerade durch die Beobachtung, wie sich die Klopfgeräusche
vor uns zurückzogen, in seiner rein physikalischen Auffassung wankend zu
machen. Auch war ja der an sich verdienstvolle Versuch einer Isolierung des
Kindes durch Unterlegen von «Gummi und Glas unter die Möbelstücke ein Beweis
dafür, daß die danach fortdauernden Klopfgeräusche nicht durch die
Einwirkung einer elektrischen oder magnetischen Erdkraft auf das Kind erzeugt
sein konnten. Dabei ist übrigens interessant, wie die Hochschulmedizin,
die bis vor kurzem jeden menschlichen Magnetismus hartnäckig bestritten
hat — noch vor etwas über Jahresfrist habe ich ihn als Sachverständiger vor
Gerichl gegen einen Universitätsdozenten, einen Gerichtsarzt und einen Kreisarzt
verteidigt — sich lieber sofort auf dieses umstrittene Gebiet zurückzieht*
ehe $ie unbefangen an höhere Probleme herantritt.

Es könnte dann noch der Animist mit einer psychoanalytischen Ausdeutung
der seelischen Vorgänge und deren Einwirkung auf hypothetische Kraftzentra
zu Worte kommen. An sich habe ich für die psychoanalytische Auslegung von
Spukvorgängen, wie auch von Krankheitserscheinungen, ohne grundsätzlich
ablehnend zu sein, nicht allzuviel übrig. Bei den meisten derartigen Erklärungsversuchen
muß ich immer an die Worte denken: „Legt ihr nicht aus,
so legt ihr unter." Im vorliegenden Falle würde die Auslegung wohl etwa so
lauten, daß das Kind entgegen seinem bewußten Willen lieber im Eiternhause
zu bleiben, sich für ins Unterbewußtsein verdrängte, sei es auch nur
im Wunsche stecken gebliebene, Verfehlungen durch Herausklopfen aus dem
£1 lernhause zu bestrafen suche. Eine solche mir völlig fernliegende Deutung


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