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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1931.)

das Getöse ließ sich neuerdings und noch viel heftiger hören, fast wie wenn
ein Donner das Haus bis in seine Tiefen erschütterte; bald aber hörte es auf
und jeder Lichtschein verschwand. Die Seminaristen waren aus dem Bett
gesprungen und flüchteten, ohne zu wissen, wohin. Einige sammelten sich in
einer Ecke des Schlafsaals, um sich gegenseitig Mut zu machen, andere drängten
sich um den Präfekten Don Fiorito von Rivoli. So verbrachten sie die Nacht
ängstlich den Tagesanbruch erwartend. Alle hatten den Lärm gehört, einige
hatten auch die Stimme vernommen, ohne den Sinn zu verstehen. Einer fragte
den andern, was das Getöse und cfie Stimme zu bedeuten habe und ich sagte
auf dem Bett sitzend zu den Kameraden, sie möchten sich beruhigen, ich hätte
deutlich die Worte verstanden: „Ich bin gerettet." Einige hatten sie gleich
mir gehört und noch lange Zeit nachher war im Seminar von fast nichts
anderem mehr die Rede. Ich habe dabei geradezu Furchtbares ausgestanden
und mein Entsetzen war derart, daß ich in jenem Augenblick am liebsten
gestorben wäre. Es war das erstemal, soweit ich mich erinnern kann, daß ich
mich fürchtete1). Ich verfiel in eine Krankheit, die mich derart schwächte,
daß ich erst nach Jahren meine frühere Stärke wieder erreichte. Gott ist
allmächtig und barmherzig. Meistens versagt er solchen Abmachungen seine
Zustimmung, bisweilen aber läßt er in seiner unendlichen Barmherzigkeit
ihre Erfüllung zu, wie in diesem Falle. Wenn natürliche Dinge mit über-
nalürlichen in Beziehung treten, dann leidet die schwache menschliche Natur
darunter sehr, besonders bei Dingen, die nicht notwendig sind für unser
ewiges Heil." — So weit Don Bosco. Was läßt sich nun gegen die Realität
der Erscheinung einwenden? Meines Erachtens nur zweierlei: es war eine
Halluzination oder Mache der Kandidaten. Daß es sich um keine Subjekt^*
Halluzination Boscos handeln konnte, zeigt die Tatsache, daß alle Seminaristen
im Schlafsaal samt dem Präfekten das gleiche Erlebnis hatten. Vlso vielleicht
eine Massenhalluzination? Dies wäre erst zu beweisen. Es wird ah»r schwer
hallen nachzuweisen, daß sämtliche Insassen des Srhlafsaals ohne Ausnahme
zu Halluzinationen disponiert waren. ( nd bei den wenig imstiseh veranlagen,
recht nüchtern denkenden, mehr nach außen lebenden Italienern ist dies wohl
wenig wahrscheinlich. Der ganze Verlauf des Vorganges, angefangen vom
akustischen bis zum optischen Phänomen, zeigt übrigens sofort, daß es sich um
e^i echtes okkultes Ereignis handelt. Vuch stimmen jene Seminaristen, die die
gesprochenen Worte genauer gehört hatten, darin überein, daß es »ich um die
Worte handelte: „ich bin gerettet". So bleibt nur noch die zweite Möglichkeit
einer natürlichen Deutung, daß die Sache von einigen Seminaristen inszeniert
wurde. Da muß man aber fragen, ist es wahrscheinlich, daß Priesteramtskandidaten
so gewissenlos oder zum mindesten so leichtsinnig waren, daß
sie mit so ernsten Dingen, wie Tod und Ewigkeit, ihren Schabernack trieben,
zumal doch alle vom Hinscheiden eines so allgemein beliebten und wegen seiner
Unberührtheit und tiefen Frömmigkeit verehrten Kameraden, wie Bosco versichert
, ganz niedergedrückt und ergriffen waren Und mit welchen Mitteln

*) Don Bosco war von starker Körperkratt und s^hr wirtig, ^vie seine spätere
Kaltblütigkeit bei wiederholten Ueberfähen bewies


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