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Veszi: SpukerscheiniMigen im Jahre 1908 in Dunavarsany (Ungarn). 339
hätten sie jene furchtbaren Geräusche, die die Wände und Gewölbe zittern
machten, hervorbringen sollen? Uebrigens müssen diese akustischen Phänomene
„gerichtet** gewesen sein, d. h. die intelligente Ursache wollte nur auf bestimmte
Personen wirken, wie wir dies so oft bei solchen okkulten Geräuschen sehen.
Wären selbe vollkommen natürlich-real gewesen, so hätten doch alle Bewohner
des Hauses sie hören müssen und wären herbeigeeilt. In diesem Falle aber
hätten die Verursacher sich der jgrößten Gefahr ausgesetzt, erwischt zu werden,
und eine sehr strenge Bestrafung zu gewärtigen. Wie ich von guten Kennern)
der italienischen Seminar Verhältnisse erfahre, waren bei der damaligen strengen
Disziplin die Schlafsäle nachts abgeschlossen. Hätten sich etwaige Veranstalter
des schlechten Witzes einen Nachschlüssel verschafft, so hätte die Tür sich
nicht plötzlich von selbst öffnen können, man hätte, da namentlich Bosoo mit
gespanntester Aufmerksamkeit jeden Ton beobachtete, doch das Aufdrehen
des Schlosses bemerken müssen. Daß man sich denn nur mit einem Lichteffekt
begnügte, ist auch nicht wahrscheinlich, weil es viel näher lag, nun auch ein
weißes Phantom erscheinen zu lassen. Endlich muß man sich noch fragen:
wäre ein solcher „Ulk** in einem Seminar auf die Dauer verborgen geblieben?
Wer das Zusammenleben junger LeiUe in einer Kommunität kennt, wird sich
sagen, das ist höchst unwahrscheinlich. Schließlich hätte sich doch einmal einer
gerühmt, einen so gelungenen Streich vollführt zu haben. Es bleibt somit nur
das Urleil: Hier handelte es sich um eine wirkliche postmortale Kundgebung,
einen empirischen Beweis des Fortlebens.
Spukerscheinungen im Jahre 1908 in Dunavarsany (Ungarn.)
Von Baronin Margit Veszi-Mantica, Florenz.
An diesem sonst typischen Fall von sogenannten Spukerscheinungen sind
zwei nennenswerte Momente her\orzuheben: i. daß das Haus und die Besitzung
von den Bauern der Gegend überhaupt für ,,von Geistern besetzt'* galt (man
behauptete, daß unter dem kleinen Garlenhügel ein Schatz vergraben sei und
manchmal Flammen daraus schlügen — angeblich sah man die Geisler von
zwölf llonved-Soldaten, die an einem Baum im Hofe im Jahre i8^8 gehängt
wurden, in einem Zimmer soll man die Leiche eines längstverstorbenen Besitzers
gesehen haben, in einem anderen Zimmer soll man in der Nacht öfters
das Weinen eines Säuglings gehört haben usw. —, wovon meine Familie jedoch
nie etwas merken konnte), 2. daß die unabslreitbar beobachteten Geschehnisse,
die ich hier erwähnen will, nur wenige Nächte andauerten und nach dem
physischen Genesen des offenbaren Mediums für immer aufhörten.
Das sehr alte, ebenerdige Haus liegt in der ungarischen Tiefebene, komilat
Pest, von der Hauptstadt 3o Kilometer entfernt; vom Eingang führt ein ungefähr
3r Meter langer Korridor hinein, daran vier Gastzimmer, das Zimmer
meiner Geschwister, Billardsaal, Speisezimmer und Salon lagen. Nach dem
Salon, nicht mehr auf dem Korridor anschließend, war das Schlafzimmer
meiner Eltern, dann noch ein Gastzimmer und in dem Seitenflügel noch zwei
Zimmer. Sämtliche Bäume hatten einen Dachboden über sich, aber die an den
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