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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1931.)
Taschenspielerkunststücken bewanderter junger Mann nach der Abreise Stanis-
lawas deren Experimente teilweise trickmäßig nachzuahmen in der Lage war.
Hier wie auch bei Ouzik sehen wir jedoch die kluge Zurückhaltung Dr. Sünners,
dem es ebensowenig darauf ankam, mit seinen Erlebnissen seitenlang vor anderen
zu prunken, noch durch unsichere Verdachtsgründe Medien in ihrem persönlichen
Ruf ohne notwendigen Zwang zu schädigen.
Weitere Studien an Medien wurden nicht vernachlässigt, in der Aerztlichen
Gesellschaft wurden in einer Sitzung am 8. Dezember 1924 vier Malmedien zum
Thema „Mediale Kunstleistungen" vorgestellt, von denen Frau Aßmann mit ihren
bunten Blumen- und Tierornamenten wahrscheinlich zahlreichen Lesern bekannt
geworden ist. Im Jahre 1924 hatte Sünner noch Zeit gefunden, für den Verlag
Ullstein zur Sammlung: „Wege zum Wissen" ein Büchlein „Qehirn und Seele"
zu verfassen, das großen Anklang fand, und als erstes der ganzen Serie im
Jahre 1926 in stark erweitertem Umfang eine zweite Auflage erforderte.
Mit dem Beginn des Jahresbandes 1926 der führenden deutschen Zeitschrift
erfolgte die Umwandlung in eine „Zeitschrift für Parapsychologie". In den
damaligen, für das Verlagsgewerbe schwierigen Zeiten hatte sowohl in materieller
Hinsicht, wie auch durch ideelle Förderung — Zuführung zahlreicher namhafter
Gelehrter als ständige Mitarbeiter — ein Mann ein besonders großes Verdienst
an der eingeschlagenen Entwicklung: Dr. Albert von Schrenck -Notzing.
Schon seit jeher emsiger Mitarbeiter der „Psychischen Studien", wurde nunmehr
der in Wahrheit führende Kopf unserer Bewegung in Deutschland auch zum
geistigen Berater der von ihm als seine Schöpfung betrachteten Zeitschrift. Gelegentlich
eines Aufenthaltes in München im letzten Vierteljahr 1921 an der
Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie war Dr. Sünner bereits mit von
Schrenck-Notzing in enge Beziehung getreten, die sich allmählich in ein freundschaftliches
Verhältnis verwandelte. An mehreren Sitzungen der Psychologischen
Gesellschaft (Vortrag Kralls über seine „denkenden Tiere") wie der eigentlichen
Metapsychischen Gesellschaft hatte Sünner Gelegenheit teilzunehmen und den
Münchner Forscherkreis persönlich kennen zu lernen, so auch Prof. Gruber, Tischner
, Krall, General Peter und andere. Mit diesen, wie besonders mit Schrenck-
Notzing, wurde in der Folgezeit eine eifrige Korrespondenz gepflogen, und mehr
noch wie früher wurde die Pflege der schriftlichen Beziehungen mit allen Mitarbeitern
zu einem besonderen Punkt seiner neuen Verpflichtungen.
Hatte Sünner aber bisher während dreier Jahre die ganze Arbeit der Schriftleitung
allein geleistet, so wurde er jetzt durch Aufnahme von Dr. Kröner und
Studienrat Lambert unterstützt und die wachsenden Aufgaben verteilt. Ende des
Jahres 1926 schied Krön er, dem seine berufliche Tätigkeit wenig freie Zeit übrig
ließ, wieder aus, während des folgenden Jahres 1927 leisteten Sünner und Lambert
die Arbeit allein, ab Januar 1928 trat Dr. Kronfeld in die Schriftleitung
ein, um im Juni 1929 wegen Arbeitsüberlastung gleichfalls wieder auszuscheiden.
Seitdem ist Dr. Rud. Bernoulli, mit Sünner schon von seiner früheren Berliner
Zeit her befreundet, neben Lambert die Stütze der Redaktion, deren Arbeitslast
aber deshalb keineswegs als gering anzusehen ist, und die, was viele kaum glaubet
mögen, es bisher nicht zu einem ständigen Sekretariat gebracht hat.
Das, worauf es ihm immer zuerst ankam, war: selbst zu lernen. So benutzte
er auch gern jede Gelegenheit, auf Reisen Medien kennen zu lernen und zu
experimentieren, als auch Mitarbeiter unserer Zeitschrift aufzusuchen, und durch
mündlichen Gedankenaustausch ihnen näher zu treten. So weilte er Ende März
1925 in Wien, nachdem er auf der Durchreise in Prag Herrn Prof. Dr. O. Fischer
und Oberstltn. a. D. A. Konecny besucht hatte, um in Gegenwart der Univ.-Profes-
soren Thirring, Hoffmann, Entz, Hahn, Ludwik u.a. mehrere Sitzungen mit Willy
Schneider zu erleben. Anschließend besuchte er in Graz den Schreiber dieser
Zeilen und nahm am 4. April an einer Sitzung bei Frau Maria Silbert teil. Den
Bericht über diese Sitzungen veröffentlichte er im Juniheft 1925. Seitdem zählt
er zu den unentwegten Anhängern dieses berühmten Mediums.
Ende 1929 weilte Gräfin Zoe Wassilko (Wien) mit dem Medium Eleonore
Zugun in Berlin, von dessen Phänomenik und zweifellos echter Begabung Dr.
Sünner sich in mehreren Sitzungen überzeugen konnte.
Nach einigen mit von Schrenck-Notzing in Gastein verbrachten Sommerwochen
nahm Sünner Anfang August 1928 die Rückreise über Wien, um alte
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