http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0399
Zum 50. Geburtstage unseres Hauptschriftleiters Dr. Paul Sünner. 351
persönliche Beziehungen zu den dortigen Forscherkreisen aufzufrischen und
neue anzuknüpfen, anschließend blieb er einige Tage in Brünn, um in zwei
Sitzungen das durch die Veröffentlichungen von Wratnik bekannt gewordene
Medium Hilda Zwieselbauer und seine Beschützer kennen zu lernen (Bericht
über seine dortigen Erlebnisse im Oktoberheft 1928).
Im September und Oktober 1928 weilte das bekannte Medium Melzer als
Gast des Herrn Oberstltn. Schuppe in Berlin. Dr. Sünner veranstaltete in seiner
Wohnung eine Sitzung vor zahlreichen Aerzten und anderen Teilnehmern. Ergebnis
bei hellstem Licht: Apporte von Halbedelsteinen, frischen Maiglöckchen und
interessante Trancepersonifikationen! (Kurzer Bericht im Juliheft 1929.)
Anfang Mai 1929 befand sich das amerikanische Medium Valiantine in Berlin.
Die Sitzungen in gesellschaftlichem Rahmen im gastlichen Hause der Frau Exz.
von D. führten bekanntlich zu einer ablehnenden Einstellung Dr. Krögers, die
dieser in einem langen Aufsatz „Valiantines Entlarvung" (Oktober 29) niederlegte.
Dr. Sünner nahm bekanntlich einen gegenteiligen Standpunkt ein, hielt zum mindesten
diese wichtige Frage für nicht geklärt, also Kröners Urteil für vorzeitig,
und legte seine Ansicht in sachlicher Weise in dem bekannten Aufsatz nieder,
der in einer Sonderbroschüre enthalten ist.
Im Juni 1929 erfolgte ein zweiter Besuch bei Frau Silbert in Graz, der auch
wiederum wie schon 1925 zu einer freundschaftlichen Aussprache mit dem Unterzeichneten
führte (Bericht im Februarheft 1930). — Am 19. Februar 1930 fanden
in Berlin Versuche mit dem Hellseher Otto Reimann aus Prag statt (Dez.-Heft 30.)
Den Fragen der Psychometrie hatte Paul Sünner schon früher sein besonderes
Interesse zugewandt. Mit dem Hellsehmedium Frau Lotte Plaat hatte er
im Juni 1928 einige Wochen experimentiert und seine gründlichen Studien in
einer längeren Abhandlung im November- und Dezemberheft 1928 niedergelegt.
Durch Zusammenfassung seiner eigenen Untersuchungen mit denen anderer Autoren
widmete er dann dem Problem der Psychometrie eine besondere Broschüre
, die dieses wesentlich gefördert hat. Leider blieben ihm auch hier spätere
Enttäuschungen nicht erspart.
Aufsehen erregte Sünners ausführlicher Bericht über den Spuk in der
Tauroggener Straße in Charlottenburg, den er zu Anfang des Jahres 1929 mit
einigen Berliner Mitarbeitern untersuchte und im Oktober 1929 veröffentlichte.
Auch hier fiel die Gründlichkeit auf, mit der der Verfasser diesen bedeutenden
und weitverzweigten Begebnissen nachgegangen war, und die diesen wichtigen
Fall als besonders wertvolle Bereicherung unserer Literatur erkennen läßt.
Bekannt ist, daß sich seitens des Hauswirtes eine Räumungsklage einstellte
und in dessen Folge ein Spukprozeß entwickelte, den Sünner mit zwei Anwälten
erfolgreich durchzuführen das Vergftügen hatte.
Eine besondere Seite der publizistischen Tätigkeit Dr. Sünners, die ihm
augenscheinlich auch viel Freude macht, ist die Polemik, und seine manchmal
scharfe Feder hat mehr als einmal seine persönlichen Gegner und die Feinde
unseres Gebietes scharf gezeichnet und trefflich abgeführt. '
Zu seiner Chronistenpflicht gehörte auch der anschauliche Bericht über den
3. Internationalen Kongreß in Paris, den er uns im November 1927 vorlegte.
Im April 1930 nahm Dr. Sünner an dem 4. Internationalen Parapsychologen-
Kongreß in Athen teil, griff kräftig in die Diskussion ein und erstattete im Junihefte
der vorliegenden Zeitschrift einen ausführlichen Bericht. Im Januarheft des
Jahres 1931 hat er zugleich mit der Veröffentlichung des Protokolls über eine
bereits im September 1924 im Laboratorium Schrenck-Notzings erlebte, ereignisreiche
Sitzung mit Rudi Schneider zu prinzipiellen Betrachtungen über die
Deutungsfrage der medialen Erscheinungen das Wort ergriffen, seiner Hinneigung
zu einer spiritualistischen Erklärung Ausdruck gegeben, jedenfalls eine starre
animistische These abgelehnt. Sein erst kürzlich erschienener „Beitrag zur Frage
des Zusammenhanges zwischen Hysterie und Mediumismus" (Juniheft dieses Jahres
) ließ den erfahrenen Arzt sowie den vorsichtigen parapsychologischen Untersucher
in gleicher Weise erkennen.
Schrenck-Notzing, der das hohe wissenschaftliche Niveau der Zeitschrift
über alles stellte, ließ es an Rat und Tat, dieses zu erhalten, nicht fehlen. Die
Korrespondenz zwischen ihm und der Schriftleitung nahm denn auch oft einen
großen Teil der Arbeitskraft in Anspruch. Einmal, manchmal zweimal im Jahre
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1931/0399