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Kleine Mitteilungen.
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mit deren Hilfe das Institut Metapsychique zu neuen, grundlegenden Forschungen
auf parapsychologischem Gebiet gelangen würde. Rudi Schneider kehrte Mitte
Juni aus Paris in seine Heimat zurück, weil in den heißen Sommermonaten seine
Phänomene erfahrungsgemäß äußerst schwach sind. Die Versuche in Paris sollen
im Herbst fortgesetzt werden, vielleicht wird Rudi Schneider vorher einer neuerlichen
Einladung von Mr. Price nach London folgen. Vor seiner Abreise wurde
ihm vom Direktor des Institut Metapsychique, Dr. Osty, folgendes Zeugnis überreicht
:
Paris, den 15. Juni 1931.
Herr Rudi Schneider aus Braunau (Oesterreich) hat sich dem Institut Metapsychique
International in Paris während sechs Monaten im Jahre 1930 und 1931
zur Feststellung und zum Studium seiner übernatürlichen medialen Fähigkeiten
zur Verfügung gestellt.
Wir haben die Gewißheit erlangt, daß Herr Schneider in bestimmten Augenblicken
imstande ist, übernatürliche Phänomene hervorzubringen, insbesondere
Fernbewegungen von Gegenständen (Telekinesen), die sich unter der Kontrolle
unsichtbarer Strahlen befanden.
Ferner war die Untersuchung von Herrn Schneider der Anlaß dazu, daß
wir bestimmte, unbekannte Einwirkungen der menschlichen Psyche auf unsichtbare
Ausstrahlungen entdeckten, worüber in einigen Monaten ein Bericht veröffentlicht
werden wird.
Das Komitee des Institut Metapsychique International hat Herrn Rudi
Schneider den Preis zuerkannt, der für diejenige Persönlichkeit ausgesetzt war,
die uns eine neue Untersuchung ermöglichen würde.
Der Direktor des Institut Metapsychique International
(gez.) E. Osty.
Diskussion über Konnersreuth.
Von Paul Feldkeller.
Der soeben tagende 1. internationale religionspsychologische Kongreß in
Wien hatte eine erneute Befassung mit der Stigmatisierten von Kontiersreuth auf
dem Programm. Es war die übliche, den Laien paradox anmutende Konstellation:
die skeptischen Theologen auf dei einen Seite, die gläubigen Profanwissenschaftler
auf der andern, seien diese nun Historiker oder Mediziner. Nach dem katholischen
Religionspsychologen Prof. Dr. Mager aus Salzburg ist die wissenschaftliche
Aufklärung des Falles so trostlos und aussichtslos wie nur möglich. Er
unterschied die rein wissenschaftliche von der persönlich-menschlichen Betrachtungsweise
und hat selber beide Wege beschritten. Er betonte, nur als Religionspsychologe
zu sprechen — aus offenbarer Angst, sich theologisch festzulegen
. Wohl ist bei Therese Neumann in Konnersreuth Krankhaftes mitbeteiligt,
aber ein bedeutsamer Rest bleibt gleichwohl ungeklärt. Die Möglichkeit
eines Einbruchs einer übernatürlichen Macht wäre damit
gegeben. Wie weit sie gegeben ist — darüber ist wissenschaftlich wieder
nichts auszumachen. (Aber selbst dann wäre über den religiösen Wert der Wunder
noch nichts entschieden, da sie auch dämonischer Herkunft sein können,
wie gleichfalls geglaubt wird. Der Verf.)
Mager ist überzeugt, daß Therese Neumanns Persönlichkeit den Stempel der
Echtheit trägt. Aber man hat bisher den eigenartigen Bewußtseinszustand nicht
beachtet, der infolge jenes Sturzes auf den Hinterkopf am 17. März 1909 eingetreten
ist und mit zeitweiliger Erblindung verbunden war. Seit jener 2eit
datieren die Zustände des „Eingenommenseins", wie Pfarrer Naber, ihr Seelsorger,
sie nennt. Solange aber die eigentliche Natur ihrer Krankheit nicht untersucht
ist, muß ihr eigentümlicher ßewußtseinszustand vor und nach ihren Ekstasen
ein Rätsei bleiben. Sie spricht in fremden, toten Sprachen, ohne sie selber zu
verstehen. Auch die physiologischen Vorgänge und Zusammenhänge in bezug
auf ihre Nahrungsiosigkeit sind nicht untersucht (ihre tägliche Nahrung besteht
aus einer halben Hostie, Ausscheidungen sind nicht vorhanden). Damit aber
fehlen die Hauptvoraussetzungen für ein wissenschaftliches Urteil.
Und sind die Konnersreuther Vorgänge überhaupt religiöser Natur? Daß die
Ekstasen, Visionen und Prophetien religiösen Inhalt haben, besagt dafür noch
nichts. Therese Neumann ist im normalen Zustande eine durch und durch
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