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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1931.)
religiöse Persönlichkeit. Aber den Charakter ihrer anormalen, ekstatischen Zustände
kennen wir nicht: sind diese nur „nach der Art" religiöser Zustände (wie
die Traumerlebnisse) oder als „mediale" (Zustände der Besessenheit) zu verstehen
? In der Tat, ehe sich die Forschung einmal organisiert hat, um vorerst
nur das Problem richtig zu sehen und abzugrenzen, kann das Objekt gestorben
sein.
Therese Neumann ist heute 32 Jahre alt, blühend aussehend (bei
vierjähriger Nahrungslosigkeit!) und durchaus kein Altjungferntypus
. So wenigstens schilderte sie der ärztliche Sachverständige Dr. Witry aus
Metz, der im ganzen 19 Stigmatisierte persönlich gekannt hat. Da erscheint
Therese Neumann durchaus noch nicht als der wunderbarste Fall. Bei der Dominikanerin
Klara Moes (1832—1895) gingen die Handwunden durch und durch
(Therese N. hat nur Oberflächenwunden; bei der „großen Therese", der spanischen
Mystikerin, fand man auch das Herz durchbohrt!). Klara Moes konnte in
ihrer Ekstase in der Luft schweben. Diese Fälle sind durch Zeugen und Protokolle
erhärtet.
Das alles sind ungeklärte Dinge, für deren Erfassung uns jede, auch die bescheidenste
Handhabe fehlt. Daher sollte sich die einschlägige
Forschung im Falle Konnersreuth beeilen, ehe es zu spät
und eine seltene Gelegenheit verpaßt ist.
(Aus der Jenaischen Zeitung, Nr. 126, vom 2. Juni 31.)
Herr Hellwig holt sich eine Abfuhr In Italien.
Die italienische Fachzeitschrift für Kinematographie „Rivista Italiana di
cinetecnica" bringt im Dezemberheft 1930 einen Aufsatz des bekannten italienischen
Parapsychologen Emilio Servadio, zwar nicht über Kinotechnik, wie man
es erwarten dürfte, sondern über unseren „glänzenden Fachmann", Herrn Hellwig.
Die Parapsychologie ist eine ernste Wissenschaft und es ist gut, wenn ihren
Jüngern ab und zu Gelegenheit zum Lachen geboten wird. Seien wir also Herrn
Hellwig dankbar, wenn er recht oft zur Erhaltung einer fröhlichen Faschingsstimmung
beiträgt und den aschermittwöchlichen Katzenjammer auf sich nimmt.
Aus dem Artikel Servadios erfährt man, daß Herr Hellwig in der italienischen
Kinofachzeitschrift „Rivista Internazionale des Cinema Educa'tore" einen Artikel
über die Bedeutung des Kinos für die okkulte Forschung erscheinen ließ. Wie
geartet diese „fachmännische" Arbeit gewesen sei, ersieht man aus der Antwort
>r. Servadios. Vor allem bedauert letzterer, die Leser jener stark verbreiteten
Zeitschrift wegen Raummangels nicht des näheren über die Person Hellwigs
unterrichten zu können, verweist sie auf das Oktoberheft 1930 der „Zeitschrift für
Parapsychologie", in welchem Dr. Kröner ein vortreffliches Bild jenes Herrn
gezeichnet hat, und auf die feinen Glossierungen dieser interessanten Persönlichkeit
durch Dr. Sünner, wie man sie in verschiedenen Heften der obengenannten
Zeitschrift findet, und begnügt sich den Lesern gegenüber mit der Feststellung,
daß Herr Hellwig kaum einen leichten Bewurf parapsychologischen
Wissens besitze und in seiner maßlosen Eitel-
Äeitsich für berufen halte, die p a r a p s y c h is c h e Forschung
mit den verschiedensten Mitteln zu bekämpfen. Die Behauptung
Hellwigs, daß sowohl die „Geister" als auch die Medien sich nicht gerne photo-
graphieren ließen, widerlegt Servadio mit dem Hinweis auf den Umstand, daß
Schrenck-Notzings Werk „Materialisationsphänomene" 180 photographische Aufnahmen
enthalte, „Les phenomenes dits de materialisation" von J. A. Bisson deren
201, und daß Dr. Hamilton in Winnipeg (Canada) jüngst eine stattliche Anzahl
derartiger Aufnahmen in der „Psychic Science" veröffentlicht habe. Wenn anderseits
Hellwig behaupte, daß Schrenck-Notzing seine Filmaufnahmen nicht veröffentlicht
habe, so sei diese Behauptung falsch, es seien vielmehr 32 Filmbilder
im obengenannten Werk enthalten. Des weiteren wage es ein Hellwig, die wissenschaftliche
Zuverlässigkeit Schrenck-Notzings anzuzweifeln, während doch dessen
bis zur äußersten Grenze des Möglichen gehende Gewissenhaftigkeit allgemein
bekannt sei. Servadio zitiert den Ausspruch Prof. Drieschs, die Metapsychik sei
einem Kontinent zu vergleichen, der allmählich aus dem Wasser emportauche;
nur einige Gipfel ragten als Inseln aus dem Meere hervor. Schrenck-Notzing habe
eine solche Insel geschaffen, die fest dem Ansturm der Wogen widerstehe. Ueber
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