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Zeitschrift für Parapsychoiogie. 7. Heft. (Juli 1931.)
wiederholen. Mittlerweile jedoch war der besorgte Fakir selber aus Aegypten
herbeigeeilt und lud seinen Widersacher zu einem großen Wettstreit ein. Es war
ein sensationeller Abend. Heuze tat sein Bestes, doch brachte er es nicht zuwege
, Steine auf seinem Bauche zerschlagen lassen, längere Zeit im Grabe zu
verharren und sich auf die Schnittflächen zweier Sensen hinzustrecken. Triumphierend
holte nun der Fakir einen Notar und ließ durch ihn das Versagen Heuzes
amtlich feststellen. Zur Entschuldigung erklärte dieser, er verfüge weder über
die körperlichen Kräfte, noch über das Training des Fakirs, was beides aber nur
eine Frage der Zeit und fortgesetzter Uebungen sei.
Rechtlich liegen nunmehr die Dinge so: Tahra-Bey ist gehalten, seine Klage
gegen Heuze durch tatsächliche Beweise zu stützen. Er will also vor der I.Pariser
Zivilkammer seine schwierigen Kunststücke wiederholen. Heuze seinerseits
muß dartun, daß es sich ausschließlich um Oauklertricks handelt, die ein jeder
vorführen kann, der über die nötige Kraft und Uebung verfügt. Zu diesem
Zwecke ist er entschlossen, alle Nummern des Fakirs vor Gericht zu wiederholen,
denn die erforderliche Uebung hofft er nunmehr zu besitzen. Was die etwa
fehlende Kraft angeht, so sollen darübei Sachverständige von der berühmten
Joinviller Schule für Körpererziehung urteilen.
Vielleicht findet man, daß in dieser Sache Frau Justitia weniger kompliziert
ist als die Menschen, die mit ihren Wunderlichkeiten vor sie hintreten...
(Tages-Anzeiger für Stadt und Kanton Zürich Nr. 29 vom i. 2. 1931.)
Ein okkulter Brandstifter.
Das Brünner Spukmedium Hilda Zwieselbauer, über dessen fabelhafte Leistungen
auch an dieser Stelle wiederholt berichtet wurde, hatte ihre letzte, große
Entwicklungsphase etwa vor zwei Jahren beendet, als die Phänomene des
„Alarius" nach einer überaus machtvollen Entfaltung immer schwächer und
schwächer wurden, bis endlich im März 1929 nunmehr negative Sitzungen zu verzeichnen
waren. „Alarius" hatte sich allem Anschein nach endgültig verabschiedet.
Der vollständige Stillstand datiert von dem Augenblick an, als Hilda die Liebe
ihres astralen Freundes gegen die eines flotten Studenten eintauschte, welche
Liebe auch nicht ohne Folgen blieb. Ein sicherer Beweis dafür,
daß diese Vorgänge mit dem Sexualleben in innigem Zusammenhange
stehen. Von diesem Augenblicke an gab es in den
Sitzungen überhaupt keine Phänomene mehr, und zwar weder „echte" noch „unechte
". Ein weiterer Beweis dafür, daß auch die sogenannten Fälle von „Nachhilfe
" nur im Zustande einer „Besessenheit" vorkommen, falls natürlich die Kontrollmaßnahmen
unzureichend sind, in der Regel daher nicht als absichtliches
Täuschungsmanöver aufzufassen sind. Hilda hat nach der angeblichen Prager
„Entlarvung" wieder die schönsten, echten Phänomene hervorgebracht, bis die
Kraft des „Alarius" allmählich erlahmte und endlich ganz ausblieb. Um ein
Wiederauftreten der Phänomene zu erleichtern, versuchten wir es auch ohne
jedwede Kontrolle. Trot/dem es Hilda bei den stundenlang andauernden negativen
Sitzungen ein leichtes gewesen wäre, durch Nachahmung wenigstens eines
Phänomens ihren schwindenden Ruf wieder zu festigen, geschah auch bei völliger
Kontrollosigkeit nichts, gar nichts. Und merkwürdig: Während sich nun,
zur Zeit ihrer Glanzperiode, Leute aller Gesellschaftsschichten um ihre Gunst
bewarben, stand sie nach dem Ausbleiben der Phänomene alsbaJd wieder einsam
und verlassen da, besonders als der von Bankdirektor Liebich gegründete Zirkel
nach dessen Tode zerfiel. Schuldtragend ist in gewissem Sinne auch Dir. L.,
der grundsätzlich jedwede Teilnahme weiterer Beobachter ablehnte.
Nun hat sich nach erfolgter Niederkunft Hildas eine neue Wesenheit gemeldet
, die aber alle übrigen, die bis jetzt da waren, an Bosheit und Schlechtigkeit
übertrifft, ohne daß es uns bis jetzt gelungen wäre, in einer Sit/ung mit dieser
Wesenheit in Verbindung zu treten und uns ihre Kräfte nutzbar zu machen. Die
Angriffe richten sich besonders gegen das Kind Hildas, an dem diese mit über-
schwänglicher Liebe hängt. Sobald Hilda das Kind allein läßt, wird es regelmäßig
von unsichtbaren Händen geschlagen, ge/wickt, sogar gewürgt, und zwar
so ausgiebig, daß man stundenlang die blau unterlaufenen Spuren dieser Tätigkeit
sehen kann. Ebenso konnte man den klatschenden Schlag einer schallenden
Ohrfeige hören, als Hilda noch im Zimmer weilte, und auf der Wange des un-
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