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Kleine Mitteilungen
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schuldigen Kindes prargten drei rote Streifen, der deutliche Abdruck dreier Finger
einer Hand. Diese Abneigung gegen die Frucht der Liebe Hildas ist ein weiterer
Hinweis auf den sexuellen Charakter aller dieser Vorgänge.
Der Gipfelpunkt der Bosheit dieser neuen Wesenheit, die sich den Namen
„Joscht" beigelegt hat, war aber die Brandstiftung am 19. April 1930. Hilda
hatte am Abend eine Verrichtung in der Küche und ließ dort die brennende
Kerze auf der Kredenz stehen, da sie beabsichtigte, nach einigen Minuten in die
Küche zurückzukehren. Während dieser wenigen Minuten, wo Hilda im Schlafzimmer
weilte, wurde diese Kerze von unbekanntem Täter (die Wohnung war
abgesperrt) wahrscheinlich in das mittlere Zimmer getragen, und damit die Vorhänge
angezündet. Erst die Explosionen der berstenden Fensterscheiben machten
die beiden im geschlossenen zweiten Zimmer weilenden Schwestern auf
das Unglück aufmerksam, so daß der Brand mit Mühe gelöscht werden konnte.
Die Kerze samt Leuchter war gleich/zeitig verschwunden, stand aber am nächsten
Morgen wieder an Ort und Stelle. Eine weitere Person war überhaupt nich*
anwesend, der Weg von der Küchenkredenz bis zu den Vorhängen im Zimmer
ging über eine geschlossene Tür und betrug etwa 4 Meter, die Fenster und Türen
dieses Zimmers waren geschlossen, so daß eine Brandlegung durch eine Unvorsichtigkeit
oder durch Zugluft gar nicht in Betracht kommt. Es bleibt also
nur die eine Deutung, daß diese boshafte Sachbeschädigung nur auf Konto der
neuen Wesenheit zu setzen wäre. Aus den früheren Episoden haben wir genugsam
Erfahrungen gesammelt, daß solche Späße bei diesen Wesenheiten, speziell
bei denen, die sich um Hilda sammeln, nicht unbeliebt sind und daß ihnen alles
zugetraut werden kann. Anders liegt natürlich die materielle Seite der Angelegenheit
. Die Familie Zwieselbauer hat, was boshafte Sachbeschädigung anbelangt
, bereits so manches durchgemacht, aber jetzt begann die Sache doch
etwas unangenehm, ja geradezu gefährlich zu werden. Bei jedesmaligem neuen
Besuch mußte ich auf eine neue Hiobspost gefaßt sein und kein Wunder, wenn
die Mutter der Mädchen von neuen Experimenten nichts mehr wissen will. Solange
die beiden Mäzene unserer Sache Dr. von Schrenck-Notzing und Direktor
Liebich noch lebten, konnte die Familie immerhin auf Ersatz der aufgelaufenen
Unkosten rechnen, doch dies hat nun auch sein Ende gefunden.
Es ergeht daher an alle Freunde und Anhänger der Forschung die ergebene
Bitte, durch einen bescheidenen Beitrag weitere Untersuchungen zu ermöglichen
und so indirekt zu verhindern, daß ein vielversprechendes Talent aus
Mangel an entsprechender Pflege gänzlich verkümmert. Etwaige Spenden übernimmt
der Unterzeichnete: Bürgerschullehrer Hans Wratnik, Brünn,
Bäckergasse 84. ' i
Dr. phil. Otto Seeling f.
In Berlin verstarb am 6. Juni unser bekannter Mitarbeiter, der Schulrektor
und Diplom-Handelslehrer Otto Seeling. Seit langem zuckerleidend, wurde diesem
rastlosen Mann kurz vor Vollendung seines 55. Lebensjahres die Erlösung zuteil.
Seeling zeigte großes Interesse für alle Gebiete parapsychischer Forschung,
wenn ihn auch die rein mentalen Phänomene besonders zur Untersuchung und
Nachprüfung anregten, da er seit langem die Hypnose theoretisch und praktisch
als Spezialfach betrieb, wovon zahlreiche Abhandlungen Zeugnis ablegen. Oftmals
war er ein tapferer Kämpfer im Streit mit den hiesigen Negativisten (Moll,
Hellwig usw.). Urn sein großes Wissen noch mehr in den Dienst der ihm so
lieb gewordenen Wissenschaft stellen zu können, promovierte er 1926 nach
gründlichen Privatstudien zum Dr. phil. bei Qeheimrat Messer in Gießen. (Der
Couäismus in seiner psychologischen und pädagogischen Bedeutung.) In dem
letzten Jahren widmete er sich sogar noch dem Studium der Medizin, und befand
sich eben in den letzten klinischen Semestern. Er war ein schlagkräftiger
Redner, als sorgsamer Ordner legte er sich ein umfangreiches Archiv an, rein
menschlich war er von liebenswürdigem, offenen Wesen und freundschaftlicher
Gesinnung. So war er in den hiesigen parapsychologischen Kreisen bekannt, und
so wird sein Andenken als das eines furchtlosen, emsig strebenden Mannes weiter
fortleben. Sünner.
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