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Schubert: Der Spuk auf Schloß H.
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sollten wir ihm mehr Freiheit gewähren, damit er nicht meine, wir seien
schuld daran, daß seine Kraft in dieser Weise gebrochen würde. Wir sollten
aber auf der Hat sein, um gegebenenfalls eingreifen zu können. Mit anderen
Worten, es sei auf alle Fälle Vorsicht geboten.
Wir fuhren am Sonnabend, den 26. Juli, wieder nach IL Nach dem Abendbrot
, als das Medium Frau S. Messer und Gabel auf ihren Teller legen wollte,
machte sich bereits wieder ein Trancezustand bemerkbar. Sie hielt das Messer
krampfhaft in der Hand. Ich nahm ihr selbiges weg und bat sie, sich auf
den Platz zu begeben, auf dem sie das letzte Mal gesessen hatte. Dadurch
wurde sie wieder frei. Ich bat ferner, den Tisch abräumen zu lassen, um
eventuelle Anreize auf die dort liegenden Bestecke zu \ ermeiden. Dann
schlössen wir die Türen der anderen Zimmer ab. Den Grund dafür habe ich
bereits erläutert. Wir setzten uns in der gqwohnten Weise, nur war das
Tischchen aus der Mitte entfernt und der Kreis wteit größer gezogen. Wir
unterhielten uns über die Irrlehre der Kirche betreffend die ewige Verdammnis
. Wir hatten doch mit eigenen Augen gesehen, welche Resultate diese Lehre
zeigte, denn wo bliebe dann die Wahrheit des anderen Wortes: Gott will,
daß allen Menschen geholfen werde. Was Gott will, wird er auch in jedem
Falle zustandebringen. Um 22 Uhr 4o Min. machten sich Zeichen des Trancezustandes
bemerkbar Wir führten unser Gespräch fort, ohne das Medium
aus den Augen zu lassen. Durch unsere Rede wollten wir einen gewissen Einfluß
auf das Wesen ausüben, stand es doch eben auf dem Standpunkt, es sei
in der ewigen Verdammnis und es gebe kein Entrinnen daraus. Der Platz des
Herrn F. war leergebiieben. Wir hatten einen weiteren Sessel dem Medium
gegenüber aufgestellt, den He^r F. besetzen sollte, er zog es aber vor, einen
Schritt hinter dem Sessel auf einem Leder stuhl am Eßtisch Platz zu nehmen.
Herr F. sagte zu dem W'esen: „Willst du denn gar nicht einsehen, daß dein
Zustand so nicht weiterbestehen kann?" Das Wesen: „Duuu? Duuu—?"
Herr F.: „Natürlich, wie sollte ick dich sonst nennen? Du hast doch nicht
gesagt, wer du bist, bzw. wie wir dich anreden sollen." Es kam nur wieder das
eino Wort: „Duuu?" Es wurde wieder auf das Unhaltbare seines Zustandesi
aufmerksam gemacht, ferner auch darauf, daß es keine ewige Verdammnis
gebe. Blitzschnell stand das Medium auf, versuchte Herrn R. aus dem Weg
zu schieben (dieser stand dem Fenster am nächsten), dann Herrn F., faßte
einen schweren Sessel bei den Armlehnen, hob ihn hoch und hatte denselben
über seinem Kopf, so daß die Lehne den Rücken des Mediums deckte. Wir
sprangen sofort hinzu und nahmen nicht ohne Mühe den Sessel, um ihn wieder
an seinen Platz zu stellen. Wir standen in gewissen Abständen um das
Medium herum und sprachen wiederum begütigend auf das Wesen ein. Es
machte eine halbe Umdrehung nach rechts und wollte Frau Sch. scheinbar
einen Schlag versetzen. Dieses ging fehl, da Frau Sch. einen Schritt nach
hinten trat. Wir machten es auf das Unritterliche seines Tuns aufmerksam.
Schon nach einigen Sätzen, die gesprochen waren, setzte sich das Medium
auf das Sofa, vor dem es bisher gestanden hatte. Es dauerte gar nicht lange
und Frau S. war wieder frei von diesem Wesen. Es war 22 Uhr 5i Min.
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