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Zeitschrift für Parapsycfoologie. 8. Heft. (August 1931.)
Wir unterrichteten nun Frau S.~ von dem soeben Vorgefallenen, suchten auch
nach einer Erklärung, welchen Zweck wohl die Aktion mit dem Sessel halte,
kamen aber zu keinem Ergebnis. Das Beiseiteschieben der Herren R. und F.
konnten wir nur so deuten, daß eventuell der Weg freigemacht werden sollto
nach dem Fenster. Wir wollten uns mit unseren Erklärungen keineswegs
festlegen, sondern den Bescheid unseres alten Freundes abwarten, der uns bestimmt
werden würde. Die Handlungsweise gegen Frau Sch. blieb uns zunächst
schleierhaft. Wir harrten nun der Dinge, die da kommen sollten und lenkten
unser Gespräch* in andere Bahnen. Es dauerte geraume Zeit, bis sich wieder
ein Trancezustand bemerkbar machte. Mitternacht war bereits überschritten,
o Lhr 12 Min. war die Volllranee eingetreten. Das Medium erhob sich mühsam
und stand wieder vor dem Sofa. Es entrangen sich die Worte: „Helft mir
zum Tode." Herr F. sagte: ,,Sehr gern würden wir solches tun, wenn es einen
Tod gäbe. Es gibt nur ein ewiges Leben und dem wird keiner \on uns entrinnen
können." Der starre Blick des Phantoms war auf Herrn S. gerichtet.
Man merkte an den Mienen eine gewisse Aufmerksamkeit, deshalb sprach
Herr F. in ruhiger sachlicher Weise weiter, indem er sagte: „Schon das
Sehnen nach einem besseren Leben führt uns auf den Weg. Auch für dich
gibt es ein anderes Leben als das, was du augenblicklich führst. Du sielist,
deine Kraft und dein Blick haben seine Wirkung verfehlt, glaube daran,
daß es keine ewige Verdammnis gibt, und schon dieser Glaube führt dich aus
deiner augenblicklichen Lage heraus." Mühsam entrangen sich durch das
Medium die Worte: „In — die — Hölle —, in — die — Hölle —." Als
das letzte Wort kaum ausgesprochen war, sank das Medium in sich zusammen
und fiel auf die Seile, um nach einigen Augenblicken zu erwachen. Wir waren
zunächst keines Wortes mächtig, einen solchen Eindruck hatte die letzte Sz^ne
auf uns gemacht. Ein tiefes Gefühl des Mitleides für dieses Wesen war in uns
geweckt woiden. Wir berichteten dvm Medium das soeben Vorgefallene, dann
herrschte einige Augenblicke tiefe Stille Nur mühsam kam wieder ein Gespräch
in Gang. Keiner wagle zunächst, diese letzten Vugenblicke zu berühren, als
hätte ein jeder Angst, etwas Heiliges zu Verletzen.
Um o Uhr 38 Min. meldete sich unser alter Freund und gab uns Auskunft
über die erlebte Manifestation. Er fühlte aus: Der Sessel wurde aufgehoben
, um mit den Beinen desselben die Fensterscheiben zu zerschlagen.
Er soll'e dann hinterrücks fallen gelassen werden, um ein Hindernis zu
schaffen. (Ich habe bereits ausgeführt, daß dieses durch unser Dazwischentreten
mißglückte.) Das Beiseiteschieben der beiden Herren sollte demselben
Zweck dienen. Auf meine Frage betreffend des Angriffes auf Frau Sch.. wurde
uns gesagt, daß dei Zweck derselbe sein sollte, nur hatte das Wesen erwartet,
daß wir uns um die Dame bemühen sollten, um somit den We<r -vollständig
frei zu haben. Auch diesen \uss>ang habe ich bereits geschildert. Wir können
daraus ersehen, wie raffiniert und gut ausgedacht all dieses war. Es wiar ihm»
auch besonders aufgefallen, daß wir „Du" zu ihm sag.'en. Während der
anderen Sitzung ist ihm dieses gar nicht in dieser Weise nun Bewußtsein gekommen
. Der Zweck seines zweiten Kommens ist gewesen, uns zu sagen.
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